Coulthard: «Hat Ferrari den falschen Lotus-Fahrer?»
David Coulthard auf dem Podest von Abu Dhabi 2012 mit Alonso, Räikkönen und Vettel
Man würde glauben, nach so vielen Jahren im Motorsport hätte David Coulthard alles erlebt. Aber der Schotte staunt: «Nach vier Titeln in Serie und so vielen Siegen fand ich es erfrischend, in Austin mitzuerleben, wie gerührt Sebastian Vettel von seinem Erfolg gewesen ist. Natürlich werden Vettel-Kritiker sagen, sein emotionaler Funkverkehr nach dem Rennen mit dem Team und auch seine Worte in der Pressekonferenz seien nichts weiter als gut ausgedachte Öffentlichkeitsarbeit. Ich sehe etwas tiefer in dieses Team hinein, und ich sehe etwas Anderes: ich erkenne einen jungen Mann, der mit diesem Rennstall gewachsen und nun stolz darauf ist, was sie gemeinsam erreicht haben.»
«Mich stört es, dass einige Leute glauben, Vettel sei mit dem silbernen Löffel im Mund geboren worden. Ich meine, so eine Serie wie die Ergebnisse in dieser Saison muss man erst mal hinkriegen: 3–1–4–1–4–2–1–out–1–3–1–1–1–1–1–1–1–1. Vettel war also in diesem Jahr nur zwei Mal nicht auf dem Podest, als Vierter, in Spanien und in China, ist nur einmal ausgefallen, in England, wegen eines Getriebedefekts, sonst tauchte er immer unter den ersten Drei auf.»
«Man darf es sich nicht so leicht machen und behaupten, die tolle Serie läge nur am Wagen. Sonst wäre Mark Webber ihm mindestens knapp auf den Fersen. Der Australier hatte dieses Jahr zwischendurch Pech, aber generell fährt er auf hohem Niveau, wenn auch nicht ganz auf jenem von Sebastian. Der Deutsche schafft es einfach meistens, noch eine Zehntelsekunde mehr aus dem Wagen zu quetschen. Als ich im Herbst meiner Karriere war, da hatte ich das Gefühl, ich fahre am Limit – aber ich könnte nicht behaupten, dass ich so eindrucksvoll gewesen bin wie Mark jetzt.»
Coulthard in seiner Kolumne bei der BBC weiter: «Das Rennen von Austin war für mich auch deshalb bemerkenswerte, weil wir ein weiteres Beispiel dafür erhalten haben, wie gereift Lotus-Fahrer Romain Grosjean fährt. Schon kursiert im Fahrerlager ein Witz: Ferrari hat für 2014 den falschen Lotus-Fahrer verpflichtet! Dabei sollten wir aber nicht vergessen, dass sich Kimi Räikkönen in beiden Jahren gegen den Genfer durchgesetzt hat. Kimi kann – wie Vettel und Alonso – auf einem konstant hohen Niveau fahren, über die ganze Saison, das unterscheidet eben Champions wie diese drei von potentiellen GP-Siegern wie Grosjean.»