Formel 1: Max Verstappen – alles für die Katz

Sebastian Vettel: «Piloten haben keine Ausreden mehr»

Von Vanessa Georgoulas
Sebastian Vettel:«Ich musste lernen, dass es mit den andauernden Erfolgen weniger Lob gibt»

Sebastian Vettel:«Ich musste lernen, dass es mit den andauernden Erfolgen weniger Lob gibt»

Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel spricht über die Probleme von Red Bull Racing, die neuen Turbotriebwerke und die Kunst des Verlierens.

Dass Sebastian Vettel in diesem Jahr nicht mit den besten Karten ins Rennen um die Formel-1-WM-Krone startet, ist seit den verpatzten Vorsaisontests von Red Bull Racing kein Geheimnis mehr. Der vierfache Weltmeister will das Handtuch dennoch nicht schon vor dem ersten Grossen Preis des Jahres werfen.

Im Interview mit der Welt am Sonntag erklärt er: «Aufgrund der wenigen Test-Runden, die wir wegen unserer Probleme gefahren sind, kann ich nicht wirklich sagen, wo wir stehen. Ausser, dass die Konkurrenz uns – was offensichtlich ist – voraus ist. Im Grunde genommen macht es das komplett neue Reglement aber unmöglich, eine wirklich relevante Prognose abzugeben. Unsere Situation ist vor dem ersten Grand Prix schwierig, aber erst in Melbourne werden wir wissen, wie weit wir tatsächlich von der Konkurrenz entfernt sind.»

Obwohl die neue Renault-Antriebseinheit das Testdebakel der Weltmeistertruppe mitverschuldet haben, betont Vettel die positiven Seiten des Wechsels von 2.4-Liter V8-Saugern zu 1,6-Liter-V6-Turbos: « Der Sound ist nicht mehr so wie früher. Aber die leiseren Motoren haben auch einen Vorteil: Denn bei diesen stummen oder gedämpften Autos verstehe ich über die Funkanlage in meinem Schutzhelm die Anweisungen oder die Konversation mit meinen Ingenieuren wesentlich besser. Es wird also ab diesem Jahr keine Entschuldigungen von dem einen oder anderen Fahrer mehr geben können, dass man Anweisungen von der Boxencrew gar nicht, nur schlecht oder verzerrt verstanden hat.»

Der 26-jährige Heppenheimer verrät weiter: «Das Auto, das wir in Melbourne einsetzen, wird nur von aussen das Auto sein, mit dem wir im Winter getestet haben. Die technischen Innereien werden andere sein. Wir haben bei den Tests eine Menge verstanden und werden das bis Australien noch umsetzen. Was ein bisschen Zeit braucht, aber die nehmen wir uns. Nur in der Welt der Comics würde so ein Prozess sofort und blitzschnell funktionieren.»

Dass ihn nächstes Wochenende beim Saisonauftakt in Melbourne kein leichtes Spiel erwartet, versucht Vettel gelassen zu sehen: «Ich wollte schon immer mein Maximum geben, unabhängig von Ergebnissen. Und ganz klar: Es fühlt sich nicht gut an, wenn man verliert.» Dann schwärmt er: «Der Moment auf dem Podium, wenn einem die Leute zujubeln, ist nun mal ein ganz besonderer. Was mich allerdings am meisten antreibt, ist die ständige Herausforderung, die jeder neue Tag an mich stellt. Die Anspannung am Morgen vor dem Rennen, wenn ich von der Toilette gar nicht mehr runterkomme, weil ich so nervös bin. Die Tage, die ich bei mir zu Hause verbringe und intensiv trainiere, die Quälerei… Dieser Weg zum Erfolg ist für mich das wahre Glück.»

Im vergangenen Jahr wurde Vettel auf dem Podium aber nicht nur bejubelt – auch Buh-Rufe wurden bei den Pokalübergaben laut. Der Blondschopf gesteht: « Das ist am Anfang schwer zu verstehen. Dann aber kapiert man immer mehr, besonders sehr spezielle Regeln. Erst lobt man dich und klopft dir auf die Schulter, wenn du siegst. Da denkst du: Oh, das ist ja toll und dass es immer so bleibt. Bleibt es aber nicht. Ich musste lernen, dass es mit den andauernden Erfolgen weniger Lob gibt. Denn zuerst finden es die Leute gut, wenn man gewinnt. Passiert das zu oft, finden sie das nicht mehr gut. Sie wollen neue Gesichter auf dem Podium sehen, neue Helden. Hat man das mal kapiert, ist alles okay. Ich erwarte deshalb nicht, dass mir die Fans meiner Gegner zujubeln. Ich erwarte nur, dass Leistungen respektiert werden.»

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