Nico Rosberg: «Hamilton war der bessere Fahrer»
Nico Rosberg: Fairer Verlierer
Also nahm Rosberg seinen Mercedes-Teamkollegen Lewis Hamilton kurz in die Arme und schüttelte ihm die Hände. Wer die zurückliegende Formel-1-Saison verfolgt hat wird wissen, dass das Verhältnis der beiden Jugendfreunde in den vergangenen Monaten während des intensiven Zweikampfes arg gelitten hat. Natürlich: Die sportliche Fairness gebietet es schon grundsätzlich, dass man dem Sieger gratuliert. Trotzdem wäre es verständlich gewesen, wenn Rosberg nach diesem Rennen zunächst einmal für sich geblieben wäre.
Doch der 29-Jährige erklärte ohne Umschweife: «Lewis war auf einem phänomenalen Level. Über das Jahr gesehen war er der bisschen bessere Fahrer. Deswegen hat er es auch verdient. Es ist bitte, es ist aber auch o.k. so. Es war auch ein grandioses Jahr für das Team. Der ganz große Traum hat nicht geklappt, das ist natürlich etwas enttäuschend», sagte Rosberg.
Dabei hatte er auf den schönsten Tag seiner bisherigen Karriere gehofft. Am Ende wurde es ein kleines Drama. Die Pole Position war Rosberg bereits nach den ersten Metern los: Nach einem ganz schwachen Start zog sein Mercedes-Teamkollege Lewis Hamilton davon. Das Rosberg-Team setzte fortan auf eine andere Taktik: Reifen zunächst schonen, um dann im letzten Drittel des Rennens dank der besseren Reifen nochmal zulegen zu können. Doch der ganze Plan war wenig später Makulatur.
Zunächst hatte sich Rosberg in Runde 22 verbremst und weitere Sekunden auf den Briten verloren. Doch danach wurde es dramatisch: «Ich verliere Power», funkte Rosberg an die Box. Das «Energy Recovery System» (ERS) am Silberpfeil fiel zum wohl denkbar ungünstigsten Zeitpunkt aus.
Zwar konnte Rosberg weiterfahren, doch faktisch fuhr der 29-Jährige ungewollt mit angezogener Handbremse. «Es ist nicht nur das ERS, das fehlt. Es ist so, als ob es hinten bremsen würde. Bitte kontrolliert das!», flehte Rosberg per Funk.
Rosberg fiel zwar nicht wie zunächst befürchtet aus, konnte zwischenzeitlich aber nur noch auf einen Ausfall seines teaminternen Widersachers hoffen, um doch noch seinen ersten WM-Titel zu holen. «Vom Start weg war es nicht mehr in meiner Hand. Ich hab versucht, den Druck hochzuhalten. Dann ist leider ein bisschen viel schiefgegangen. Das ist nicht mehr relevant, da er eh gewonnen hat», sagte Rosberg.
Die Probleme blieben und wurden sogar noch schlimmer. Mit weniger Power als das Feld wurde Rosberg Stück für Stück durchgereicht und landete am Ende auf Platz 14. Zwei Runden vor dem Ende wollte ihn das Team sogar reinholen, doch Rosberg setzte sich über die Anweisung «Box, Box, Box» hinweg und fuhr bis zum bitteren Ende weiter. «Es war mir wichtig, die Ziellinie zu sehen. Da hatte ich Lust drauf. Aus.»
Rosberg schaute dann auch gleich nach vorne. «Ich greife wieder an. Ich kann mich noch etwas steigern. Ich freue mich auf die Herausforderung und werde wieder alles geben, Es gibt mir sehr viel Hoffnung, dass ich im Qualifying seit zwei Jahren schneller bin als er. Das ist ein toller Ansatzpunkt. Im Rennen muss ich mich steigern», sagte er.