Formel 1: Die Wahrheit über Max Verstappen

Crash Verstappen–Hamilton: Wird Fall neu aufgerollt?

Von Mathias Brunner
Max Verstappen gegen Lewis Hamilton

Max Verstappen gegen Lewis Hamilton

Wie üblich bei einem Crash wie zwischen Max Verstappen und Lewis Hamilton wird unter Fans und Fachleuten kontrovers diskutiert. Die Rennkommissare begründen die milde Strafe für Lewis Hamilton.

Ein Crash zwischen zwei Piloten auf der Jagd nach dem Sieg: Wir haben das hundertfach erlebt, und so lange es Rennsport gibt, werden Kollisionen wie zwischen Max Verstappen und Lewis Hamilton unvermeidlich sein. Wenn zwei Renn-Asse das gleiche Stück Asphalt für sich beanspruchen, so geht das selten glimpflich aus.

Die Situation in Silverstone: Max Verstappen aus dem Rennen und im Krankenhaus, sein Auto Schrott, null Punkte. Lewis Hamilton erhielt für seine Aktion von den Rennkommissaren eine Zehnsekundenstrafe, die er während seines Boxenstopps absass und die ihn nicht daran hinderte, danach seinen 99. GP-Sieg einzufahren und Verstappen in der WM-Tabelle bis auf acht Punkte heranzurücken.

Natürlich ist in den ganzen Fan-Foren seit der Kollision der Teufel los, und man braucht weder Verstappen-Fan, noch Hamilton-Gegner zu sein, um die Frage in den Raum zu stellen: War diese Strafe angemessen? Der langjährige GP-Pilot und Sportwagen-Weltmeister Martin Brundle weist darauf hin: «Diese zehn Sekunden, das war die zweitmildeste Strafe, welche von der Rennpolizei verhängt werden konnte.» Noch milder wären nur fünf Sekunden gewesen.

Die Rennkommissare Nish Shetty (Singapur), Dennis Dean (USA), Eric Cowcill (England), Emanuele Pirro (Italien) und Loic Bacquelaine (Belgien) begründeten die Strafe für Lewis Hamilton wie folgt.

«Die Rennkommissare haben Beweismittel in Form von Videos und Telemetrie untersucht. Die Autos 33 (Verstappen) und 44 (Hamilton) stachen in Kurve 9 (Copse), mit Wagen 33 in Führung, Wagen 44 leicht versetzt dahinter. Fahrzeug 44 befand sich auf einer Linie, welche nicht zum Scheitelpunkt der Kurve führte, liess also rechts innen Raum offen.»

«Als Wagen 33 in die Kurve einlenkte, hat Fahrzeug 44 Kontakt nicht vermieden, und es kam zu einer Berührung des linken Vorderrads von 44 und des rechten Hinterrads von 33. Wir schätzen Wagen 44 daher als übermässig schuldig ein, diese Kollision verursacht zu haben.»

Die Rennkommissare verwiesen auf Artikel 2 d, Kapitel IV, Anhang L des Internationalen Sportkodex. Dort ist nachzulesen: «Das Verursachen einer Kollision, die Wiederholung schwerwiegender Fehler oder mangelhafte Kontrolle über das Fahrzeug wird den Sportkommissaren gemeldet und kann die Verhängung verschiedener Strafen bis hin zu einer Disqualifikation zur Folge haben.»

Das Strafmass obliegt immer dem Augenmass der Rennkommissare: Zeitstrafen von 5, 10, 20 oder 30 Sekunden sind möglich; hat der Fahrer noch keinen Boxenstopp absolviert, muss die Strafe an der Box abgesessen werden, bevor am Wagen gearbeitet wird. Hat der Fahrer seine Reifenwechsel schon hinter sich, wir die Zeit auf die Rennzeit addiert.

Die Kommissare haben ferner die Möglichkeit, eine Durchfahrtstrafe zu verhängen, sie können bei einem überaus schlimmen Vergehen einen Fahrer sogar aus der Wertung nehmen.

Wettbewerber haben das Recht der Berufung. Grundsätzlich sind im Rennen ausgesprochene und abgesessene Strafen fast nicht anfechtbar. Aber keine Regel ohne Ausnahme: Findet gemäss FIA-Reglement ein Wettbewerber «entscheidend neue Erkenntnisse», kann ein Vorfall neu begutachtet und eine Strafe verändert werden. Solche Vorstösse sind in der Formel 1 dokumentiert, haben aber selten zu einer Veränderung der Strafe geführt. Über die erwähnten neuen Erkenntnisse müssten die gleichen Kommissare befinden, welche in Silverstone ihr Urteil gefällt haben.

Grossbritannien-GP, Silverstone

01. Lewis Hamilton (GB), Mercedes W12, 1:23:03,157h
02. Charles Leclerc (MC), Ferrari SF21, +3,871
03. Valtteri Bottas (FIN), Mercedes W12, +11.125
04. Lando Norris (GB), McLaren MCL35M-Mercedes, +28,573
05. Daniel Ricciardo (AUS), McLaren MCL35M-Mercedes, +42,624
06. Carlos Sainz (E), Ferrari SF21, +43,454
07. Fernando Alonso (E), Alpine A521-Renault, +1:12,093 min
08. Lance Stroll (CDN), Aston Martin AMR21-Mercedes, +1:14,289
09. Esteban Ocon (F), Alpine A521-Renault, +1:16,162
10. Yuki Tsunoda (J), AlphaTauri AT02-Honda, +1:22,065
11. Pierre Gasly (F), AlphaTauri AT02-Honda, +1:25,329
12. George Russell (GB), Williams FW43B-Mercedes, +1 Runde
13. Antonio Giovinazzi (I), Alfa Romeo C41-Ferrari, +1 Runde
14. Nicholas Latifi (CDN), Williams FW43B-Mercedes, +1 Runde
15. Kimi Räikkönen (FIN), Alfa Romeo C41-Ferrari, +1 Runde
16. Sergio Pérez (MEX), Red Bull Racing RB16B-Honda, +1 Runde
17. Nikita Mazepin (RUS), Haas VF-21-Ferrari, +1 Runde
18. Mick Schumacher (D), Haas VF-21-Ferrari, +1 Runde
Out
Sebastian Vettel (D), Aston Martin AMR21-Mercedes,
Max Verstappen (NL), Red Bull Racing RB16B-Honda, Kollision

WM-Stand nach 10 von 23 Rennen

Fahrer
1. Verstappen 185 Punkte
2. Hamilton 177
3. Norris 113
4. Bottas 108
5. Pérez 104
6. Leclerc 80
7. Sainz 68
8. Ricciardo 50
9. Gasly 39
10. Vettel 30
11. Alonso 26
12. Stroll 18
13. Ocon 14
14. Tsunoda 10
15. Räikkönen 1
16. Giovinazzi 1
17. Russell 0
18. Schumacher 0
19. Mazepin 0
20. Latifi 0

Teams
1. Red Bull Racing 289
2. Mercedes 285
3. McLaren 163
4. Ferrari 148
5. AlphaTauri 49
6. Aston Martin 48
7. Alpine 40
8. Alfa Romeo 2
9. Williams 0
10. Haas 0

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