Reifenwärmerverbot: Wovor hat Pirelli Angst?
Problem für Pirelli: Ab 2015 sollen die Piloten ohne Heizdecken auskommen
Während die Formel-1-Teams noch ganz mit den Herausforderungen der diesjährigen Saison beschäftigt sind, befasst sich Formel-1-Reifenausrüster Pirelli schon mit dem nächsten Jahr. Beim nach dem Bahrain-Rennen stattfindenden Test in der Wüste sollen nächste Woche die ersten Entwicklungsreifen für 2015 zum Einsatz kommen.
Dabei sorgt vor allem das aus Spargründen geplante Heizdeckenverbot für Kopfzerbrechen, wie Pirellis Motorsportdirektor Paul Hembery in seiner Medienrunde von Bahrain verrät: «Das ist ein ganz grosses Problem, das weniger mit den Mischungen zu tun hat, sondern vielmehr damit zu verhindern, dass die Reifen zu Ballons mutieren und unfahrbar werden.»
Der Brite ist überzeugt, dass die Reifendimensionen geändert werden müssen, wenn man auf kalten Reifen starten will: «Derzeit sieht es sehr schwierig aus, schon nächste Saison ohne Heizdecken und mit den heutigen Reifendimensionen auszukommen.» Hembery räumt dennoch ein: «Alles ist möglich, wenn genug Zeit zur Verfügung steht. Dabei müssen aber viele Parameter kontrolliert werden, die für die Sicherheit des Sports wichtig sind. Es ist also kein leichtes Unterfangen.» Selbst mit den erweiterten Testmöglichkeiten in diesem Jahr werde es schwierig, derart grundlegende Änderungen zu realisieren.
Bei den Kleinen geht es auch ohne
Es stellt sich die Frage, warum die italienischen Reifenbäcker sich derart gegen das Heizdeckenverbot sträuben. Schliesslich kommen auch verschiedene Junior-Serien ohne Vorwärmen aus. Etwa die GP2-Serie, in der Pirelli auch als Einheitsreifenausrüster fungiert. Hembery verweist auf die lange Entwicklungszeit und die Unterschiede in den Dimensionen und Reifendrücken. Die Heizdecken-Befürworter – zu denen auch Rekord-Weltmeister Michael Schumacher zählt – begründen dies überdies mit dem Leistungsunterschied zur Königsklasse.
Auch der Grund für das geplante Heizdecken-Verbot darf hinterfragt werden: Setzen die Regelbastler des Automobilweltverbands FIA den Rotstift an der richtigen Stelle an? Die Heizdecken selbst kosten ein paar Tausend Franken und halten jahrelang. Der Transport der Heizdecken und Generatoren kostet pro Jahr rund 370.000 Euro. Angesichts der dreistelligen Millionenbudgets der Teams sind das bescheidene Beträge. Fahrerlager-Gänger wissen: Es gibt weitaus geeignetere Bereiche, bei denen ohne Folgen für die Technik und Sicherheit weitaus mehr eingespart werden kann. Geradezu grotesk wirkt die Heizdecken-Sparübung im Vergleich zu den Entwicklungskosten der neuen V6-Turbo-Antriebseinheiten, die sich auf eine dreistellige Millionenzahl belaufen.