Formel 1: Max Verstappen – alles für die Katz

Maldonado vor Vettel: Lotus besser als Red Bull?

Von Vanessa Georgoulas
Pastor Maldonado hat in Bahrain seine ersten 85 Runden im neuen Lotus gedreht. Hinterher sprach der Venezolaner über die Renault-Probleme, den neuen Motorensound und den Vorsprung auf das Weltmeisterteam Red Bull Racing.
Pastor Maldonado, du konntest am letzten Testtag in Bahrain mehr als doppelt so viele Runden drehen als am Tag zuvor, fühlst du dich jetzt besser?

Ja, jetzt geht es mir ein bisschen besser. Wir haben uns klar verbessern können. Am letzten Tag hatten wir keine grösseren Probleme mit dem Auto, ich blieb zwar ein Mal auf der Strecke stehen. Aber das war nur eine Kleinigkeit, ich konnte nach 15 Minuten wieder rausfahren. Es lief also ganz gut, auch wenn wir über die vier Tage gerechnet nicht so viele Runden gedreht haben, wie wir das geplant hatten. Natürlich ist es noch sehr früh, und es liegt noch viel Arbeit vor uns, nicht zuletzt, weil wir unserem Testplan nun etwas hinterherhinken. Ich hoffe also, dass es nächste Woche noch besser laufen wird.

Was kannst du uns über den neuen Lotus sagen?

Das neue Auto ist eine gute Basis und fühlt sich auch gut an. Wir sind noch nicht bei 100 Prozent, aber wir nähern uns diesem Ziel. Wir haben noch viel zu tun, auch mit der neuen Antriebseinheit. Noch funktioniert nicht alles wie gewünscht, aber wir arbeiten daran. Wir bewegen uns auf jeden Fall in die richtige Richtung, und uns bleibt ja auch noch etwas Zeit. Das grösste Potenzial liegt bei der Fahrzeug-Balance, die noch nicht so gut ist. Auch bei der Abstimmung und bei der Antriebseinheit liegt noch viel drin.

Die Leute sagen, dein Fahrstil ist ziemlich aggressiv, musst du ihn angesichts des neuen Spritlimits anpassen?

Nicht wirklich, da hat sich eigentlich nichts verändert.

Andere Formel-1-Piloten haben sich beschwert, weil die Power mit dem Gaspedal schwer zu kontrollieren ist. Wie siehst du das?

Ich finde das nicht so schwierig. Natürlich muss man viel beachten und es ist nicht mehr wie früher, aber das sind alles ganz normale Dinge, etwa dass man weniger Abtrieb hat und folglich auch ein anderes Haftungsniveau. Damit kommt man aber klar, da ist nichts Unmögliches dabei.

Du fühlst dich im neuen Lotus also schon richtig wohl?

Ja, es gibt keinen Grund zur Klage. Das Auto hat sich schon von Anfang an sehr gut angefühlt. Wir hatten auch keine grösseren Probleme. Gestern war es zwar nicht einfach, da hat uns ein relativ kleines Problem aufgehalten, und es dauerte einige Zeit, bis wir das aus der Welt geschafft hatten. Aber das Positive ist, dass wir unsere Leistung täglich steigern können. Natürlich wäre es für uns und auch für Renault besser gewesen, wenn wir jeden Tag 100 Runden gefahren werden. Aber wir müssen mit dem, was wir haben, zufrieden sein.

Reichen denn die verbleibenden vier Testtage vor dem Saisonstart für deine Vorbereitung?

Sie müssen reichen, denn mehr gibt es nicht. Aber ich denke schon, dass die Zeit reichen wird. Wir werden alles daran setzen, um beim ersten Rennen bereit zu sein. Wenn uns das nicht gelingt, dann müssen wir diese Arbeit eben an den Rennwochenenden fortsetzen.

Wie wichtig sind nun die kommenden Tage vor dem letzten Vorsaisontest?

Sehr wichtig, wir können nun die Daten der ersten Bahrain-Woche analysieren. Jedes Team lernt dabei viel Neues über sein Auto. Für mich als Fahrer ist die Umstellung noch am einfachsten. Es bleibt ja ein Formel-1-Auto, und nach ein paar Runden hat man sich an die neue Fahrweise gewöhnt. Viel wichtiger ist aber die Vorbereitung des Teams, der Mechaniker und der Ingenieure. Sie müssen sich mit den neuen Systemen und Abläufen vertraut machen. Ich freue mich schon auf den Saisonbeginn. Wir müssen in den nächsten Tagen so schnell wie möglich reagieren und uns weiterentwickeln. Und ich denke, wir schlagen uns nicht schlecht dabei. Wir waren am letzten Testtag nicht nur das schnellste Renault-Team, sondern auch jener Renault-Rennstall, der am meisten Erfahrungskilometer sammeln konnte. Es geht also bergauf.

Rechnest du angesichts der Mercedes-Power jetzt schon mit einem schwierigen Wochenende in Melbourne?

Nein, ich will erst den letzten Vorsaisontest abwarten, es kommt ganz darauf an, wie dieser läuft.

Glaubst du, dass Renault bei der Entwicklung der Antriebseinheit den Rückstand auf Ferrari und Mercedes bis zum ersten Rennen aufholen kann?

Schwer zu sagen, ich weiss ja nicht genau, wo die anderen stehen. Mercedes scheint sehr schnell zu sein. Wir müssen den ersten GP abwarten. Ich bin überzeugt, dass Renault ein eine grossartige Antriebseinheit konstruiert hat. In der Vergangenheit waren die französischen Triebwerke die Besten, und nun müssen wir abwarten und die Motoren-Ingenieure bei der Entwicklung so gut wie möglich unterstützen. Ich bin zuversichtlich, dass es gut laufen wird. Das müssen wir auch.

Wenn man sich die Vorsaisontests anschaut, könnte Lotus noch vor Weltmeister Red Bull Racing das beste Team in Melbourne sein...

Es ist noch sehr früh, um das zu sagen, vielleicht hatten wir bisher einfach mehr Glück. Natürlich haben wir sehr gute Leute im Team, die alle Probleme umgehend lösen. Unser Entwicklungstempo ist schnell. Aber klar ist auch, dass wir noch mehr Erfahrungskilometer brauchen, um das Auto besser zu verstehen und uns sicherer zu fühlen.

Was kannst du uns über die neuen Pirelli-Reifen sagen?

Ich war auf der weichen und der Medium-Mischung unterwegs. Die harten und extra-weichen Mischungen muss ich noch ausprobieren. Was ich sagen kann, ist, dass die Reifen sehr viel härter sind als ihre Vorgänger und auch ein anderes Arbeitsfenster aufweisen.

Der neue Sound der Formel 1 sorgte auch für Diskussionen. Was denkst du darüber?

Nun, es ist natürlich nicht mehr so, wie im letzten Jahr. Das ist schon ganz was anderes, aber es ist okay.

Gefällt dir die neue Antriebseinheit?

Das ist nicht frustrierend, es ist einfach anders als früher. Als Fahrer will man natürlich am liebsten V12 und 2000 PS, aber wir müssen uns an die neuen Regeln anpassen – das ist für alle gleich. Es ist nicht so schlimm, ich habe es ehrlich gesagt schlimmer erwartet.

Du konntest in dieser Woche erstmals mit deinem neuen Team arbeiten. Wie lief es?

Ganz gut, das Team ist super und ich wurde gleich sehr warmherzig aufgenommen. Ich bin sehr glücklich mit meinem Team, das in den letzten Jahren immer eine gute Leistung gezeigt hat. Das sind alles ganz nette Leute, gute Ingenieure, die hart arbeiten.

Und wie gut kennst du deinen neuen Teamkollegen Romain Grosjean?

Ich kenne ihn schon seit Jahren, wir fuhren ja schon früher gegeneinander. Er ist ein guter, junger Fahrer und ich bin überzeugt, dass er das Beste für das Team erreichen will. Auf der Strecke werden wir natürlich kämpfen, aber das ist normal. Ich habe viel Respekt für Romain und schätze ihn. Er ist ein guter Kerl. Sein Tempo wurde wohl vor 2013 von vielen unterschätzt. Aber ich kenne ihn schon lange, trat in jeder Nachwuchsklasse gegen ihn an, und weiss deshalb, wie viel Talent er hat. Ich hoffe, das wir zusammen auf Titeljagd gehen können.

In der Vergangenheit seid ihr auch schon ein paar Mal aneinandergeraten...

Ja, das ist ganz normal, wenn man gegeneinander fährt. Wir sind zwei Kämpfer, da passiert so was schon mal.

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