James Allison: Mercedes – Hitze-GP als Achillesferse?
James Allison
War bislang Petrus auf der Seite von Formel-1-Weltmeister Mercedes-Benz? Gemessen an früheren Rennen auf dem Red Bull Ring und auf dem Hungaroring war das Wetter ungewohnt kühl. In den vergangenen Jahren hatten die Mercedes-Techniker Mühe damit, gesunde Betriebstemperaturen des Silberpfeils zu halten, wenn unter heissen Bedingungen gefahren wurde.
Mercedes-Techniker James Allison gibt zu: Obschon in drei Rennen drei Siege geholt wurden, haben die Dauer-Weltmeister Bedenken, was den Einsatz des 2020er Autos bei hochsommerlichen Temperaturen angeht. «Es war am ersten GP-Wochenende der Saison warm», sagt der Engländer, «und dann an den darauffolgenden Wochenenden für die Jahreszeit zu kühl. Und das erste Rennen war auch jenes, in welchem wir am wenigsten überzeugen konnten.»
«Wir würden selber gerne herausfinden, was passiert, wenn wir auf einer Strecke fahren, die von der Sonne regelrecht gebacken wird. Wir möchten wissen, ob wir unter solchen Bedingungen unser gutes Reifen-Management bewahren können.»
James Allison wehrt sich gegen die Darstellung, bei den WM-Leadern sei alles in Butter. «Jeder, der am ersten GP-Wochenende an unseren Sitzungen teilnehmen könnte, würde schnell merken – niemand von uns ist siegessicher. Ganz im Gegenteil haben wir uns grosse Sorgen darüber gemacht, ob wir überhaupt ins Ziel kommen.»
«Letztlich schwebt über jedem Rennwagen immer ein Damoklesschwert. Denn bei aller Arbeit mit dem Ziel Perfektion: Diese Autos bleiben nun mal Prototypen, bei welchen jederzeit etwas schieflaufen kann. Und dann bist du als Techniker in der Regel enttäuscht, weil du dir vorwirst, dass du ein solches Problem hättest erkennen müssen. Wir sind uns dessen bewusst – es gibt eine Million Möglichkeiten, dass der Wagen liegenbleibt.»
«Dann kommt die Frage auf uns zu, ab welchem Punkt wir unser Augenmerk ganz auf die Entwicklung des 2022er Autos legen sollen. Diese Entscheidung wird wesentlich beeinträchtigen, was 2021 passiert.»
James Allison ist überhaupt nicht überzeugt davon, dass Mercedes 2020 mit links zum siebten Titel in Serie fahren wird. «In der Quali sind wir stark. Im Rennen war es nicht ganz so deutlich. Da ist der Abstand zu unseren Gegnern kleiner. Wir scheinen klarer vorne zu liegen als vor einem Jahr. Aber ich glaube, das liegt weniger daran, dass wir um so viel stärker geworden sind; sondern vielmehr daran, dass unsere Rivalen mit Schwierigkeiten kämpfen.»