Bernie Ecclestone: «Ich hätte die GP-Saison abgesagt»
Fabiana und Bernie Ecclestone
Am Montag, 23. Januar 2017, war der längjährige Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone seinen Job los. Das US-amerikanische Medienunternehmen «Liberty Media Corporation» übernahm die Formel-1-Gruppe, für 4,4 Milliarden Dollar, dazu Verbindlichkeiten in Höhe von 4,1 Milliarden Dollar. Zuvor gehörte die Formel 1 Baumeister Ecclestone und seiner Familie, ferner Banken und Investmentfirmen wie CVC Capital. Bernie Ecclestone als Geschäftsleiter musste gehen, sein Nachfolger als Formel-1-CEO wurde Chase Carey. Ecclestone kommentierte das damals so: «Wenn einer ein Auto kauft, dann will er es auch selber fahren.»
Heute ist der Engländer 89 Jahre alt und wird Vater. Seit mehr als zwei Monaten befindet er sich auf einer Kaffee-Plantage mit Bauernhof bei São Paulo. Was als zweiwöchiger Urlaub mit seiner Gattin Fabiana gedacht war, ist zur Corona-Quarantäne geworden. Weil der brasilianische Präsident Jair Bolsonaro den Ernst der Corona-Lage nicht wahrhaben wollte und Schutzmassnahmen verschlampte, erweist sich das südamerikanische Land für den Virus SARS-CoV-2 als Nährboden – Brasilien steht bei 116.000 Erkrankungen und 8000 Toten, Tendenz steigend, die Dunkelziffer ist hoch, weil viel zu wenig getestet wird.
«Die Welt hat sich auf für uns verändert», sagt Ecclestone, der im kommenden Juni Papa wird, in der Schweizer Tageszeitung Blick. «Aber wir sind hier mit den 30 Angestellten in einer noch ertragbaren Situation. Auch wenn ich diese ewigen TV-Sendungen über Corona kaum mehr sehen kann!»
Auf der Farm gibt es jeden Tag reichlich zu tun – 680 Rinder, 34 Hühner, 12 Pferde, 7 Ponys, 6 Hunde, 3 Katzen und eine nicht näher bekannte Zahl von Fischen. Bernie Ecclestone: «Für die Hühner bin ich verantwortlich. Zwei Mal am Tag kehre ich mit etwa 20 Eeiern aus dem Hühnerstall zurück.»
Eben ist die Kaffee-Ernte eingefahren worden (150 Tonnen), der schwangeren Fabiana geht es gut. Bernie: «Ende Juni soll unser Sohn auf die Welt kommen. Da Brasilien weiter geschlossen ist, haben wir hier schon Einiges vorbereitet. Aber am liebsten wäre uns die Schweiz – wenn wir fliegen könnten!» Ecclestone besitzt in Gstaad ein Chalet und das Hotel «Olden».
Die Verpflegungssituation in Brasilien sieht gemäss Ecclestone so aus: «Wir können alles bestellen, das wird dann vor den abgeriegelten Toren abgesetzt, und wir gehen es mit dem Auto holen.»
Angst hat Bernie Ecclestone vor Corona nicht: «In meinem Alter hat man keine Angst mehr vor dem Tod. Das ist man einfach nur dankbar und freut sich auf jeden Telefonanruf. Zum Glück hat Fabiana beim Backgammon grosse Fortschritte gemacht, so dass die Tage etwas kürzer werden.»
Zum aktuellen Geschehen in der Formel 1 mit dem geplanten Saisonbeginn in Spielberg und einem WM-Kalender im freien Fluss meint Bernie: «Das wird eine grosse Aufgabe, die man in diesen schwierigen und unsicheren Zeiten kaum bewältigen kann. Da wäre auch ich an Grenzen gestossen. Finanziell wird das ein grosses Abenteuer. Wenn sie wirklich mit Geisterrennen in Spielberg, Silverstone und Budapest starten wollen, ist die logistische Aufgabe kaum machbar. Ich hätte die Saison abgesagt – und alle hätten sich auf 2021 konzentrieren können. Jetzt schaffen sie vielleicht noch acht Rennen!»