MotoGP: Neuer Yamaha-Motor zu stark

Vor Australien-GP: Magnussen und Kvyat schon out!

Von Mathias Brunner
Lewis Hamilton: Gewinnt der Weltmeister beim Saisonauftakt?

Lewis Hamilton: Gewinnt der Weltmeister beim Saisonauftakt?

Nach drei freien Trainings und dem Abschlusstraining im Albert-Park von Melbourne: Das erwartet uns beim ersten WM-Lauf der Formel-1-Saison 2015 in Australien.

Die Wintertests in Jerez und Barcelona hatten es angedeutet, das Training zum WM-Auftakt in Australien hat es bestätigt: Weltmeister Mercedes ist überlegen. Daniel Ricciardo, der einzige Fahrer, der 2014 die Silberpfeile am kompletten Siegesdurchmarsch hindern konnte: «Seien wir mal ehrlich – die Mercedes fahren in einer eigenen Klasse.»

Um genau zu sein, ist die Formel 1 in Melbourne eine Fünfklassen-Gesellschaft.

Ganz vorne: die Silberpfeile. Alles andere als ein Sieg von Mercedes heute wäre eine Sensation. Lewis Hamilton und Nico Rosberg können nur über die Technik stolpern. Oder über die Räder des anderen. Wenn die Autos auch nur halbwegs sauber laufen, werden sie nicht am GP-Triumph zu hindern sein.

Wer wird die Nase vorn haben? Weltmeister Hamilton oder der letztjährige WM-Zweite Rosberg?

Nico selber glaubt: «Der Schlüssel zum Erfolg liegt im Reifenmanagement, besonders mit der weichen Mischung. Und da stufe ich mich als mindestens so gut ein wie Lewis.»

Eine Analyse der Dauerläufe aus dem Training zeigt: Kimi Räikkönen fuhr auf Augenhöhe mit den Silberpfeilen. Dennoch sind die meisten Insider hier in Australien überzeugt – Ferrari ist gut, aber nicht gut genug, um die Mercedes zu gefährden.

Damit sind wir bei Klasse 2: Williams gegen Ferrari. Gestern hat Felipe Massa nach dem Abschlusstraining festgehalten: «Das Duell mit Ferrari wird ein heisser Tanz.»

Williams und Ferrari machen (bei einem reibungslosen Rennverlauf) den letzten erhältlichen Platz auf dem Siegerpodest unter sich aus.
Klasse 3: das breite Mittelfeld. Hier ist so gut wie alles möglich. Wenn der Red Bull Racing-Renault von Daniel Ricciardo klaglos läuft, was im Training leider nur selten der Fall war, dann ist er flott unterwegs. Die Fahrbarkeit der Renault-Motoren ist erschreckend. Der Russe Daniil Kvyat nach dem Qualifying über die Berechenbarkeit seines Arbeitsgeräts in Sachen Gasannahme und Bremsverhalten: «Das war kein Fahren, das war Mutmassen.»

Das Auto des Russen rollt schon auf dem Weg zum Vorstart aus – Problem mit dem Hydraulikkreislauf im Red Bull Racing-Renault! Der Wagen bleibt vor Kurve 14 liegen.

Teamchef Christian Horner: «Aus unserer Sicht gibt es ein Problem mit dem fünften Gang. Ob der Grund dafür in der Mechanik oder bei der Hydraulik liegt, können wir erst sagen, wenn der Wagen zurück in der Box ist.»

Ricciardo wird sich aber strecken müssen, wenn er bester Red-Bull-Fahrer sein will: denn Carlos Sainz im Toro Rosso hat einen hervorragenden Eindruck hinterlassen. Durchaus denkbar, dass der junge Spanier in seinem ersten Grand Prix gleich Punkte holt – so wie das in den letzten Jahren den anderen Toro-Rosso-Neulingen Daniil Kvyat, Sébastien Buemi und Sébastien Bourdais gelungen war.

Kommt Max Verstappen bei seinem Rekord-Debüt (als 17-Jähriger) ins Ziel? Beobachter entlang der Piste sind davon wenig überzeugt: der Niederländer ist ohne Zweifel hochbegabt und sauschnell, wirkt aber auch etwas ungestüm und unregelmässig. Fehler erlaubt der australische Rennkurs jedoch selten.

Die tolle Darbietung von Toro Rosso stellt auch die Frage in den Raum: Hat das kleinere der beiden Red-Bull-Teams das bessere Auto auf die Räder gestellt?

Um die Plätz 7 bis 10 werden sich also die Fahrer von Red Bull Racing, Toro Rosso, Lotus und Felipe Nasr von Sauber balgen.

Klasse 4: die Rückständigen. Force India und McLaren-Honda sind bei den Wintertests so wenig zum Fahren gekommen, dass sie auf die Konkurrenz einen erheblichen Rückstand aufweisen.

Sollten Jenson Button oder Kevin Magnussen einen McLaren-Honda ins Ziel tragen, wäre es die erste Renndistanz dieses Autos!

Honda-Rennchef Yasuhisa Arai hat zugeben müssen, dass die Leistung des Motors heruntergefahren wurde, weil man verhindern will, dass der japanische V6-Turbo schon im ersten Rennen kollabiert.

Die Vorsichtsmassnahme fruchtet nichts: Kevin Magnussen rollt während der Runde zur Startaufstellung mit einer Rauchfahne aus!

Klasse 5: die fast unsichtbaren Rennwagen von Manor. Die Briten haben unseren vollen Respekt, dass sie es aus der Zahlungsunfähigkeit überhaupt nach Australien geschafft haben. In Sepang wollen sie dann nicht nur in ihrer Box Präsenz zeigen, sondern auch auf der Rennstrecke. Mit einem umgebauten 2014er Renner sowie letztjährigem Ferrari-Aggregat sind sie als Hinterherfahrer der WM 2015 programmiert.

Und wie steht es um die Technik?

Daniel Ricciardo hat bereits einen seiner vier erlaubten Motoren für die Saison 2015 verloren, nach gerade mal 50 Kilometern Laufleistung des Renault-V6. Am Mercedes von Lewis Hamilton ist eine Steuereinheit ersetzt worden, ebenso im Toro Rosso von Max Verstappen. Wie gross die Schäden in den Autos von Kvyat und Magnussen sind, ist schwer abzuschätzen – die Rauchfahne und herauskullernde Teile aus dem Heck von Honda-Fahrer Kevin Magnussen drängen den Verdacht auf: auch das Auto des Dänen (das ab Malaysia von Fernando Alonso übernommen wird) ist ebenfalls schon im einen Motor ärmer.

Eines ist schon beim Saisonstart absehbar: viele Fahrer werden im kommenden Sommer und Herbst Strafen erhalten, weil sie mehr als die vom Reglement vorgeschriebenen vier Antriebseinheiten benötigen werden.

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