Christian Horner: «Eine gewisse Unbehaglichkeit»
Christian Horner
Formel-1-CEO Chase Carey hat klargemacht: Wenn die Königsklasse ab Anfang Juli wieder fahren wird, dann natürlich nur unter Ausschluss der Öffentlichkeit und unter Einschränkung der Fachkräfte, die im Fahrerlager tätig sind. F1-Sportchef Ross Brawn sprach davon, wie ideal der Red Bull Ring für den Saisonstart geeignet sei. «Es ist nicht einfach, einen idealen Rahmen für solch eine Veranstaltung zu finden, einen Austragungsort, an dem wir die Umgebung kontrollieren können. Spielberg ist perfekt. Wir haben in unmittelbarer Nähe einen lokalen Flughafen, wo unsere Charter-Maschinen landen können. Wir sind nicht zu nahe an einer grossen Stadt, aber wir haben eine fabelhafte Infrastruktur. Es war naheliegend, dass wir unter diesen Umständen gleich ein zweites Rennen anhängen. Eine der logistischen Herausforderungen besteht darin, dass alle Fachkräfte getestet werden, bevor sie das Fahrerlager betreten dürfen.»
FIA-Chefarzt Professor Gérard Saillant spricht von zahlreichen Tests, die fortlaufend gemacht werden. «Wir werden alles tun, um die Risiken zu minimieren. Wir arbeiten eng mit dem Roten Kreuz zusammen, um besonderes Personal vor Ort zu haben, welches die Menschen im Fahrerlager testet. Die Tests im Juli sind vielleicht nicht die gleichen wie heute. Wir werden Tests für Speichelproben erhalten, die in Minutenschnelle Ergebnisse zeigen und können somit viel häufiger testen. In welchem Rhythmus genau wir testen, das steht noch nicht fest – die Verhandlungen dazu laufen mit den lokalen Behörden und mit der Weltgesundheitsorganisation.»
Red Bull Racing-Teamchef Christian Horner weiss: «Es ist ein unglaublicher Kraftakt, die WM zum Laufen zu bringen. Wenn die Formel 1 Anfang Juli zurückkehrt, so nur unter strengen Sicherheitsvorkehrungen. Dann aber kann der Österreich-GP zur Blaupause für weitere Rennen werden.»
«Wir werden nur mit dem notwendigsten Personal anreisen, ich schätze, also weniger als 80 Personen. Wir reisen zusammen, wir sind im gleichen Hotel untergebracht, es wird keine sozialen Kontakte zu den Mitgliedern anderer Rennställe geben», so Horner im Podcast von Autosport. «Und wir werden fortlaufend getestet. Es werden derzeit zahlreiche Prozeduren festgelegt zum Schutz von uns allen. Mit dem Ablauf eines Grand Prix, wir wir ihn bislang kannten, wird das alles nichts mehr zu tun haben.»
«In Zeiten der Not rücken die Menschen zusammen, ich sehe das auch bei unserem Rennstall. Schon früh wurden die Weichen zu den richtigen Entscheidungen gestellt, um das Überleben der Formel 1 zu sichern und uns wieder auf die Rennstrecke zu bringen, aber in einer verantwortungsvollen und sicheren Art und Weise. Eine solche Krise rückt die Dinge in die richtige Perspektive – dass nämlich nichts über die Gesundheit und Sicherheit der Menschen gehen darf.»
Auch für Christian Horner steht fest: Die neue Normalität wird anders sein. «Selbst wenn es eines Tages wieder erlaubt sein wird, kann ich mir nicht vorstellen, dass die Menschen leichten Herzens zu Grossveranstaltungen zurückströmen. Sie werden eine gewisse Unbehaglichkeit spüren, und das gilt nicht nur für den Sport, das gilt für alle Events, sagen wir Musikfestivals. Wir werden nur schrittweise zur Normalität zurückkehren.»
«In solchen Zeiten musst du um die Ecke denken können, und die Formel 1 tut das derzeit, um den Sport wieder aufs Gleis zu bringen, und das formt auch die Zukunft der Königsklasse.»
«Die Leute zuhause drehen langsam durch, weil es keinen Live-Sport mehr gibt. Ich sehe die Formel 1 da in einer positiven Rolle, wenn wir die Menschen im Juli wieder unterhalten können. Ich halte 15 bis 18 Rennen für etwas optimistisch, aber man muss sich ein Ziel setzen.»