Ross Brawn über Corona: Nicht selbstgefällig werden
Formel-1-CEO Chase Carey und F1-Sportdirektor Ross Brawn
Das dritte freie Training zum Grossen Preis der Steiermark musste abgesagt werden: Der Regen ist zu stark, an Formel-1-Fahren ist nicht zu denken. Das ist bedauerlich, denn der WM-Auftakt vor einer Woche und der erste Trainingstag zum zweiten Rennen der Saison haben in Sachen Einschaltquoten gezeigt, wie sehr die Fans den Rennsport vermissen.
«Österreich ist ein wunderbarer Ort, um die Saison zu beginnen», sagt Formel-1-Sportchef Ross Brawn. Der Organisator, der Autosport-Weltverband FIA und das F1-Management haben einen sehr hohen Standard gesetzt.»
Der 65jährige Brite blickt zurück: «Das Rennwochenende von Melbourne abbrechen zu müssen, das war ein Schock, von dem wir uns erholen mussten. Wir haben sehr früh begonnen, uns darüber Gedanken zu machen, wie wir wieder Rennen zeigen können. Die Motorsportler sind beim Thema Logistik ziemlich fit, wir sprechen hier von erstklassigen Organisatoren. Plan B, C und D im Kopf zu haben, falls Plan A nicht klappt, das ist unser täglich Brot.»
«Wir haben dann angefangen, regelmässig Sitzungen abzuhalten im Viereck FIA, Formula One Management, Rennställe und GP-Organisatoren. Wir kamen als Vorsichtsmassnahme zu diesem System der grossen und kleinen Blasen; wir sehen die Formel 1 als eine grosse Blase, darin enthalten sind ganz viele kleinere Blasen, ein Team bildet eine, aber innerhalb des Rennstalls gibt es dann viele noch kleinere Blasen.»
«Früher oder später werden die ganzen Corona-Tests ein positives Ergebnis zum Vorschein bringen, aber wir hoffen, wir sind dann in der Lage, die Situation zu kontrollieren, indem wir von Anfang an durch zahlreiche Massnahmen das Risiko minimieren. Meine Frau Jean hat sich Sorgen gemacht, dass ich hierherkomme. Aber ich sagte zu ihr: ‘Das Fahrerlager ist der sicherste Ort von allen.’»
«Klopfen wir auf Holz, bislang ist alles gut gegangen, alle Fachkräfte sind gesund, aber wir dürfen nicht selbstgefällig werden. Die Zusammenarbeit hier mit dem Organisator ist vorbildlich.»
«Wir haben am ersten GP-Wochenende gesehen – das Interesse der Fans ist riesig. Besonders auffällig war ein viel kraftvolleres Echo in den ganzen sozialen Netzwerken. Ich glaube, das geht zurück auf die virtuellen Rennen, die wir gezeigt haben. Die Fans hatten dabei die Gelegenheit, die Fahrer besser kennenzulernen, und das macht sich nun bezahlt.»
«Alle wollen, dass die Formel 1 wieder rollt, aber in Zentrum muss für uns stehen, dass wir das in verantwortungsvoller, sicherer Art und Weise machen können. Die Formel 1 ist ein Globe-Trotter, und wir müssen mit allen Mitteln verhindern, dass wir als ein Sport wahrgenommen werden, der Corona in der Welt verteilt. Vielmehr müssen die Länder sich auf uns verlassen können, dass wir eine sichere Veranstaltung bieten.»