Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Sebastian Vettel: «Das ist schwierig zu begreifen»

Von Justin Hynes
«Mein Rennauto ist schon etwas Besonderes», sagt Sebastian Vettel. Und die vier Titel? «Das wird mir immer etwas bedeuten.»

Nach seinem vierten Formel-1-Titelgewinn und seinem zehnten Sieg im 16. Saisonrennen trafen wir Red-Bull-Racing-Pilot Sebastian Vettel zum Interview.

Sebastian, Glückwunsch zu deinem vierten Titel. Als du am Sonntag in Indien aus dem Auto ausgestiegen bist, hast du dich auf den Boden gekniet und dich vor deinem Wagen verbeugt. War er zum Niederknien gut?

Er ist schon etwas Besonderes. Ich wollte mich vor allem bei meinem Team bedanken, bei all den Leuten, die hinter uns stehen.
Wir haben keine einfache Saison hinter uns, selbst wenn man von außen den Eindruck hatte, dass wir alles schon seit einiger Zeit im Griff hatten.
Für mich persönlich war es sehr schwer. Ausgebuht zu werden, selbst wenn du nichts falsch gemacht hast, das zu verkraften und auf der Rennstrecke die richtige Antwort zu geben, und dann endlich die Anerkennung zu erhalten, die wir Rennfahrer uns – glaube ich –  alle wünschen...
Deswegen macht es mich auch sehr stolz, dass ich jetzt zu Fahrern wie Prost, Fangio und Michael gehöre, das ist einfach unglaublich.
Meine Verbeugung war einfach eine Anerkennung der Arbeit des Teams. Am Ende des Tages ist es alles Teamarbeit.

Vor der Siegerzeremonie flossen ein paar Tränen. War dieser Titelgewinn besonders emotional?

Die Emotionen, die dich überkommen, wenn du über die Ziellinie fährst und plötzlich glücklich bist, sind überwältigend, denn vorher bist du in einem bestimmten Rhythmus, hast eine bestimmte Routine. Ich glaube, es wird ein Weilchen dauern, bis ich wirklich begreife, was passiert ist.

Du hast erwähnt, dass du ein paar Mal während der Saison ausgebuht worden bist. Ist dein Erfolg jetzt die beste Antwort darauf?

Um ganz ehrlich zu sein, ich gebe den Leuten, die mich ausgebuht haben, keine Schuld. Wenn ich in ein Fußballstadion gehe, dann feuere ich mein Team ja auch an. In dem Moment, wo das gegnerische Team ein Tor schießt, da weißt du auch nicht zu schätzen, was der Torschütze für ein toller Spieler ist!
Nach Singapur hat sich übrigens sogar jemand entschuldigt, weil er Teil der Menge war und mich ausgebuht hatte.
Aber wir sind alle leidenschaftliche Sportfans, und einige Leute haben eben eine Leidenschaft für Ferrari, und mögen es deswegen nicht, wenn jemand anderer gewinnt. Aber ich bin nicht nachtragend.

Du gehörst jetzt zur illustren Liste von nur drei anderen Gewinnern von vier Weltmeistertiteln? Wie fühlt sich das an?

Schwierig zu begreifen. Fangio gelangen fünf Titel, und jeder achtete ihn als den besten Fahrer der Welt. Später kam Michael. Ja, er hatte einen überlegenen Wagen, aber er hatte ihn mit Ferrari zusammen entwickelt. Es ist unglaublich, dass jemand mehr Meisterschaften gewinnen konnte als Fangio.
Zu der Gruppe von Michael, Fangio, Prost dazuzugehören – das ist schwierig einzuordnen. Ich bin viel zu jung, um wirklich zu verstehen, was das bedeutet. Vielleicht verstehe ich eines Tages, wenn ich 60 bin, dass es niemanden mehr interessiert, dass ich dazugehöre. Aber mir wird es immer etwas bedeuten.

Bevor du nach dem Rennen hierher zum Interview gekommen bist, warst du am Telefon.

Meine Eltern und mein Bruder. Sie wollten mir gratulieren. Und ich habe ihnen gesagt, dass ich sie lieb habe und mich bedankt. Eine ganze Menge Menschen unterstützen mich, und meine Familie spielt eine wichtige Rolle dabei.

Jetzt stehen noch weitere drei Rennen an, aber kannst du dich schon auf 2014 einstellen? Neue Regeln, neue Autos?

Ich glaube, Teams wie Mercedes und Ferrari denken viel über neue Ideen nach.
Ein neues Auto, ein neuer Motor, und deswegen wird 2014 eine unglaubliche Herausforderung werden. Wir beginnen unsere Tests bereits im Januar. Ich glaube, dieser Winter wird kürzer als die meisten anderen.

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