MotoGP: Marc Marquez ist der Sturzkönig

Daniil Kvyat: «Pilot der 80er Jahre mutiger? Unsinn!»

Von Mathias Brunner
Von wegen, dass Daniil Kvyat, die Entdeckung der Saison 2014, ein so stiller Zeitgenosse sei. Der 20jährige redet sich in Rage, wenn Fahrer und Technik von heute in Frage gestellt werden.

Valtteri Bottas und Daniil Kvyat sind Brüder im Geiste: beide abseits der Piste etwas unscheinbar, schüchtern, so gar nicht dem Klischee des Pistenhaudegens entsprechend, aber was für zwei begnadete Rennfahrer!

Sky-TV-Experte Marc Surer findet solche Vergleiche immer ein wenig unfair: «Das generelle Problem dieser Fahrer ist doch – so jung hast du noch gar keine Ecken und Kanten gebildet. Man muss abwarten, wie die sich entwickeln. Als Schumi in die Formel 1 kam, gab es auch keinen, der behauptet hätte, das sei ein echter Typ. Den Jungen muss man Zeit geben. Sie haben ausser Kart- und Rennwagenfahren noch so gut wie gar nichts gemacht. Aus dieser Perspektive müsste man vielleicht sagen: sie kommen zu jung in die Formel 1.»

Kvyat haftet zu Unrecht das Etikett an, vielleicht etwas langweilig zu sein, selbst wenn er mit sonorer Stimme zum Besten gibt: «Ich rede nicht gerne über mich selber.»

Seit rund sieben Jahren lebt der Schlacks in Italien, das passte hervorragend zum Posten bei Toro Rosso, auf den Red-Bull-Nachwuchschef Dr. Helmut Marko den GP3-Meister von 2013 berief.
Kvyat war es auch, der in der ersten Saisonhälfte für einen der atemraubendsten Momente sorgte, als sein Toro Rosso-Renner beim Hockenheim-GP lichterloh brannte. Da wird dann auch Kvyat etwas gesprächiger.

Gegenüber den Kollegen von Omnicorse sagt der gegenwärtige WM-15.: «Sorgen habe ich mir ab jenem Punkt gemacht, als ich im Rückspiegel den ganzen Rauch sah. Zeit für Angst gab es keine, ich war viel zu sehr damit beschäftigt, den Wagen an einem sicheren Ort abzustellen und dann so schnell es geht auszusteigen. Ganz ohne war das wirklich nicht.»

Damit sind wir beim Thema Angst im Allgemeinen und der Meinung vieler, dass die Fahrer von heute ihren Hals nicht mehr riskierten. Das lässt Kvyat nicht gelten.

«Wir haben ganz andere Topspeed und Kurventempi als in den 80er Jahren. Wenn du heute einen Fehler machst, dann landest du schmerzhaft in der Streckenbegrenzung, das Risiko fährt also noch immer mit. Mut gehört weiter zur Grundausstattung eines Piloten.»

«Ich mag es nicht, wenn die Leute daherreden, die heutigen Fahrer seien, gemessen an den Piloten von damals, keine echten Männer mehr. Das ist doch Quatsch. Wenn du bei 340 Sachen Bremsversagen hast, dann kann die Auslaufzone auf mehr als 100 Metern asphaltiert sein, du wirst trotzdem in einer Mauer landen. Hätten wir noch die alten Sturzräume, könnten wir jedes Wochenenede einen Verletzten haben. Zum Glück wird an der Sicherheit ständig gearbeitet. Gefährlich bleibt es dennoch.»

«Aber ich würde jetzt auch nicht sagen, dass die Angst ständig mitfährt, ich nenne es lieber eine Extremanspannung. Das spürst du schon beim Vorstart, wenn das Adrenalin zu fliessen beginnt, dann beginnt dein Herz immer schneller zu schlagen – und wenn es dann losgeht, dann fällt alles von dir ab, du wirst ganz kühl, die Emotionen machen der Kontrolle Platz, das ist höchste Konzentration, du wirst ein Teil des Fahrzeugs und eigenartig ruhig.»

Kvyat kann auch die Diskussion nicht verstehen, wonach man an der Show Formel 1 arbeiten müsse: «Ich schaue mir alle Rennen später nochmals in Ruhe an und finde, wir bieten 2014 eine ziemlich gute Show. Ich verstehe nicht ganz, was die Leute eigentlich wollen. Wenn ich mir die Rennen anfangs der 2000er anschaue, dann gab es einen Piloten, der fast alles gewann, war das vielleicht interessanter?»

«Vielleicht haben viele Zuschauer nicht verstanden, welch grosse Umstellung es in der Formel 1 gegeben hat. Ich fand es mutig und richtig, diesen Weg zu beschreiten. Der GP-Sport muss wieder Experimentierstube für die Serie sein. Im Moment würde ich da gar nichts ändern und der neuen Formel 1 ein wenig Zeit geben.»

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