Panikreaktion: Die Formel 1 unter Zugzwang
Gute Idee? Mit dem Funkenflug sollen auch die Formel-1-Fans zurückkehren
Im Fahrerlager von Spielberg waren sich alle Journalisten, Piloten und Organisatoren einig: Dass so viele Fans den Weg an den Red Bull Ring gefunden haben, ist ein gutes Zeichen, auch wenn der Ansturm am Donnerstag zu einem kleinen Verkehrschaos geführt hatte. Denn die Formel 1 steckt in der Krise – die Ticketverkäufe gehen seit Jahren zurück und auch die TV-Zuschauerzahlen sanken – in manchen Ländern sogar bis zu 50 Prozent.
Deshalb steht die Formel 1 unter Zugzwang. Die Show soll verbessert werden: Mittels Soundeffekten, die das Brummen der neuen V6-Turbos verstärken sollen, und Funkenschlag, der durch Titan-Platten am Unterboden geschaffen werden soll, wollen die Verantwortlichen die Zuschauer wieder zurück an die Strecke und vor die TV-Schirme locken.
Doch sind künstliche Effekte wirklich das richtige Mittel, um den Motorsport-Fans die Königsklasse wieder schmackhaft zu machen? Viele Fahrerlager-Gäste sind skeptisch, und führen als Beispiel die Einführung des beweglichen Heckflügels an. Obwohl das DRS-System wie erhofft zu mehr Überholmanövern geführt hat, sorgte er in grossen Teilen der Formel-1-Anhängerschaft für Kritik. Denn ob man sich im Duell an einem Konkurrenten vorbeikämpft, oder mit flachgestelltem Flügel scheinbar mühelos am Vordermann vorbeizieht, ist nicht dasselbe.
So wird auch die neueste Idee, die Show zu verbessern, von vielen mit einem Nasenrümpfen quittiert. Von einer Panikreaktion ist die Rede, und davon, dass die Show künstlich aufgeblasen werde. Viele stellen sich die Frage, ob damit auch nur ein Formel-1-kritischer Fan wieder zurückgewonnen wird. Schliesslich sprühen die Funken auch in anderen Serien wie etwa der DTM, die trotzdem seit Jahren mit sinkenden Zuschauerzahlen zu kämpfen hat. Auch bei den Sound-Massnahmen hagelt es Kritik und Unverständnis. Der Megafon-Auspuff, den Nico Rosberg beim Test nach dem Barcelona-GP ausprobiert hat, sorgte für Hohn und Spott.
Die Fans im Vorfeld zu fragen hätte den Verantwortlichen geholfen, den eigenen Tunnelblick zu verlassen. Wie der Formel 1 wird auch der DTM vorgeworfen, zu wenig auf die Fans zu hören. Welche Auswirkungen das hat, erleben die Verantwortlichen der Motorsport-Königsklasse inzwischen auch, wenn auch noch auf höherem Niveau.