Williams-Rennstall: Noch 2020 in anderen Händen?
Claire Williams
Williams ist ein Urgestein der Formel 1, der drittälteste Rennstall nach Ferrari und McLaren, seit 1977 dabei. Der von Frank Williams und Patrick Head gegründete Rennstall ist auch der dritterfolgreichste der Königsklasse. Aber in den letzten Jahren musste das englische Team aus Grove hartes Brot essen. 2018 und 2019 wurde Williams jeweils WM-Letzter, durch eine Umschuldung konnten zwar 31 Millionen Euro frisches Kapital gefunden werden, damit ist die Saison 2020 gesichert, aber Williams schliesst einen Verkauf nicht mehr aus.
Der heutige Formel-1-Sportchef Ross Brawn hat ab 1978 jahrelang für Williams gearbeitet, als junger Techniker. «Wenn wir nichts unternommen hätten, um den Sport finanziell gesünder zu machen, dann sähe es besorgniserregend aus, aber gegenwärtig scheint mir die Lage stabil zu sein. Ich weiss, dass seriöse Leute an Williams interessiert sind.»
Das bestätigt jetzt auch Claire Williams in Österreich. Die 43jährige Britin sagt am Red Bull Ring: «Wir haben Kontakt zu einer Reihe sehr interessanter, potenzieller Investoren. Sie sind qualitativ hochwertig. Die Voraussetzungen haben sich nicht geändert. Wir haben verschiedene Wege zur Auswahl – eine Investition ins Team, den Verkauf einer Minderheits- oder Mehrheitsbeteiligung, und auch ein kompletter Verkauf ist möglich. Wir haben alle Optionen, und der Vorstand wird entscheiden, welches der beste Weg ist.»
Einer der Investoren ist der iranisch-kanadische Unternehmer Michael Latifi, dem das Forbes-Magazin ein Vermögen von 2 Milliarden Dollar nachsagt. Er durch den Lebensmittelkonzern Sofina als Sponsor bei Williams engagiert, sein Sohn Nicholas sitzt im Auto. Latifi ist überdies seit Mai 2018 Teilhaber der McLaren-Gruppe, wo er sich für 265 Millionen Dollar zehn Prozent der Firmenanteile gesichert hat.
Wegen seiner eigenen Zeit bei Williams hat Ross Brawn eine Schwäche für diesen Rennstall. «Williams hat ein reiches Erbe, und klar liegt mir das Team am Herzen. Aber die Realität in der Formel 1 ist brutal, und du wirst alle zwei Wochen auf den Prüfstand gestellt. Du kannst Schwächen nicht verstecken. Wenn du über Jahre Letzter bist, dann muss sich etwas ändern. An diesem Punkt ist Williams jetzt. Wer immer dort an Bord kommen wird, muss die fundamentalen Gründe verstehen, wieso die Leistungen von Williams nicht gut genug sind – Finanzen, Struktur, Arbeitsweise. Ich weiss letzlich nicht, wo es im Argen liegt. Die Formel 1 ist gnadenlos.»