Toto Wolff: Mitarbeiter nicht nach Hautfarbe gewählt
Das Mercedes-Team nach dem WM-Finale von Abu Dhabi 2019
Der Tod des Afroamerikaners George Floyd in Minneapolis und weltweite Proteste gegen Rassismus haben Lewis Hamilton tief bewegt. In bewegenden Worten wandte er sich auf Instagram an seine Fans: «Die vergangene Woche war düster. Ich konnte meine Emotionen nicht zurückhalten. Ich fühlte so viel Wut, Trauer und Unglaube darüber, was ich zu sehen bekam. Ich bin komplett erfüllt von Zorn über diese himmelschreiende Geringschätzung für die Leben unserer Leute. Die Ungerechtigkeit, die unsere Brüder und Schwestern jeden Tag immer wieder aufs Neues erleben, ist widerlich und MUSS aufhören.»
«Erst wenn es Krawalle gibt und Schreie für Gerechtigkeit, reagieren die Mächtigen, aber dann ist es zu spät. Es brauchte also Hunderttausende auf der Strasse und brennende Gebäude, um Offizielle zum Handeln zu bringen und Derek Chauvin unter Mordanklage zu stellen – das ist traurig. Amerika ist bedauerlicherweise nicht der einzige Ort, wo Rassismus grassiert. Wir versagen als Menschheit, dass wir nicht dafür einstehen, was richtig ist. Verharrt nicht in Schweigen, egal welcher Hautfarbe ihr seid. Schwarze Leben zählen.»
Nun hat sich auch Lewis Hamiltons Teamchef Toto Wolff zum Thema Rassismus geäussert. Der Österreicher sagt in einer Videokonferenz: «Wir wissen, Lewis Hamilton hat schon immer Minderheiten unterstützt. Ich habe von ihm viel gelernt. Einmal hat er mich gefragt: ’Toto, hast du je darüber nachgedacht, dass du weiss bist?’ Und ich musste zugeben, dass ich das nicht getan hatte. Lewis weiter: ’Ich muss jeden Tag über meine Hautfarbe nachdenken, weil ich jeden Tag darauf aufmerksam gemacht werde.’»
Toto Wolff weiter: «Aus unserer Sicht ist es sehr schwierig, sich vorzustellen, wie das ist. Daher bin ich froh, dass er sich zu diesem Thema so markant äussert. Er ist Botschafter für unseren Sport, und was er macht, das ist gut.»
«Ich selber hatte das grosse Glück, in einem Haushalt mit ganz unterschiedlichen Nationalitäten aufzuwachsen. Ich lebte lange bei einer jüdischen Familie, als es meiner eigenen Familie nicht so gut ging. Daher konnte ich als Kind miterleben, was es bedeutet, wenn jemand diskriminiert wird. Wir alle müssen dazu beitragen, Veränderungen zu bewirken. Manchmal braucht es leider Ereignisse wie in den USA, um eine Welle der Unterstützung auszulösen.»
«Ich finde es gut, dass Lewis als Superstar in dieser Bewegung ganz vorne steht, als einer aus einem von Weissen dominierten Sport. Jeder von uns sollte sich engagieren, damit solch schreckliche Dinge nicht mehr passieren. Wir als Rennstall fördern Diversität. Wir wählen unsere Mitarbeiter nur nach Leistung aus – nicht nach Kultur, Religion oder Hautfarbe.»