Lewis Hamilton (Mercedes): «Das wäre Chaos gewesen»
Lewis Hamilton
Ross Brawn wollte 2020 mit dem Quali-Format experimentieren. Der 65jährige Sportdirektor der Formel 1 plante, bei einigen Läufen Quali-Rennen mit umgedrehten Startaufstellungen einzuführen. Angedacht war, das klassische Abschlusstraining zu ersetzen, durch ein 30-minütiges Quali-Rennen. Die Startaufstellung dazu würde in umgekehrter Reihenfolge des WM-Stands erfolgen. Das Ergebnis des Mini-GP ergäbe die Aufstellung fürs Hauptrennen. Der Plan scheiterte am Veto von Mercedes-Benz.
Ross Brawn bedauert, dass die Chance für ein Experiment dahin ist. Der Engländer sagt: «Wir hatten das im vergangenen Jahr schon einmal für 2020 aufs Tapet gebracht und erhielten zu wenig Unterstützung. Jetzt, wo wir wegen Corona teilweise zwei Mal auf der gleichen Bahn fahren, dachten wir, das sei die perfekte Gelegenheit, um etwas auszuprobieren. Aber wir sind mit unseren Plänen für die Startaufstellung gescheitert – wegen Mercedes. Toto war sehr ehrlich: ‘Wir sind in der besten Ausgangslage, wir jagen den siebten Titel in Folge, wieso sollten wir freiwillig unsere Chancen schmälern?’ Ich kann das nachvollziehen und respektiere diese Entscheidung. Ich wünschte einfach, er hätte das grössere Bild im Blick behalten.»
Wir hatten nun erstmals in der Formel-1-Historie zwei Läufe innerhalb von acht Tagen auf der gleichen Bahn, mit dem Grossen Preis von Österrich und dem Grand Prix der Steiermark auf dem Red Bull Ring. Weitere Doppelrennen sind geplant: In Silverstone (2./9. August) und in Bahrain (Daten noch nicht offiziell bestätigt).
Der zweite Lauf war durchaus keine Fotokopie des ersten: Die Autos liefen insgesamt viel standfester als beim WM-Auftakt, in den Top-Ten war nur eine Platzierung identisch, mit Sergio Pérez auf Rang 6.
Weltmeister Lewis Hamilton sagte in seiner Nachbesprechung des Steiermark-GP: «Ich glaube definitiv, wir sollten kreativer werden, aber ich weiss auch nicht, wie genau. Für Silverstone ist angedacht, dass an den beiden Wochenenden mit andersartiger Kombination der Reifenmischungen gefahren wird, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass dies für uns Fahrer einen Unterschied macht.»
«Es ist eher eine Frage des Formats. Wenn wir schon zwei Mal auf der gleichen Bahn fahren, dann ist es jammerschade, dass wir nicht in umgekehrter Fahrtrichtung fahren können. Natürlich ist dies wegen der ganzen Auslaufzonen unmöglich, die Rennstrecken wurden dafür einfach nicht entworfen.»
Gleichzeitig ist Hamilton froh, wurde die Idee mit dem umgedrehten Startfeld nicht eingefährt: «Das wäre Chaos gewesen. Wenn du dich vorne qualifiziert hast und dann nach hinten rücken musst, dann ist das sehr schwierig. Nein, ich frage mich vielmehr, ob nicht andere Rennserien vielleicht Denkansätze bieten würden, welche wir uns anschauen sollten. Was die zwei Rennen von Silverstone angeht, so könnten wir auf alle Fälle etwas tun, um das ein wenig aufzupeppen.»