Felipe Massa zu Sebastian Vettel: Ferrari ungenügend
Felipe Massa und Sebastian Vettel in Monza 2015
Keiner muss Felipe Massa erklären, welcher Druck sich für einen Ferrari-Piloten aufbaut. Der beliebte Brasilianer ist von Australien 2002 bis Abu Dhabi 2017 in der Formel 1 269 Mal im Einsatz gestanden, in den Jahren 2006 bis 2013 ging er für Ferrari an den Start.
Der heute 39jährige Massa kam dem Titel 2008 (im Duell mit Lewis Hamilton) näher als Vettel 2017 und 2018 gegen den gleichen Hamilton. Am Ende blieb für Felipe wie für Sebastian gegen den starken Briten nur jeweils der zweite WM-Schlussrang. Inzwischen ist klar – die Wege von Vettel und Ferrari trennen sich Ende 2020.
Massa sagt dazu: «Viele herausragende Fahrer sind für Ferrari angetreten, ohne den Titel zu holen. Wir dürfen nicht vergessen, dass die Italiener seit 2008 ohne Konstrukteurs-Pokal sind, der letzte Fahrer-Weltmeister war Kimi Räikkönen 2007. Seither waren das Auto und das Team einfach nicht gut genug. Fernando Alonso machte 2010 einen grandiosen Job. Aber auch damals war der Fahrer besser als der Wagen.»
«Wenn also Vettel letztlich den Titel verpasst hat, dann kann man das nicht einfach nur dem Fahrer zur Last legen. Er ist so manches fabelhafte Rennen gefahren. Er hat oft gewonnen. Und er hatte seine Stallgefährten meist im Griff. Aber da hat sich 2019 gegen Charles Leclerc geändert. Sebastian geriet intern unter Druck, vielleicht hat das zur Entscheidung von Ferrari geführt.»
Für den elffachen Grand-Prix-Sieger Felipe Massa kam die Nachricht der Trennung letztlich nicht überraschend, wie er in einem Vodcast von Sky sagt. «Wenn du bei einem Team bleiben willst, dann musst du dir deiner Sache zu 100 Prozent sicher sein. Ob er GP-Pilot bleiben wird, ist eine andere Frage. Ich wäre nicht verblüfft, wenn er aufhört. Wenn ihn kein Team überzeugen kann, dann wird er kaum in der Formel 1 bleiben.»
Zu Vettel-Nachfolger Carlos Sainz meint Massa: «Ich hätte eher damit gerechnet, dass Daniel Ricciardo verpflichtet wird. Aber Carlos hat bewiesen, dass er ein aussergewöhnliches Talent ist. Gegen Verstappen damals bei Toro Rosso war das eine knappe Sache. Sainz ist ein harter Arbeiter und ein toller Mannschaftsspieler. Er ist wunderbar gereift und hat 2019 bei McLaren eine fantastische Saison gezeigt. Es ist schön zu sehen, dass Ferrari erstmals seit vielen Jahren nicht auf einen GP-Sieger oder Weltmeister setzt, sondern auf einen jüngeren Fahrer, mit dem sich etwas aufbauen lässt. Das ist gut für den Sport.»
Der letzte Fahrer vor Leclerc und Sainz, der nicht als GP-Sieger oder Champion zu Ferrari kam: Felipe Massa 2006.