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Vettel: «Vergleich mit Fangio-Prost-Schumi? Seltsam»

Von Mathias Brunner
Wir sind vier: Vierter Titel für Sebastian Vettel und Red Bull Racing

Wir sind vier: Vierter Titel für Sebastian Vettel und Red Bull Racing

Der alte und neue Formel-1-Weltmeister tut sich schwer damit, sich selber in die ganz grossen Champions einzuordnen. Und er hat gewisses Verständnis für seine Kritiker.

Zuerst war das Kartfahren nur ein Interesse, dann war es ein Hobby, die Formel 1 lag noch in weiter Ferne, rückte aber näher, und dann ging alles im Eilzugs-Tempo: Formel-1-Tests mit BMW-Sauber, erster Einsatz für den verletzten Robert Kubica 2007 in Indy, erste volle Saison und erster Sieg mit Toro Rosso 2008, ab 2009 schon ein heisser WM-Kandidat mit Red Bull Racing, seit 2010 Formel-1-Weltmeister. Was für eine Karriere! Und jetzt steht dieser Sebastian Vettel auf einer Stufe mit Juan Manuel Fangio, Alain Prost und Michael Schumacher, als vierfacher Formel-1-Champion ...

Für Vettel selber ist das ein wenig abstrakt: «Mir fällt es schwer zu verstehen, dass ich auf einmal auf gleicher Höhe stehen soll. Hin und wieder muss man sich wirklich kneifen – ich habe Alonso gegen Schumi Rennen fahren gesehen, und dann war ich auf einmal auf der gleichen Bahn und kämpfte mit Fernando um den Titel.»

«Ich schätze mich überhaupt glücklich, in einer Ära zu fahren, wo wir so viel Talent in der Formel 1 sehen dürfen: Fernando, sehr spanisch, sehr leidenschaftlich, mein grösster Rivale. Lewis Hamilton, mit unheimlich viel Talent gesegnet. Mark, absolut auf der gleichen Stufe mit den Besten der Branche. Nico Rosberg, trotz seiner Siege meiner Meinung nach noch immer unterschätzt. Kimi und Jenson, beide Weltmeister.»

«Und doch sind die vier Titel eigentlich nur eine Zahl. Fangio hat fünf, und die Menschen sagten, er sei der Beste. Dann hat ihn Michael Schumacher überflügelt. Ja, er hatte teilweise das beste Auto, aber keiner kann nachvollziehen, wie hart er dafür gearbeitet hat. Und zu seiner Zeit fuhren ja auch nicht nur Pappnasen herum – Montoya, Häkkinen, Coulthard, Kimi, Fernando, alles herausragende Talente.»

«Aber Legenden-Status kann für mich nicht nur an Zahlen und Titeln gemessen werden. Ich meine, Stirling Moss wurde nie Weltmeister. Aber keinem käme es je in den Sinn, seinen Status als den Besten seiner Zeit anzuzweifeln.»

«Wo ich mich selber da einordne? Ich weiss es nicht. Ich glaube, ich bin zu jung, um abschätzen zu können, wo ich da stehe. Vielleicht werde ich es verstehen, wenn ich 60 Jahre alt bin. Aber dann interessiert es wohl keinen mehr. Was für mich wichtig ist: keiner kann mir diese Erfolge mehr nehmen. Aber ich habe immer versucht, geerdet zu bleiben. Ich glaube, einer der Grundlagen für unseren Erfolg ist eben, dass keiner selbstgefällig wird und jeder weiter versucht, alle Details im Auge zu behalten. Und dann ist auf einmal der Titel da, da fühlst du eine enormen Leere, aber auch eine enorme Zufriedenheit. Die Leere ist da, weil das Ziel auf einmal erreicht ist, die ganze Anspannung fällt von dir ab, du weisst gar nicht, wie du dich fühlen sollst. Die tiefe Zufriedenheit, die kommt erst nachher.»

«Ich kann den Tifosi nicht böse sein»

In England, in Belgien, in Italien, sogar beim Heimrennen in Deutschland – die Pfiffe für Sebastian Vettel waren unüberhörbar. In der Regel versuchte der Heppenheimer, diesen Ausdruck der Kritik mit einem Scherz von sich abperlen zu lassen, aber die Pfiffe gingen ihm näher als er zugeben würde.

In Indien sagt Vettel: «In Italien kann man den Tifosi dafür nicht böse sein. Wenn ich Fussball gucke und mein Team muss ein Tor einstecken, dann pfeife ich ja vielleicht auch oder ich buhe, einfach weil das alle tun. In Singapur hat mir ein Fan geschrieben und sich für die Buhrufe entschuldigt! Und es ist schon ein Phänomen – fängt einer damit an, dann stimmen andere mit ein. Man kann es nicht allen recht machen, das habe ich schon ziemlich früh verstanden. Weh tut es trotzdem.»

«Am wichtigsten ist mir der Respekt jener Menschen, die mir nahestehen, und der anderen Fahrer. Für die Fans ist es hin und wieder schwierig nachzuvollziehen, was in diesem Sport wirklich vor sich geht. Es ist auch nicht immer einfach zu vermitteln, was für ein Mensch man selber ist oder was in einem vorgeht. Und doch habe ich noch immer irren Spass daran, an und neben den Rennstrecken die Fans zu treffen. Das kann dir auch ganz viel Energie geben, weil du spürst – was du tust, ist ihnen wichtig. Das ist ein schönes Gefühl.»

Keine Ruhe bis Weihnachten

Es sind nur noch drei Rennen zu fahren, in Abu Dhabi, Texas und Brasilien. Aber Sebastian Vettels Terminkalender platzt aus allen Nähten. «Ich habe ein ziemliches Mammutprogramm vor mir, ruhiger wird es erst zu Weihnachten. Ab Januar wird dann schon wieder gefahren. Der kommende Winter wird kürzer als üblich, weil eine ganz neue Fahrzeuggeneration auf uns zukommt. Ich bin sicher, Ferrari und Mercedes werden uns da einige Hürden in den Weg stellen.»

 

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