FIA–Red Bull Racing: Es geht um mehr als nur Technik
In einem solchen Rahmen wird heute getagt
Autoverband gegen Formel-1-Weltmeister, FIA gegen Red Bull Racing. In Paris werden heute die Anwälte der beiden Seiten vor dem Berufungsgericht darlegen, wieso der Ausschluss von Daniel Ricciardo nach seinem Heimrennen in Melbourne (Australien) rechtens war oder eben nicht. Worum es im Detail geht und wieso RBR-Teamchef Christian Horner glaubt, sein Team habe gute Aussichten auf einen Freispruch, das lesen Sie bitte HIER.
Vieles wird sich um Art und Funktion des Benzindurchflussmessgeräts drehen. Das Urteil wird zu Präzisierungen im technischen Reglement führen, was immer zu begrüssen ist. Ein Verbot des (von den meisten Fans unverstandenen) Durchflussmessvorgangs ist unwahrscheinlich: alle drei Motorenhersteller (Renault, Mercedes und Ferrari) hatten bei der Reglementsfindung eine Durchflussbeschränkung gewollt.
Es wird auch darum gehen, ob und in welcher Form diese hochsensiblen Geräte von den Teams abgeändert werden dürfen. Ist es nur ein Zufall, dass die Messgeräte vorwiegend im Fahrzeug von Red Bull Racing fehlerhaft arbeiten?
Aber – und das ist mindestens so wegweisend für den Sport – es geht auch um die Handhabung des technischen und sportlichen Reglements. Es geht darum, dass die Richter darüber befinden müssen, ob technische Direktiven (wie ein Memo des Technischen Delegierten) einer bindenden Anweisung entsprechen oder nur eine Art Warnung darstellen.
Die Rechtsvertreter von Red Bull Racing werden argumentieren, dass eine Direktive lediglich die Meinung des Technischen Delegierten zeige, aber nicht mit einer Regel gleichzusetzen sei.
Kommt Red Bull Racing am Ende nicht aufgrund einer technischen Erklärung vom Haken, sondern wegen eines Formfehlers? Weil eben die Wirkung von technischen Direktiven zu wenig genau definiert ist?
Der FIA stösst sauer auf, dass Red Bull Racing Anweisungen der Formel-1-Kommissare in Melbourne wiederholt ignorierte und auf eigene Messungen vertraute (ungeachtet dessen, wie genau die sind). Wird ein solches Vorgehen nun von den Berufungsrichtern gutgeheissen, würde dies einen einflussreichen und gefährlichen Präzedenzfall schaffen. Die FIA wird alles daran setzen, beim Standpunkt zu bleiben: Das Reglement machen wir, es kann nicht sein, dass ein Team nach eigenem Gutdünken vorgeht und sich über Anweisungen der Offiziellen hinwegsetzt.
Wenn wir auf die letzten Jahre zurückblicken, haben nur wenige Rennställe vor dem Berufungsgericht eine Strafe aufheben können.