MotoGP: Das Saisonfinale ist in Barcelona

Daniel Ricciardo: Knacknuss für Sebastian Vettel

Von Vanessa Georgoulas
Formel-1-Champion Sebastian Vettel beisst sich an ihm die Zähne aus und selbst seine ärgsten Konkurrenten loben ihn: Daniel Ricciardo ist eine Ausnahmeerscheinung. Was hinter dem breitesten Grinsen im Fahrerlager steckt.

Mit einer beeindruckenden Aufholjagd und einem packenden Duell mit Ferrari-Ass Fernando Alonso sorgte Daniel Ricciardo für Begeisterung in der Boxengasse von Hockenheim. Der Red Bull Racing-Pilot erntete nach dem Grossen Preis von Deutschland von den Formel-1-Experten und seinen Gegnern gleichermassen viel Lob für seinen Auftritt im zehnten Saisonlauf.

So erklärte etwa der ehemalige GP-Pilot Gerhard Berger: «Ich bin total begeistert von Ricciardo. Er ist ein Ausnahmepilot. Wie er das macht bei den Überholmanövern, ist einfach grosse Klasse. Gegen Alonso macht er es genauso gut wie Sebastian Vettel in Silverstone. Alonso hatte die frischeren Reifen, deshalb musste er dann zurückstecken.» Und gesteht: «Ich hätte ihm das in diesem Jahr nicht zugetraut, er ist noch ein junger Fahrer.»

Auch Widersacher Alonso lobte nach dem Zweikampf mit dem 25-Jährigen aus Perth: «Dan hat sehr gut gekämpft – immer mit Respekt und sehr sauber. Er ist einfach unglaublich gefahren! Aber wundern sollte mich das nicht, schliesslich liegt er im Quali-Duell gegen Seb mit 7:3 vorne. Solche Ergebnisse in den ersten zehn Saisonrennen hätten die Wenigsten von ihm erwartet, er hat das heute sehr clever gemacht – Hut ab, das war ein grossartiges Duell.»

Auch wenn die Lobeshymne des ehrgeizigen Spaniers teilweise auf dessen berühmte psychologische Kriegsführung zurückzuführen ist – denn nichts ärgert einen Vettel mehr, als der versteckte Vorwurf, unfair gefahren zu sein. So sind die lobenden Worte Alonsos für seinen Widersacher doch bemerkenswert. Auch viele Fans freuten sich, dass die rundenlange Jagd ganz ohne infantile Funksprüche über die Verfehlungen des Gegners auskam, die das Scharmützel von Alonso und Vettel beim vorangegangenen GP auf dem Silverstone Circuit begleitet hatten.

Beliebter Witzbold mit Kampfgeist

Talente gibt es in der Formel 1 viele. Auch die Rookies Kevin Magnussen und Daniil Kvyat sind unerwartet stark in ihre Debütsaison eingestiegen. Was Ricciardo so besonders macht ist die Tatsache, dass der fröhliche Lockenkopf auch ausserhalb des Cockpits eine aussergewöhnlich gute Figur macht. Jeder Pilot im Feld mag den Australier mit dem breitesten Grinsen im Fahrerlager. Insider wissen: Das kommt nur sehr selten vor.

Auch im Team und bei den Journalisten ist er hoch im Kurs – nicht zuletzt wegen seines Humors. «Das kann ich am besten, fröhlich sein und es mir gutgehen lassen. Mich bringt fast alles zum Lachen», verriet die Frohnatur aus Downunder anno 2010 im SPEEDWEEK-Interview.

Das liegt nicht etwa daran, dass Ricciardo seinen Kampfgeist versteckt. Der 60-fache GP-Teilnehmer gab sich schon vor seinem ersten Rennen für die Red Bull-Nachwuchsschmiede Toro Rosso kämpferisch. Zu Saisonbeginn 2012 hatte er mit ernster Miene erklärt: «Der Teamkollege ist der Erste, den es zu schlagen gilt, schliesslich sind wir mit dem gleichen Material unterwegs.» Diese Haltung hat er auch bei seinem Aufstieg ins Weltmeister-Team Red Bull Racing nicht abgelegt.

Mit Erfolg: Vierfach-Champion Sebastian Vettel beisst sich regelmässig die Zähne an seinem Nebenmann aus – wobei fairerweise gesagt werden muss, dass Vettel auch öfter vom Technik-Pech verfolgt wurde. Nichtsdestotrotz ist offensichtlich, dass sich der Heppenheimer mit der Fahrweise der neuen V6-Turbo-Rennern deutlich schwerer tut als Ricciardo. Gerhard Berger prophezeit: «Red Bull wird in den nächsten Jahren noch viel Freude mit ihm haben. Und wir glauben ihm nur zu gerne.

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