Formel 1: «Dumme Regel half Verstappen»

Renault-Chef Carlos Ghosn: Mercedes-Erfolg frustriert

Von Mathias Brunner
Carlos Ghosn (rechts) mit Red Bull Racing-Teamchef Christian Horner und Sebastian Vettel

Carlos Ghosn (rechts) mit Red Bull Racing-Teamchef Christian Horner und Sebastian Vettel

Carlos Ghosn (60), Geschäftsleiter des Renault/Nissan-Konzerns, ärgert sich über die Publicity, die Mercedes derzeit für die Dominanz im Formel-1-Rennsport einfährt.

Carlos Ghosn ist enttäuscht: Der Mann mit den drei Reisepässen (Brasilien, Frankreich, Libanon) fühlt sich in Sachen Formel-1-Erfolg verkannt, und das stört den CEO des Renault/Nissan-Konzerns gewaltig. Vier Jahre lang dominierte Renault mit Partner Red Bull Racing die Formel 1, vier Mal wurde Sebastian Vettel Weltmeister, von 2010 bis 2013, doch in der Öffentlichkeit wurde Renault gar nicht so richtig wahrgenommen. Ein Teil der Formel-1-Fans ist – aufgrund der Sponsoraufschriften am Wagen – sogar überzeugt davon, dass im RBR-Renner ein Infiniti-Motor steckt!

Nun sagt Carlos Ghosn gegenüber der «La Presse» aus Montreal: «Mercedes liegt in diesem Jahr an der Spitze. Im Wettbewerb kann man nicht immer gewinnen, das muss man zu akzeptieren wissen. Aber Renault hat in den letzten vier bis fünf Jahren mehr gewonnen als alle anderen und auch die vergangenen vier Titel, bei den Fahrern und bei den Marken. Als wir gewannen, da las ich nirgendwo etwas von „der Dominanz der französischen Technik“. Und jetzt, im ersten Jahr, in dem die Deutschen vorne liegen, stehen überall Artikel mit dem Leitthema “Dominanz von Mercedes“. Das macht die Formel 1 für uns nicht unbedingt verlockender.»

Wer nun aber aufgrund dieser bitter klingenden Wort einen Rückzug der Franzosen am Horizont erkennt, dem sei der Nachsatz von Carlos Ghosn gesagt: «Renault wird sich an der Herausforderung der Gegner steigern.»

Längst denken die Red-Bull-Strategen daran, wie man sich im kommenden Jahr besser aufstellen kann, ganz im Sinne von Renault-Chef Ghosn. Dazu hat es zwei wegweisende Entscheidungen gegeben.

Erstens: Die künftige Antriebseinheit von Renault wird in engster Zusammenarbeit mit Red Bull Racing entworfen. Die Kundenteams werden mit der Lösung leben müssen. Diese Marschrichtung hat Mercedes für 2014 eingeschlagen, und der Weg war ganz offensichtlich nicht der Falsche.

Zweitens: Ein Grundproblem von Renault – viele kluge Köpfe würden durchaus für die Franzosen arbeiten wollen, sie möchten einfach nicht nach Frankreich ziehen. Sauber hat mit britischen Spezialisten das gleiche Problem. Daher wird es in England eine Motoren-Aussenstelle geben, wo zwar für Renault gearbeitet wird, die Fachkräfte aber unterm Dach von Red Bull Technology arbeiten.

Die grundsätzliche Aufteilung dabei: Der elektrische und elektronische Teil wird in Grossbritannien erledigt, alles was mit dem reinen Motor zu tun hat, in Frankreich, das schliesst auch den Turbolader mit ein.

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