Österreich-GP: Zuerst nur ein Baustellen-Wettrennen
Jack Brabham fährt 1964 in Zeltweg am kaputten Auto von Trevor Taylor vorbei
Den Grand Prix von Österreich gab es erstmals 1964 (Sieger Lorenzo Bandini im Ferrari und Debüt von Jochen Rindt) auf dem alten Militärflugplatz von Zeltweg. Die «Rumpelpiste» erwies sich allerdings schon damals nicht als F1-tauglich. Mit der sprunghaft steigenden Popularität des allgemein als kommender Weltmeister gesehenen Jochen Rindt (geb. 1942) wurde der Bau einer eigenen permanenten Rennstrecke angestrebt. Es wurden zwei: Den «Wettlauf» bis zur Eröffnung im Sommer 1969 «gewann» der Österreichring im Aichfeld, also nur zwei Kilometer vom Zeltweger Flugplatz, um einen Monat gegen den Salzburgring in einer Talrinne nahe Plainfeld-Koppl, 15 Kilometer östlich der Landeshauptstadt.
Der steirische Touringclub war der treibende Faktor hinter dem Österreichring, der vielfache Rennveranstalter ÖASC mit dem legendären Präsidenten Willy Löwinger (gestorben 2013 im 94. Lebensjahr) und Salzburger Motorsportfunktionäre pushten mit Unterstützung des Briten John Webb für die Strecke nahe der deutschen Grenze und des Salzburg Airport.
Die Steirer mit Gustav Tiroch als treibende Kraft waren auch juristisch schneller: Sie sicherten sich bei der nationalen Sportbehörde (OSK) langfristig die Rechte auf einen «Großen Preis von Österreich». Gemeinsam war beiden Strecken, das in dieser Zeit vorherrschende Streben nach Hochgeschwindigkeitspisten – dementsprechend waren die Layouts.
Der Salzburgring bekam aber, da im Nesselgraben kaum Platz für Sturzräume war, bald Probleme beim Ausbau der Sicherheit. Bald waren die attraktivsten Rennen verteilt: Formel 1 auf dem Österreichring, Motorrad-WM (von 1971 bis 1995) und Formel 2, Sport- und Tourenwagen auf dem Salzburgring. Interessant: In der Gegenwart bekam der Salzburgring mit dem WTCC 2012 früher eine FIA-WM zurück als der 2011 neu eröffnete Red Bull Ring (Formel 1 ab heuer).
Zurück zur Formel 1. Von 1970 bis 1987 war der Österreichring eine der attraktivsten und gefürchtetsten Strecken im Kalender, mit echten Mutpassagen wie der schließenden, nach außen abfallenden Bosch-Kurve am Ende der Schönberggeraden, wo bis zu 320 km/h erreicht wurden. Zwei Startkarambolagen auf der damals schon zu engen Startgeraden beim GP 1987 und einige Probleme abseits der Strecke vermiesten Bernie Ecclestone die Lust an Österreich, so dass der 1986 etablierte Ungarn-GP für die nächsten Jahre das alternative Heimrennen für Berger & Co. wurde.
Initiativen der steirischen Landesregierung mit dem damaligen Sportlandesrat Gerhard Hirschmann und des ÖAMTC führten schließlich zum Neubau des A1-Rings, der unter Mitarbeit des Ingenieurbüros Tilke im Layout zu einem geschrumpften Österreichring (von 5,9 auf 4,3 Kilometer) wurde. 1996 machte die MotoGP einen kurzen Abstecher dorthin, die Formel 1 blieb von 1997 bis 2003.
Wegen des geplanten Mammut-«Projektes Spielberg» von Dietrich Mateschitz (mit Technikgymnasium, Hotels, diversen Strecken auch im Gelände), das einen Komplettumbau vorsah, wurde der A1-Ring im Oktober 2003 geschlossen und zum Teil geschleift – doch das Projekt erhielt nach Einspruch einer Anrainer-Minderheit durch den Bundesumweltsenat keine Genehmigung. Nach jahrelanger Schockstarre wurde mit dem abgespeckten Projekt Spielberg II ein neuer Anlauf genommen, der 2011 zur Wiedereröffnung als Red Bull Ring führte.
Der Grand Prix am Sonntag ist also der 27. Formel-1-WM-Lauf in Österreich.