Nico Rosberg: Hamilton-Crash – Nachspiel bei FIA?
Nico Rosberg: Platz 2 mit schalem Beigeschmack
Hat der Krieg der Sterne ein Nachspiel beim Autoverband FIA? Viele Fans sind der Meinung, dass Nico Rosberg für seinen Reifenschlitzer gegen Lewis Hamilton zur Verantwortung gezogen gehört. Doch die Rennkommissare stuften die Kollision als Rennzwischenfall ein und sahen keinen Anlass für eine Untersuchung, die beiden Mercedes-Fahrer wurden folglich auch nicht zum Gespräch gebeten. Mit der Bekanntgabe des offiziellen Ergebnisses des Belgien-GP (nach der Rückversetzung von Kevin Magnussen) scheint die Sache bei der FIA erledigt zu sein.
Oder doch nicht?
Der frühere Formel-1-Fahrer Martin Brundle gibt zu bedenken: «Wenn ich die hitzigen Diskussionen um Absicht oder nicht höre, dann dürfen wir zwei wichtige Punkte nicht vergessen. Erstens – ein Fahrer kann seinen Frontflügel aus dem Cockpit nicht sehen, nur erahnen. Ich wundere mich dabei, dass es nicht viel öfter zu kaputten Flügeln kommt. Und zweitens – auch die besten Rennfahrer der Welt können solche Angriffe nicht genau genug timen, um sicher zu gehen, dass ihr eigener Flügel heil bleibt, der Wagen des Gegners aber beschädigt wird. Ein richtig kaputter Frontflügel hätte einen fast genauso grossen Zeitverlust bedeutet wie der Reifenschaden von Hamilton. Wieso sollte Nico ein solches Risiko eingehen?»
Aber nochmals: Hätte die FIA reagieren müssen?
Für ein Eingreifen des Weltverbands spricht: Nico Rosberg habe innerhalb von Mercedes zugegeben, dass er etwas beweisen wolle und daher nicht zurückgesteckt habe. Das kann man seitens FIA-Regelhüter leicht als «Verursachen einer Kollision» deuten und das ist bestrafenswürdig.
Die Aktion kann auch als «dem Ansehen des Sports abträglich» ausgelegt werden, auch dies ist gemäss Reglement eine mögliche Straftat.
Durchaus denkbar: Hätte die Rennleitung von den Aussagen Rosbergs gehört, hätte der Deutsche sich bei den Kommissaren erklären müssen.
Aber wie wahrscheinlich ist ein nachträgliches Eingreifen der Regelhüter aus Paris?
FIA-Präsident Jean Todt ist in Formel-1-Belangen bisher durch Zurückhaltung aufgefallen. Sein Vorgänger Max Mosley war da erheblich konfliktfreudiger. Das deutet nicht auf ein Eingreifen des früheren Ferrari-Direktoren Todt hin.
Todt ist klug genug zu wissen – sollte die FIA gegen Rosberg aktiv werden, kann das leicht zum Eigentor werden: Erneut würde sich der Autoverband vorwerfen lassen müssen, zu sehr ins Handwerk der Rennfahrer zu pfuschen, natürlich würden auch sofort wieder Stimmen laut, wonach hier wohl ein anderer Fahrer bevorzugt werden solle. Ein solches Vorgehen würde auch einen gefährlichen Präzedenzfall erzeugen. Eine nachträgliche Strafe gegen Rosberg durch die FIA hätte das «G’schmäckle», dass hier (einmal mehr?) versucht werden soll, eine Formel-1-WM künstlich spannend zu halten.
Fazit: Die FIA wird von der Sache mit grosser Wahrscheinlichkeit die Finger lassen und Mercedes alle disziplinarischen Massnahmen überlassen.