Jerez-Test: Vettel (Ferrari) vorne, Honda-Blamage
Vor einigen Wochen hat Red Bull Racing-Teamchef Christian Horner festgehalten: «Ich verspreche mir vom jungen Daniil Kyvat sehr viel. Aber niemand sollte vergessen, dass er erst ein Jahr Formel-1-Erfahrung aufweist. Er wird Fehler machen, und als junger Pilot soll er das auch dürfen.»
Prophet Horner lag richtig: Am Morgen des zweiten Jerez-Testtags setzte der 20jährige Russ sein Auto nach Kurve 3 neben die Bahn, dabei wurde die Aufhängung des Frontflügels angerissen. An einen Einsatz war aus Sicherheitsgründen nicht mehr zu denken. Damit war der Testtag für Red Bull so gut wie gegessen, denn eine neue Fahrzeugnase musste man erst aus Grossbritannien einfliegen.
Mit Erlaubnis der FIA ging Kvyat ohne Flügel auf die Bahn, um weitere Funktionstests durchzuführen. Red Bull Racing blieb heute ohne gezeitete Runde.
Kurz nach 14.00 Uhr begann es in Jerez zu nieseln, und die meisten Piloten blieben eine gute Stunde lang in der Box. Für Jenson Button änderte das nicht viel, zu dem Zeitpunkt hatte der Weltmeister von 2009 eben mal fünf Runden auf dem Konto, und für die Bestzeit müsste sich ein Formel-3-Fahrer schämen.
Honda scheint nicht vom Fleck zu kommen, egal wie nachhaltig Vertreter von McLaren oder des japanischen Herstellers die Schwierigkeiten zu bagatellisieren versuchen. Die Japaner sprechen von einem «immer wiederkehrenden Problem», das im Bereich der Elektrik/Elektronik anzusiedeln ist. Von solchen Problemen kann die Konkurrenz ein Lied singen: vor einem Jahr kämpften die meisten Rennställe damit, dass die Verständigung zwischen Hard- und Software nicht funktionierte. Honda bezahlt nun jenes Lehrgeld, das die anderen schon losgeworden sind.
Kurz vor Schluss des Testtags ging Jenson Button nochmals auf die Bahn, nachdem sein Auto zwei Stunden lang nicht gesichtet worden war – um gleich wieder in der Box zu verschwinden.
Red Bull Racing und McLaren-Honda eint nicht nur die Standzeit: Beide Renner werden noch vor dem Saisonbeginn in einer anderen Lackierung auftauchen. Ron Dennis von McLaren und Christian Horner von Red Bull Racing haben das bestätigt.
Bei Mercedes trat erstmals ein Problem auf: ein Wasserleck zwang Lewis Hamilton an die Box, eine Stunde vor Testende bestätigten die Silbernen – Feierabend. Nach 91 Runden war das durchaus zu verschmerzen.
Sebastian Vettel und Ferrari glänzen weiter: der Heppenheimer kam nach Wunsch zum Fahren und senkte scheinbar mühelos seine Zeit. Der rote Renner wurde von den Mechanikern bei jedem Zurückkommen an die Box von (was denn sonst?) spanischen Wänden verdeckt.
Ein guter Tag erneut auch für Sauber: Neuling Felipe Nasr kam üppig zum Fahren, obschon es kleine Kinderkrankheiten am neuen C34 gab, und erneut tauchte auf der Zeitenliste ein Sauber als Zweitschnellster hinter Vettel im Ferrari auf.
Das wahre Potenzial von Williams haben wir noch nicht gesehen: der Rennstall – Ende 2014 im Windschatten von Mercedes – spulte mit Valtteri Bottas unbeirrt sein Funktions- und Aero-Programm herunter, Schauzeiten überlässt man anderen. Rang 3 ist jedoch ein erstes Anzeichen, dass wir uns von Williams einiges erwarten dürfen.
Lotus ging bescheiden an die Arbeit: nachdem der neue Wagen vom Typ E23 erst gestern in Jerez eingetroffen war, hatten sich die Schwarzen zum Ziel gesetzt, heute ein reines Roll-out zu absolvieren, mehr nicht. Dann jedoch gelangen Pastor Maldonado 41 Runden. Der Venezolaner strahlt: «Der Wagen fühlt sich jetzt schon besser an als der letztjährige.»
Maldonado bleibt Morgen Dienstag im Wagen (entgegen des eigentlich geplanten Ablaufs), damit wird Romain Grosjean am Mittwoch auf nur einen Jerez-Testtag kommen.
Dennoch ist Lotus schon weiter als vor einem Jahr: 2014 liess das Team den ersten Wintertest in Jerez platzen, anschliessend wurde in Bahrain nur herumgemurkst, weil nicht nur das Auto Probleme machte, sondern auch die Renault-Antriebseinheit. Der Mercedes-Motor jetzt scheint keinerlei Schwierigkeiten zu bereiten.
Ungewöhnlich für die Formel 1: erst 90 Minuten vor Ende des Testtags gab es eine Unterbrechung wegen eines liegengebliebenen Fahrzeugs – Pastor Maldonado im Lotus (Problem mit dem Antriebsstrang).
Dafür hatte dann Petrus keine Lust mehr auf Testen: kurz nach 16.00 Uhr ging ein Platzregen über dem Circuito de Jerez nieder, welcher die Arbeit erneut unterbrach. Als erster wagte sich dann der 17jährige Max Verstappen auf die Bahn – der Holländer wollte sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen, Erfahrung auf nasser Bahn zu sammeln. Wenig später ging auch Sauber-Fahrer Felipe Nasr auf mit Schlechtwetterreifen auf die Bahn.
Auch Sebastian Vettel ging nochmals raus. Er wollte jede Sekunde nutzen, denn ab Morgen sitzt für zwei Tage Kimi Räikkönen im Ferrari.
Jerez-Testzeiten: Montag, 2. Februar
1. Sebastian Vettel (D), Ferrari, 1:20,984 (88 Runden)
2. ?Felipe Nasr (BR), Sauber-Ferrari, 1:21,867 (87)
3. ?Valtteri Bottas (FIN), Williams-Mercedes, 1:22,319 (61)
4. ?Lewis Hamilton (GB), Mercedes, 1:22,490 (91)
5. ?Max Verstappen (NL), Toro Rosso-Renault, 1:24,167 (73)
6. Pastor Maldonado (YV), Lotus-Mercedes, 1:25,802 (41)
7. ?Jenson Button (GB), McLaren-Honda, 1:54,655 (6)
6. ?Daniil Kvyat (RU), Red Bull Racing-Renault, – (18 Installationsrunden)
Jerez-Testzeiten: Sonntag, 1. Februar
1. Sebastian Vettel (D), Ferrari, 1:22,620 min (60 Runden)
2. ?Marcus Ericsson (S), Sauber-Ferrari, 1:22,777 (73)
3. ?Nico Rosberg (D), Mercedes, 1:23,106 (157)
4. ?Daniel Ricciardo (AUS), Red Bull Racing-Renault, 1:23,338 (35)
5. ?Valtteri Bottas (FIN), Williams-Mercedes, 1:23,906 (73)
6. ?Carlos Sainz (E), Toro Rosso-Renault, 1:25,327 (46)
7. ?Fernando Alonso (E), McLaren-Honda, 1:40,738 (6)