Ralf Schumacher: «Ob Mercedes das stemmen will?»
Ralf Schumacher und Toto Wolff
Der Coronavirus stellt die Welt auf eine harte Probe. Die Gesundheit der Menschen ist die eine, unmittelbare Bedrohung, wirtschaftliche Schwierigkeiten durch den Lockdown das andere, langfristige Problem. Formel-1-Sportchef Ross Brawn ist davon überzeugt, dass die Einführung eines Kostendeckels unerlässlich war, um das Überleben der Königsklasse zu sichern. «Ohne diese Obergrenze wären die Autohersteller gegangen», sagte der Engländer im Rahmen der eKonferenz des Automobil-Weltverbands FIA.
Die Formel 1 erhält ab 2021 eine Budgetobergrenze – zunächst 145 Millionen Dollar pro Saison, das wird schrittweise gesenkt, auf 140 Millionen im Jahr 2022 und auf 135 im Jahr darauf. Vor Jahren angedacht war einmal eine Obergrenze von 175 Millionen, «aber das war vor dem Hintergrund der Corona-Katastophe einfach zu viel», so Ross Brawn. «Diese Krise hat uns die Möglichkeit geschenkt, den Budgetdeckel auf jenem Niveau anzusiedeln, den wir immer wollten.»
«Mit dem Deckel konnten die Rennstallchefs bei den Vorständen argumentieren: ‚Schaut, die Formel 1 wird in Zukunft weniger kostenaufwändig.’ Ich fürchte, ohne den Deckel hätten wir die Anzahl Autohersteller und die grossen Teams nicht halten können.»
Der sechsfache GP-Sieger Ralf Schumacher (45) bleibt skeptisch: «Ich wurde in der Zeit im Rennsport gross, als die Hersteller gerade wieder in die Formel 1 zurückkamen. Die Budgets gingen durch die Decke. Ich denke, das Thema synthetischer Treibstoff wird ganz wichtig, damit hätte die Formel 1 eine grosse Chance und könnte sich besser verkaufen. Der neue Mercedes-Chef Ola Källenius mag sicher die Formel 1, aber nicht unter allen Bedingungen. Mercedes hat alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt. Jetzt wäre eine gute Situation, das Team zu verkaufen, denn 2021 beginnen die Investitionen in die neuen technischen Entwicklungen. Ich weiss nicht, ob die Mercedes noch stemmen will.»
Von Daimler gab es zu Ausstiegsgerüchten ein kraftvolles Dementi. «Wir haben nicht vor, uns aus der Formel 1 zurückzuziehen», sagte Daimler-Sprecher Jörg Howe der dpa. «Es gibt keinen Beschluss und keinen Grund, aus der Formel 1 auszusteigen.»
Auch zur Personalie Wolff äusserte sich Howe. «Toto ist und bleibt unser Teamchef – über die Saison hinaus», bekräftigte er.
«Spekulationen über einen möglichen Rückzug aus der Formel 1 sind unbegründet und unverantwortlich», hiess es in einer anderen Erklärung: «Der Sport hat die richtigen Massnahmen ergriffen, um die Folgen der Covid-19-Pandemie und ihre künftige finanzielle Nachhaltigkeit anzugehen, und wir begrüssen diese Schritte. Es ist unsere klare Absicht, auch in den kommenden Jahren als Mercedes-Werksteam in der Formel 1 zu fahren, und dies mit unserem geschäftsführenden Gesellschafter Toto Wolff.»