Sebastian Vettel: Motivationsprobleme überwunden
Sebastian Vettel mit Helmut Marko
Dass Daniel Ricciardo in Kanada den ersten Sieg des Jahres für das Weltmeister-Team Red Bull Racing einfahren würde, hätte noch am Morgen des Rennsonntags keiner laut auszusprechen gewagt. Schliesslich hatte Sebastian Vettel, der sich mit einer starken Qualifying-Runde Startplatz 3 gesichert hatte, die besseren Karten als der fröhliche Australier, der mit dem sechsten Startplatz hatte vorliebnehmen müssen. Trotzdem durfte am Ende der 24-Jährige aus Perth vom obersten Podesttreppchen strahlen. In der WM-Wertung besetzt Ricciardo nun mit 79 Punkten den dritten Platz, Vettel rangiert mit 60 Zählern nur auf Platz 5. Auch im Qualifying-Duell hat der Team-Neuling die Nase vorn: Ricciardo führt das Duell mit 5:2 an.
Dass Aufsteiger Daniel Ricciardo den vierfachen Champion im eigenen Nest so gut im Griff hat, hat nicht nur die Fans, sondern auch die Formel-1-Experten im Fahrerlager überrascht – und sorgt für Diskussionen. Doch Red Bull-Motorsportberater Dr. Helmut Marko betont: «Man muss die Kirche im Dorf lassen. Vettel hatte eine Unzahl von technischen Problemen, er hatte nur ein Rennen, in dem alles richtig lief, das war Malaysia, und da kam er vor Ricciardo ins Ziel.»
Der 71-jährige Grazer fügt trotzig an: «Beide fahren auf Augenhöhe. Das war bei uns schon immer so – wir hatten immer zwei starke Fahrer im Team, die gleich behandelt wurden. Was das Bild derzeit verzerrt, sind technische Probleme, die vor allem Sebastian getroffen haben.»
Marko räumt ein, dass Vettel mit der Motivation zu kämpfen hatte: «Wenn du als vierfacher Weltmeister kommst, hast du hohe Erwartungen an die Saison. Und wenn dann beim ersten Test schon von der Motorenleistung her nichts geht, dann ist das schwierig zu verdauen. Vettel tat sich schwer mit der Umstellung auf die neuen Turbos. Das muss man verstehen, es ist nicht einfach. Ich habe ihm dann gesagt: Nimm einfach das Maximum, und vergiss, dass es da mal grössere Herausforderungen gegeben hat. Da war die Motivation zeitweise vielleicht nicht optimal, aber das haben wir in den Griff bekommen.»