Lewis Hamilton & Nico Rosberg: Vertrauen zerstört?

Lewis Hamilton ist sehr nachdenklich aus Belgien abgereist: Er kam mit elf Punkten Rückstand und blendender Laune nach Spa-Francorchamps, nun hat er unverschuldet 29 Punkte Rückstand, und es hat sich herausgestellt, dass der vermeintliche Freund Nico Rosberg eben doch der Feind im eigenen Lager ist.

Lewis rätselt: «Viele Leute sagen mir, es war unvermeidlich, dass wir früher oder später aneinander geraten würden. Aber der Meinung bin ich nicht. Wir haben es auch vorher schon geschafft, Rad an Rad zu kämpfen, ohne uns von der Bahn zu kegeln. Das heute war nicht unvermeidlich. Ich tat dort oben alles, was ich sonst immer tue. Obschon ich ahnte, dass er hinter mir ist, konnte ich ihn in jenem Moment nicht sehen, er fuhr in meinem toten Winkel. Dann krachte es.»

Die Mutter aller Fragen muss sich nach vorne richten: Gibt es zwischen den beiden WM-Anwärtern noch eine Vertrauensbasis?

Lewis: «Die Priorität besteht darin, dass der Rennstall vorgeht. Und das bedeutet für uns Fahrer, wir fahren uns nicht in die Kiste ...»

Das ist aber keine Antwort.

Hamilton nimmt einen neuen Anlauf: «Wenn du da draussen mit 300 Sachen kämpfst, dann musst du deinen Rivalen vertrauen können. Du musst darauf vertrauen können, dass sie mit Köpfchen fahren und keine Kollision mit Absicht herbei führen. Aber nach unserer Teambesprechung, als Nico zugab, dass er eben etwas beweisen wollte, weiss ich ehrlich gesagt nicht so recht, wie ich das nächste Rennen angehen soll.»

«Ich weiss nur: ich liege hinten, also muss ich weiter angreifen. Mein Rückstand ist ziemlich gross.»

Um genau zu sein: ähnlich gross war er nur nach dem Saisonauftakt in Australien, als Lewis ausschied und Nico zum Sieg eilte. Die zweite Saisonhälfte beginnt damit in Sachen Punkte fast wie die erste.

Lewis auf die Frage, was er gesagt habe, als ihn Rosberg eröffnete, dass er die Kollision hätte vermeiden können, es aber vorzog, das nicht zu tun, antwortet Hamilton: «Das wollt ihr nicht wissen.»

Viele werden nun denken: Der Crash in Belgien war die Folge der Vorkommnisse in Ungarn, als Nico vom Team zu wenig Rückendeckung zu erhalten glaubte.

Lewis meint: «Auf diese Diskussion lasse ich mich nicht ein. Ich für meinen Teil halte mich an die Vorgabe – ich stelle das Team an die erste Stelle und werde die Dinge nicht in die eigene Hand nehmen.»

Aber nochmals: Wird Lewis seinem Teamrivalen vertrauen, wenn es in Monza Rad an Rad die Gerade hinunter geht?

Lewis lacht: «Ich muss wohl sicherstellen, dass wir uns gar nicht erst so nahe kommen!»