Sebastian Vettel, Ferrari: «Ich bin sehr erleichtert»
Ein einsamer Ferrari heult durchs Autodromo Internazionale von Mugello. Auf der eigenen Rennstrecke ist das erfolgreichste Formel-1-Team zur Arbeit zurückgekehrt. Wie zuvor Mercedes-Benz (in Silverstone) und Renault (auf dem Red Bull Ring) kam ein 2018er Chassis zum Einsatz, weil es die Testbeschränkung der Königsklasse so vorschreibt – keine Probefahrten mit dem aktuellen Auto nach den Wintertests Ende Februar in Spanien und vor dem WM-Finale von Abu Dhabi im Dezember.
Der eine oder andere Fan konnte Blicke auf den Rennwagen erhaschen, aber der Test fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Am Morgen kam der vierfache Weltmeister Sebastian Vettel zum Einsatz, am Nachmittag übernahm der Monegasse Charles Leclerc.
Der Test verfolgte drei Ziele: Ziel 1 – Vettel und Leclerc sollten mit einem angemessen flotten Wagen wieder in Schwung kommen. Rennsimulator gut und schön, aber nichts ersetzt das Fahren im echten Grand-Prix-Auto.
Ziel 2 – Ferrari wollte an der Rennstrecke die neue Normalität üben, die Art und Weise also, wie ein Rennstall bei abebbender Corona-Pandemie in Europa so arbeitet, dass dem Virus SARS-CoV-2 möglichst wenig Angriffsfläche geboten wird. Dazu gehört natürlich die Maskentragepflicht, dazu gehört Handhygiene, dazu gehört Social Distancing – weniger Mechaniker sind gleichzeitig am Wagen, und auch die nur in kleinen Gruppen.
Ziel 3 – Ferrari konnte sich auf diese Weise mit einem modernen GP-Renner mit Mugello vertraut machen, wo im September vielleicht erstmals ein WM-Lauf stattfindet.
Vettel fuhr 116 Tage nach dem Wintertest in Barcelona und unter den Augen von Teamchef Mattia Binotto eine GP-Distanz in den Hügeln der Toskana. Der Heppenheimer war dort noch nie mit einem Ferrari gefahren, allerdings mit Red Bull Racing, das war 2012.
Für Leclerc war es eine Mugello-Premiere im Formel-1-Renner, aber Rennen ist er in Mugello in den Nachwuchsklassen gefahren. Auch er spulte fast 300 Kilometer ab.
Sebastian Vettel: «Ich bin sehr erleichtert, dass ich wieder hinters Lenkrad konnte. Die Pause war denn doch ein wenig lang. Es ist auch schön gewesen, alle Mitarbeiter wiederzusehen. Schlicht grandios, wie es sich anfühlt, wieder einen Formel-1-Renner am Limit zu bewegen. Und das auch noch auf solch einer spektakulären Bahn. Mugello würde es wirklich verdienen, einen Grand Prix austragen zu dürfen! Ich war acht Jahre lang nicht hier und brauchte ein paar Runden, um wieder in einen Rhythmus zu kommen. Dann aber war das nur noch Fahrspass pur.»
Charles Leclerc: «Wie gut das getan hat, wieder in einem richtigen Rennwagen zu sitzen! Das hatte ich so vermisst. Ich habe ja einige virtuelle Rennen bestritten im Corona-Lockdown, aber der körperliche Eindruck von Speed im echten Renner ist einfach unvergleichlich. Ich bin jetzt das erste Mal mit einem Formel-1-Auto in Mugello gefahren, da fühlt sich die Bahn noch intensiver an. Jetzt kann ich es nicht erwarten, dass die Saison beginnt.»