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McLaren-Honda-Blamage: Das sind die Erklärungen

Von Mathias Brunner
Jenson Button und Eric Boullier

Jenson Button und Eric Boullier

Jenson Button (17.) und Kevin Magnussen (18.) schon im ersten Quali-Segment zum Australien-GP ausgeschieden – so schlecht war McLaren letztmals vor sechs Jahren.

Die Startplätze 17 (für Jenson Button) und 18 (für Kevin Magnussen) schmerzen. Der frühere Formel-1-Fahrer Martin Brundle meint: «Zuhause wird sich Fernando Alonso die Frage stellen – habe ich das Team zur richtigen Zeit gewechselt? Sein neuer Rennstall McLaren-Honda ist bis auf die Knochen blamiert, und jetzt, wo Fernando weg ist, läuft es bei Ferrari besser!»

Startränge 17 und 18, das wird hier in Australien die letzte Reihe sein, denn die beiden Manor-Renner haben nicht am Abschlusstraining teilgenommen, also fahren sie auch im Grand Prix nicht.

Die letzte Startreihe, das gab es für McLaren noch nie!

Letztmals 17./18. waren Heikki Kovalainen und Lewis Hamilton in Brasilien 2009.

Noch weiter hinten: In Monaco 1983 starteten Niki Lauda und John Watson von den Rängen 22 und 23, in Long Beach 1983 war die Reihe umgekehrt – Watson 22., Lauda 23. In Long Beach jedoch fuhren die McLaren dann sensationell zu einem Doppelsieg, Watson vor Lauda.

Mit so einem Rennverlauf ist morgen hier in Australien nicht zu rechnen. Jenson Button sagt nach der Ohrfeige für McLaren-Honda: «Keiner darf vergessen, dass wir noch immer keine Renndistanz hinter uns haben. Das muss am Sonntag unser erstes Ziel sein.»

Da sitzen sie nun: McLaren-Teamchef Eric Boullier, die Fahrer Button und Magnussen sowie Honda-Rennchef Yasuhisa Arai. Sie erklären die Blamage von Melbourne wie folgt.

Auf die Frage, ob man es sich so schwierig vorgestellt hätte, sagt Teamchef Eric Boullier: «Wir haben Probleme erwartet, ja. Wir sind im Winter einfach nicht genügend Kilometer gefahren. Wir konnten im Test nie alles probieren, was wir uns vorgenommen hatten. Diese Probleme setzen sich hier fort. Um hier in allen Trainings zu fahren, mussten wir bei der Abstimmung des Honda-Motors Kompromisse eingehen.»

Jenson Button meint: «Wir sind ein Siegerteam, da tut es weh, so weit hinten zu stehen. Wir stehen erst ganz am Anfang. Vor einem Jahr hatten die anderen auch Probleme, und die konnten mit vier Rennställen testen, wir hatten ein Auto. Aber ich bleibe davon überzeugt – wenn wir unsere Probleme gelöst haben, dann werden wir vorstossen. Für etwas, das eine tolle Belohnung verspricht, lohnt es sich immer zu kämpfen. Ich weiss, dass unser Auto zu Grossem fähig ist. Wir müssen nur alle Probleme eins ums andere lösen. Von heute auf morgen geht das nicht. Erwartet also nicht, dass wir in Malaysia zwei Sekunden schneller sind und in China nochmals zwei, ebenso in Bahrain, so funktioniert das nicht.»

Honda-Rennchef Arai: «Wir haben uns vielleicht verrechnet. In Barcelona habe ich damit gerechnet, dass es in Australien sehr heiss werden würde. Das ist hier aber nicht so. Um für die Hitze gerüstet zu sein, sind wir beim Motor und auch bei der Energierückgewinnung Kompromisse eingangen. Das ist einer der Gründe für unsere schlechte Darbietung hier. Wir wollten hier keinen Motor verlieren, zumal wir pro Jahr ja nur vier Antriebseinheiten haben. Also waren wir überaus konservativ.»

Nochmals Eric Boullier: «Wir hatten erheblich weniger Probleme als bei den Testfahrten, das ist positiv. Wir haben sehr genaue Vorstellungen davon, wie wir all unsere Probleme lösen. Aber ich kann dafür keinen Zeitplan nennen. Wir wollen nach vorne, je schneller, desto besser.»

Wie soll das dann alles in Malaysia werden, wo es zwanzig Grad heisser werden kann? Arai-san meint: «Wir haben hier so viel gelernt, wir wissen, was wir tun müssen.»

Jenson Button bleibt am Boden: «Es ist leicht, nun hier zu sitzen und mit uns streng ins Gericht zu gehen. Ich wusste, das ist ein längerfristiges Programm, wir brauchen Zeit. Das Auto selber fühlt sich gut an, ich weiss, dass die Basis stimmt. Ich bin lieber so weit hinten und kenne unser Potenzial als dass ich mit einem bewährten Motor Neunter oder Zehnter auf der Startaufstellung bin und genau weiss, dass ich da kaum noch weiter nach vorne komme. Hinterm Lenkrad gibt es viele Probleme, die miteinander vernetzt sind. Das ist ein besonderes Auto, anders als alles, was ich vorher gefahren habe. Und das wird sich früher oder später auszahlen.»

Teamchef Eric Boullier sagt genau zu diesem Punkt: «Was Jenson meint – wenn wir nicht volle Power einsetzen können, dann funktionieren auch die Reifen nicht, das ist ein Teufelskreis, aus dem du kaum herauskommst. Bis Europa werden wir besser sein, wobei ich übrigens nie gesagt habe, dass wir bis dahin unsere Probleme gelöst haben werden. Da wurde ich falsch interpretiert. Ich weiss einfach: je mehr Schwierigkeiten wir lösen, desto eher könnten wir das Potenzial dieses Wagens zu erforschen beginnen.»

Mein Kollege Andrew Benson rechnet vor: «Eric, du hast aber in Barcelona gesagt, dass du bis Ende Jahr Mercedes Siege streitig machen willst. Der Abstand heute war vier Sekunden, wenn wir den Unterschied mit den Reifen mit einrechnen. Das entspricht 250 PS. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass ihr die Leistung um 250 PS heruntergeschraubt habt. Dann muss es doch auch am Wagen liegen!»

Boullier sagt dazu: «Mit Zahlen herumzuwerfen, das ist einfach. Ich sage nur – die Basis des Autos stimmt, aber wir haben viel Arbeit vor uns. Wir wissen aus den Simulationen, dass der Wagen schon jetzt besser ist als der 2014er Rennwagen. Wir haben ein massives Entwicklungsprogramm angeworfen. Aber es bringt nichts, solche Teile zu bringen, wenn wir noch immer Basisarbeit betreiben.»

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