Vettels Neuer: Räikkönen, Ricciardo, Vergne im Test
Das begehrteste Cockpit für die Saison 2014 ist der zweite Red-Bull-Racing-Renner neben Sebastian Vettel. Nach Mark Webbers Ankündigung, ab 2014 für Porsche Sportwagen-Rennen zu fahren, haben sich viele vertragslose Piloten Hoffnungen auf einen Platz bei RBR gemacht. Teamchef Christian Horner und Nachwuchsprogramm-Chef Dr. Helmut Marko haben jedoch schon in England klargemacht – Chancen haben nur Kimi Räikkönen, Daniel Ricciardo und Jean-Eric Vergne.
Eine kurze Umfrage innerhalb des Dunstkreises von Red Bull, aber auch mit Vertretern gegnerischer Rennställe sowie mit einigen Fachkollegen ergibt ein ziemlich exaktes Bild darüber, wer derzeit aus diesem Trio die besten Chancen hat.
Kimi Räikkönen
Für eine Verpflichtung des Finnen spricht:
– «Herr Regelmässigkeit» (25 Formel-1-Punktefahrten in Serie, Rekord) ist eine Garantie für das bestmögliche Ergebnis in einem Grand Prix. In einem konkurrenzfähigen Rennwagen sind Podestplätze und Siege gesichert.
– Kimi Räikkönen interessiert sich nicht für Politik.
– Das Menschliche zwischen Vettel und Räikkönen stimmt.
– RBR-Vordenker Adrian Newey ist hingegen immer dann am besten, wenn er mit einem frischen Blatt Papier anfangen kann. Das weiss auch Räikkönen. Die Motorisierung spielt beim Schritt in die Turbo-Ära keine Rolle – Red Bull Racing und Lotus fahren mit dem gleichen Motor.
Gegen ein Engagement des Weltmeisters von 2008 spricht:
– Red Bull Racing ist ein überdurchschnittlich PR-aktives Team. Kimi Räikkönen hasst PR-Auftritte.
– Der Finne fühlt sich bei Lotus wohl, weil man ihm grosse Freiräume lässt.
– Red Bull Racing gilt als Vettels Team. Will Räikkönen sich das antun?
– Sebastian Vettel hat sich mit dem aufsässigen Mark Webber einige Male angelegt (oder umgekehrt). Im Fahrerlager wird schnell klar: Räikkönen ist eine ganz andere Nummer als Webber. Ist das aus Team-Perspektive wünschenswert?
– Falls sich Vettel Ende 2015 zu Ferrari oder Mercedes verabschiedet – dann wäre Räikkönen an der Grenze zum 36. Altersjahr. Wie ein Zukunfts-orientierter Plan B sieht das nicht aus.
Daniel Ricciardo
Für eine Beförderung von Toro Rosso zu Red Bull Racing spricht:
– Solider Aufwärtstrend in dieser Saison, hat in Sachen Zweikampfstärke zugelegt.
– Unter den Renningenieuren aufgrund seiner Aussagen respektiert.
– Die Beförderung eines Nachwuchsfahrers wäre ein starkes Signal, dass das Red-Bull-Juniorenprogramm zu etwas nütze ist.
Gegen den Australier spricht:
– An einem bestimmten Tag so schnell wie ein Top-Pilot, aber eben nur dann. Ricciardo muss in Sachen Konstanz zulegen.
– Muss lernen, Rückschläge besser zu verkraften. Viele fragen sich: Wie stark ist Daniel mental wirklich?
Jean-Eric Vergne
Für den Wechsel von Toro Rosso zu Red Bull Racing spricht:
– Hohe Zweikampf-Aggressivität, an der Grenze des Erlaubten.
– Ein besserer Rennfahrer als Qualifyer.
– Die Beförderung eines Nachwuchsfahrers wäre ein starkes Signal, dass das Red-Bull-Juniorenprogramm zu etwas nütze ist.
Gegen den Franzosen spricht:
Zu wenig konstant, vorwiegen in der Qualifikation. Was nützt Renn-Speed, wenn man im Training von zu weit hinten losfahren muss?
– Bisweilen in Zweikampf zu wild. Aber: Ein wilder, schneller Fahrer lässt sich vielleicht zähmen. Ein zahmer, langsamer Fahrer lässt sich hingegen kaum schneller und kampfstärker machen.
Fazit
Nur Nationalisten aus Frankreich und Australien wittern eine bessere Chance für Vergne und Ricciardo. Räikkönen steht ganz klar in der Pole-Position für den Platz neben Vettel. Die Kernfragen sind: Was will Kimi? Und wen wählt Red Bull Racing, sollte Räikkönen sich für Lotus entscheiden?