Austin: Lewis Hamilton Top, Sebastian Vettel Letzter
Lewis Hamilton stellte mit 1:39,085 min die Tages-Bestzeit am Trainingsfreitag in Austin auf
«Wir werden in diesem Training herausfinden, welcher Reifen hier besser funktioniert und danach werden sich die Strategien der Teams und Fahrer fürs Qualifying und fürs Rennen richten», erklärte Sky Sport GB-Gast-Co-Kommentator Bruno Senna. Der Neffe der Formel-1-Ikone Ayrton Senna verriet auch: «Ich glaube nicht, dass sich die Streckenbedingungen seit dem Ende des ersten freien Trainings gross verändert haben.»
Der erste Formel-1-Pilot, der sich eine Rundenzeit gutschreiben liess, war Williams-Talent Valtteri Bottas. Der Finne musste am Morgen zuschauen, weil Williams-Nachwuchsfahrer Felipe Nasr das Steuer übernehmen durfte. Mit 1:44,534 min blieb der 25-Jährige aus Nastola allerdings deutlich unter der bisherigen Bestzeit von WM-Leader Lewis Hamilton, der im ersten Training noch mit einer Rundenzeit von 1:39,941 min geglänzt hatte.
Viel Action auf der Strecke
Während der Mercedes-Pilot wie sein Teamkollege Nico Rosberg in den ersten 15 Minuten darauf verzichtete, eine gezeitete Runde zu drehen, sicherte sich das McLaren-Duo Jenson Button (1:42,427 min) und Kevin Magnussen (1:42,767 min) die ersten beiden Positionen. Dahinter reihten sich Bottas, Sauber-Pilot Esteban Gutiérrez, Force India-Rückkehrer Nico Hülkenberg, das Lotus-Duo Grosjean und Pastor Maldonado belegte nach der ersten Viertelstunde die Positionen 6 und 7, wurde kurz darauf aber auf die Plätze 11 und 12 durchgereicht.
Die erste Schrecksekunde erlebte Lotus-Pechvogel Romain Grosjean, der sich im ersten Sektor sichtlich durchkämpfen musste und am Ende neben der Piste unterwegs war. Auch Williams-Pilot Felipe Massa hatte Probleme: Er drehte sich in der ersten Runde. Der Brasilianer hatte Glück im Unglück und konnte gleich darauf weiterfahren. «Das war etwas zu viel Tempo», kommentierte Bruno Senna trocken.
Massa blieb nicht lange der Einzige, der sich einen klaren Fehler leistete. Auch Titeljäger Rosberg musste in Kurve 13 weit ausholen. «Das ist sehr knifflig, denn diese Kurve muss man sehr spät anbremsen. Hier können die Autos stark übersteuern», erklärte Senna.
Neue TV-Kamera im Einsatz
Das Mercedes-Duo stellte trotzdem sein Tempo unter Beweis: Rosberg setzte sich nach rund 20 Minuten mit 1:40,078 min vor seinen Teamkollegen Hamilton, der auf seiner schnellsten Runde 0,537 sec langsamer war. Die Zuschauer vor den TV-Schirmen durften sich freuen: Die GP-Regie setzte beim WM-Leader erstmals die Hybrid-Kamera ein, mit der man die Hitze-Bilder der Reifen mit dem Onboard-Videobild des Briten kombiniert betrachten kann. Die Silberpfeil-Fahrer gaben auch in der Folge das Tempo vor und wechselten sich an der Spitze ab, wobei Hamilton mit 1:39,085 min seinen Teamkollegen um gerade einmal drei Tausendstelsekunden distanzierte.
Red Bull Racing-Pilot Sebastian Vettel musste sich hingegen gedulden, denn sein Renner bekam einen neuen Heckflügel verpasst. Den angekündigten sechsten Motor, der dem Champion am Rennsonntag einen Start aus der Boxengasse beschert, wird das Team aus Milton Keynes nach dem zweiten freien Training einbauen. Sein Teamkollege Daniel Ricciardo hatte im ersten Training eine Zwangspause einlegen müssen, weil der Generator zur Erzeugung der kinetischen Energie Probleme gemacht hatte. Der dreifache GP-Sieger liess sich davon nicht beirren und drehte in der ersten halben Stunde die siebtschnellste Runde.
Romain Grosjean: Viel Schall und Rauch
Kaum war die erste halbe Stunde vorbei, sorgte Grosjean mit einem Highspeed-Dreher für weitere Aufregung. Der Lotus-Pilot verlor im ersten Sektor die Kontrolle über sein Fahrzeug, als er einen Randstein streifte, drehte sich und produzierte dabei viel Rauch und lautes Reifenquietschen. «Da ist er schlicht zu weit an die Randsteine gefahren, er lenkte etwas zu stark ein. Vielleicht hat der Wind hier eine grosse Rolle gespielt, der macht verschiedenen Piloten zu schaffen», erklärte Senna.
Kurz darauf musste Grosjeans Teamkollege Maldonado in Kurve 19 weit ausholen. «Das war klar, dass der zweite Lotus nicht lange auf sich warten lassen würde», erklärte Senna. «Auch Grosjean hatte an dieser Stelle schon Probleme, wie wir gesehen haben.» Der Genfer wurde nur wenige Minuten später von ganz anderen Problemen heimgesucht: «Am Ende der Runde fiel mein KERS aus», funkte er mit ruhiger Stimme an die Box. Das Team liess den Lotus-Piloten wissen, dass es das Problem erkannt habe, im Moment aber nicht viel ausrichten könne, deshalb solle er einfach wie geplant weitermachen.
Sebastian Vettel auf dem letzten Platz
36 Minuten nach dem Trainingsstart konnte auch Vettel ausrücken. Der frühere Dauersieger war aber deutlich langsamer als seine Konkurrenten unterwegs, weil er wegen seines sechsten Motors ohnehin aus der Boxengasse starten muss und das Qualifying deshalb auf eine kurze Ausfahrt zur Wahrung der 107-Prozent-Regel beschränken kann. Der vierfache Weltmeister reihte sich deshalb am Ende des Feldes ein.
Am anderen Ende hatten sich Hamilton, Rosberg, Fernando Alonso, Ricciardo, Massa, Kimi Räikkönen, Daniil Kvyat, Magnussen, Button und Hülkenberg die Top-Ten-Positionen gesichert. Keinen starken Eindruck hinterliessen die Sauber-Fahrer Adrian Sutil und Gutiérrez, die am Morgen die Positionen 14 und 16 besetzt hatten und auch auf den weichen Reifen nicht über Platz 16 hinauskamen.
Ohne Probleme lief es aber auch den schnellsten im Feld nicht. Hamilton wurde vom Team gebeten, einen Übungs-Boxenstopp einzulegen, damit «ein Problem» behoben werden könne. Allerdings musste Hamilton seinen Silberpfeil dabei gleich ganz in der Box abstellen, da offenbar grössere Umbau-Arbeiten nötig wurden. «Die arbeiten an der rechten Seite des Fahrzeugs, da sollte ungefähr das Getriebe liegen», rätselte Senna. Auch Ferrari-Star Räikkönen hatte Probleme und funkte an die Box der Scuderia: «Die Kupplung rutscht und ich kann Öl riechen.»
Obwohl Hamilton nicht mehr ausrückte, durfte er sich am Ende über die Bestzeit freuen, auch wenn der Vorsprung hauchdünn blieb. Rosberg, Alonso, Ricciardo, Massa, Räikkönen, Kvyat, Magnussen, Button und Hülkenberg komplettierten die Top-Ten. Bottas, der am Ende auf Medium-Reifen unterwegs war, verpasste die Top-Ten nur knapp. Hinter dem Finnen reihten sich Grosjean, Toro Rosso-Talent Jean-Eric Vergne, Force India-Pilot Sergio Pérez, Maldonado, Sutil, Gutiérrez und Vettel auf den übrigen Rängen ein. Nach Ablauf des Trainings hängten die Formel-1-Piloten noch den angekündigten virtuellen Safety-Car-Test an, der nur wenige Minuten dauerte und ohne Probleme verlief.