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Fader Turbo-Sound: Was können Motoren-Techniker tun?

Kolumne von Mathias Brunner
Nein, zu dieser Lösung werden wir kaum kommen

Nein, zu dieser Lösung werden wir kaum kommen

Vor Ort haben wir uns an den rauhen Ton der Motoren samt Turbopfeifen gewöhnt, die TV-Zuschauer finden den Sound unbefriedigend. Müssen nun die Motoren-Techniker ran?

Daran gibt es nichts zu rütteln: Der Sound der neuen Formel-1-Antriebseinheiten kommt im Fernseher einfach nicht interessant genug herüber. Das ist schade, denn vor Ort klingen die V6-Turbomotoren raspelig und vielschichtig, aber leider nützt das den Millionen Fans zuhause auf dem bequemen Sofa nichts. Wir sind zunächst der Frage nachgegangen, was die Fernsehsender tun könnten, um eine interessantere Geräuschkulisse zu präsentieren, mehr dazu lesen Sie HIER.

Für den zweiten Teil unserer Story wollten wir von den Experten der Motorenhersteller wissen, was die Techniker von Renault, Ferrari und Mercedes tun könnten, um die Faszination der neuen Hybrid-Technik auch akustisch zu vermitteln. Nach Gesprächen mit Motorentechnikern hier in Bahrain ergibt sich in Sachen Sound folgende Sachlage.

Generell müssen wir wissen: Ein Turbo-Motor klingt einfach dumpfer als ein Saugmotor, weil der Turbolader zwischen primären Auspuffrohren und dem einzelnen Auspuff-Endrohr wie ein Schalldänpfer wirkt. Rémi Taffin von Renault beschreibt es, als würde man zuhause ein Kissen vor die Lautsprecher seiner Stereoanlage halten.

Turbo-Aufladung erhöht die Leistung, senkt aber leider das Motorengetöse. Ein Teil jener Energie, die zuvor durch Lärm verloren wurde, wird heute als Hitze-Energie gespeichert und wiederverwendet. Das ist ein Grundsatz dieser neuen Hybridtechnik.

Die Drehzahlgrenze von 15.000/min der neuen Antriebseinheiten (1,6-Liter-V6-Turbomotor mit Mehrfach-Energierückgewinnung) dient ebenfalls nicht der verbesserten Sound-Kulisse, wenn wir uns in Erinnerung rufen, dass die früheren 2,4-Liter-V8-Saugmotoren 18.000/min drehen durften, ganz zu schweigen von den sagenhaften 20.000/min der V10-Aggregate zuvor!

Wir stehen ganz am Anfang dieser neuen Motorengeneration, und es ist kein Geheimnis, dass die Motoren derzeit nicht fortwährend bis zu den erlaubten 15.000/min ausgedreht werden. Einige Piloten schalten eher bei 11.000/min als bei 15.000 Touren. Dazu kommt das Spritsparen, auch dies ist ein Grund, wieso die Fahrer die Motoren nicht ausdrehen. Selbst wenn der V6-Motor als reiner Sauger betrieben würde, ist der Unterschied zwischen 18.000/min und 11.000 riesig. Auf den Turbo kommen wir gleich nochmals zu sprechen.

Eine Erhöhung des Drehzahllimits (ungeachtet des Reglements) würde den Sound kaum verbessern. Höhere Drehzahlen würden die Frequenz verändern, aber nicht das Volumen. Zudem gilt auch die Faustregel: mehr Drehzahl bedeutet mehr Verbrauch. Die Teams knabbern sowieso schon an den 100 Kilo Sprit pro Rennen.

Eine Vergrösserung des Turboladers würde ebenfalls nicht viel bringen. Mehr Lärm gäbe es nur dann, wenn die Effizienz der Auspuff-Anlage verringert würde.

Anders formuliert: Die Autos müssten langsamer werden, um lauter zu werden. Man würde also das Design der Turbine so verändern müssen, dass es weniger gut arbeitet, um wieder mehr Energie als Lärm freizusetzen. Das entspricht natürlich hinten und vorne nicht der Grundidee dieser neuen Antriebseinheiten. Es widerspricht auch jeder Philosophie der Formel-1-Techniker: sie streben nach einem möglichst schnellen Auto, wir haben noch nie davon gehört, dass jemand von ihnen ein möglichst lautes Fahrzeug bauen wollte!

Es bringt ferner auch nichts, am Auspuff-Endrohr etwas zu ändern. Der Lärm entsteht zwischen dem primären Ausfpuff und der Turbine, da spielt das Endrohr keine Rolle mehr. So weit zum gut gemeinten Vorschlag einiger Formel-1-Fans, einige Löcher ins Endrohr zu bohren …

Gewiss ist der Sound (oder der damit verbundene Unmut der Fans) zwischen der FIA, der FOM (Formula One Management, Lieferant des TV-Signals) sowie den Motorenherstellern ein Thema. Doch FIA-Präsident Jean Todt sagt gegenüber unseren Kollegen von «auto motor und sport»: «Natürlich ist der Sound anders. Aber er war vor 30 Jahren mit den Turbomotoren der damaligen Generation auch anders. Keiner hat sich damals beklagt. Es wird so vieles gesagt und geschrieben dieser Tage ohne darüber nachzudenken. … Mir ist bei der ganzen Diskussion heute zu viel Emotion im Spiel. Und die neuen Medien verbreiten das dann inflationär um die Welt.»

Fazit: In Sachen Sound mangelt es den Technikern durchaus nicht an Ideen oder Fachwissen, doch durch das grundsätzliche Reglement sind ihnen die Hände gebunden.

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