Monisha Kaltenborn: «In zwei Jahren schuldenfrei»
Monisha Kaltenborn: «Grundsätzlich glaube ich, dass man mit einem Budget von 120 bis 140 Millionen Franken pro Jahr mithalten kann und konkurrenzfähig ist»
In der Diskussion um die Finanzen der Formel 1 wird seit zwei Jahren ein Name besonders häufig genannt: Sauber geriet in finanzielle Schieflage und sorgte damit nicht nur für Schlagzeilen, sondern auch für Sorgenfalten bei den Formel-1-Verantwortlichen. Denn in den Jahren vor der Krise galt die Schweizer Rennwagenschmiede als Sinnbild eines vorbildlich und nachhaltig geführten Rennstalls. Dass selbst die seriösen Schweizer ums finanzielle Überleben kämpfen müssen, wird von vielen Fahrerlager-Experten als Beweis angesehen, dass die Formel 1 in einer Finanzkrise steckt.
Teamchefin Monisha Kaltenborn, die für die Saison 2015 mit Marcus Ericsson und Felipe Nasr zwei Bezahlbarer verpflichtet hat, bestätigte im Interview mit dem Schweizer SonntagsBlick denn auch: «Das ist ja nicht nur bei uns so, das ist bei vielen anderen Privatteams auch so. Das ist das generelle Umfeld der Formel 1. Es ist für alle privaten Teams sehr schwierig, die finanziellen Anforderungen zu erfüllen. Wir müssen bei diesen Entscheidungen immer das Gesamtpaket betrachten und diese finanziellen Aspekte mit berücksichtigen. Im Vordergrund stehen die Interessen des Teams und die 330 Arbeitsplätze, die wir haben.»
Dass dabei mit den aktuellen Stammfahrern Esteban Gutiérrez und Adrian Sutil sowie Ersatzpilot Giedo van der Garde gleich drei enttäuschte Verhandlungspartner auf der Strecke bleiben, kommentiert die gelernte Juristin so: «Das ist immer unangenehm. Aber man muss auf das Unternehmen und die Mitarbeiter schauen und man muss das tun, was für das Unternehmen und die Arbeitsplätze das Richtige ist.»
Kaltenborn ist überzeugt: «Die Formel 1 ist noch immer eine der besten und grössten Plattformen im Sport. Wir sind auf der ganzen Welt. Wir sind in allen Märkten. Was hingegen nicht mehr stimmt, ist der innere Zustand der Formel 1.» Aus diesem resultiere eine Zweiklassengesellschaft, die sich in reiche, grosse Teams und kleine, finanzschwache Rennställe aufteile: «Das ist für mich eine Folge davon. Es geht um die Frage, wie die Einnahmen, die dieser Spass generiert, verteilt werden. Und dazu die Frage, wie man die enormen Kosten in den Griff bekommt. Die Formel 1 hat Milliarden-Einnahmen. Und wir schaffen es nicht, mit diesem Geld elf Teams am Leben zu halten, dass sie ihren Job anständig machen können. Das liegt nicht daran, dass zu wenig Geld generiert wird.» Und sie verrät: «Grundsätzlich glaube ich, dass man mit einem Budget von 120 bis 140 Millionen Franken pro Jahr mithalten kann und konkurrenzfähig ist.»
Trotz aller Schwierigkeiten blickt die Sauber-Teamchefin zuversichtlich in die Zukunft. Auf die Frage, ob es realistisch sei, dass Sauber in den nächsten zwei Jahren schuldenfrei dastehe, erklärt sie: «Davon gehen wir aus. Alle Massnahmen sind darauf ausgerichtet.» Auch ein Podestplatz sei realistisch. Kaltenborn betont: «Davon gehe ich absolut aus. Wir haben ein schwieriges Jahr gehabt. Das heisst aber nicht, dass wir nicht in der Lage sind, in den Bereich zurückzukehren wo wir üblicherweise sind. Und wieder angreifen können. Da muss man jetzt nicht den Kopf hängen lassen.