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Australien-GP: Crashs, Ausfälle und Vettel auf Podest

Von Vanessa Georgoulas
Die Formel-1-Stars erlebten in Australien einen ereignisreichen Saisonauftakt: Nur elf Fahrer sahen die Zielflagge, Champion Lewis Hamilton sicherte sich den GP-Sieg vor Nico Rosberg und Sebastian Vettel.

Die europäischen Zuschauer, die sich den Wecker pünktlich zum Rennstart gestellt haben, dürften sich gewundert haben. Denn in der Startaufstellung von Melbourne standen nur 15 Autos. Das Fehlen der beiden Manor-Piloten Will Stevens und Roberto Merhi dürfte dabei die kleinste Überraschung gewesen sein. Denn weil das frühere Marussia-Team die Renner schon zum Qualifying nicht bereit hatte, war klar, dass eine GP-Teilnahme auch nicht drinliegen würde.

Zu befürchten war auch das Fehlen von Williams-Pilot Valtteri Bottas, der sich nach dem Qualifying wegen Rückenschmerzen durchchecken liess. Obwohl der Finne beteuerte, dass er fahren könne, gab es keine Freigabe von den FIA-Ärzten. Eine bittere Pille musste auch Fernando Alonsos Ersatz Kevin Magnussen schlucken: Sein Honda-Motor verabschiedete sich schon auf dem Weg zur Startaufstellung.

Keine Runde weit kam auch Red Bull Racing-Pilot Daniil Kvyat, der seinen Renner wegen eines Getriebeproblems auf der Strecke abstellen musste. Red Bull-Motorsportberater Helmut Marko erklärte sichtlich verärgert: «Es hat sich ein Gang nach dem anderen verabschiedet und da hat der Sensor den Motor abgestellt, deshalb hat er es nicht an die Box zurückgeschafft. Wenn's kommt, dann kommt's massiv.»

An der Spitze sicherte sich Pole-Setter Lewis Hamilton mit einem guten Start die Spitzenposition vor seinem Mercedes-Teamkollegen Nico Rosberg. Hinter den Silberpfeilen verteidigte Williams-Pilot Felipe Massa die dritte Position gegen Ferrari-Pilot Sebastian Vettel, der einen bescheidenen Start hinlegte.

Lotus mit Problemen

Auch für Pastor Maldonado war das Rennen schnell gelaufen: Ausgangs Kurve 2 wurde er in die Wand gedrückt. Ex-GP-Pilot und ORF-TV-Experte Alex Wurz betonte: «Da kann Maldonado nichts dafür. Toro Rosso-Pilot Carlos Sainz ist dem Ferrari hinten reingefahren, der Rest ist eine Kettenreaktion.»

Zum ersten Mal kam das virtuelle Safety-Car zum Einsatz und Sauber-Neuling Marcus Ericsson nutzte die Gelegenheit, um seine Medium-Reifen gegen einen Reifensatz der weicheren Mischung einzutauschen, weil er nach der Kettenreaktion-Kollision ohnehin die Box ansteuern musste. Auch Romain Grosjean bog an die Box ab. Der Genfer verliess sein Cockpit und machte damit klar, dass er so schnell nicht wieder auf die Bahn zurückkehren würde.

Beim Re-Start setzte sich Pole-Setter Lewis Hamilton wie schon beim Start gegen seinen Teamkollegen Nico Rosberg durch. Wurz wunderte sich: «Da hat der Nico jetzt aber geschlafen.» Ein Versäumnis leistete sich wohl auch Sainz, der erst Sauber-Neuling Felipe Nasr, dann Red Bull Racing-Hoffnungsträger Daniel Ricciardo und in Runde 7 auch noch Ferrari-Star Kimi Räikkönen ziehen lassen musste. «Er ist ohne ERS-Zusatzpower unterwegs. Wahrscheinlich hat er vergessen, das System nach der virtuellen Safety-Car-Phase wieder zuzuschalten. Das System wird während der Safety-Car-Phase abgestellt, damit man beim Re-Start die volle Power hat.»

Die Konkurrenz ziehen lassen musste auch Sergio Pérez: Der Force India-Pilot hatte während der Safety-Car-Phase Ericsson überholt und musste daraufhin gleich zwei Plätze wieder hergeben, weil er unterdessen auch McLaren-Kämpfer Jenson Button überholt hatte.

Crash-Alarm: Sergio Pérez vs. Jenson Button

Der Brite im McLaren-Honda sorgte kurz darauf für Unterhaltung, indem er sich mit seinem früheren Teamkollegen Sergio Pérez im Force India anlegte. Der Zweikampf endete schliesslich mit einem Dreher des Mexikaners, der bei einem Angriff auf Button etwas zu optimistisch ans Werk ging. Schon zuvor hatte sich Pérez neben der Strecke durchs Grün gepflügt, bevor er von Button überholt wurde.

Beide Piloten konnten nach der Kollision weiterfahren und der Weltmeister von 2009 wurde von den McLaren-Verantwortlichen daran erinnert, dass eine Zielankunft angesichts der vielen Ausfälle durchaus auch Punkte bedeuten könne. Force India beschränkte sich hingegen darauf, Pérez nach möglichen Schäden am Auto zu befragen. Der 25-Jährige aus Guadalajara verneinte, obwohl die Wiederholung der Kollision klar zeigte, dass er beim unfreiwilligen Treffen mit Button ein Teil verlor.

Kurz darauf begann die Boxenstopp-Phase, die von Räikkönen in Runde 17 eingeläutet wurde. Der Finne musste sich in Geduld üben, weil sein linkes Hinterrad klemmte. Das gleiche Schicksal ereilte Sainz: Das linke Hinterrad seines Toro Rossos liess sich erst mit viel Krafteinsatz lösen. Das kostete wertvolle Zeit und Ex-GP-Pilot und Sky Sports F1-Experte Martin Brundle bedauerte: «Das ist natürlich sehr ärgerlich – vor allem bei diesem vielversprechenden GP-Debüt.»

Rauchzeichen von Verstappen, Aus für Räikkönen

Erst in Runde 33 bog Max Verstappen erstmals zur Toro Rosso-Box ab. Der erst 17-jährige Niederländer holte sich einen frischen Satz weicher Reifen und funkte kurz darauf: «Da ist Rauch im Cockpit.» Brundle hoffte daraufhin: «Ich hoffe, das ist nur etwas Öl, das verbrennt.» Doch Verstappen rollte aus und sorgte für die zweite Gelbphase des Tages.

Red Bull Racing-Teamchef Christian Horner erklärte im TV-Interview von der Boxenmauer: «Das ist ein sehr schwieriges Wochenende für Renault, die Standfestigkeit stimmt nicht, das ist sehr frustrierend! Mal schauen, was auf den restlichen Runden möglich ist, aber es wird schwierig, die Ferraris und Saubers sind schneller geworden. Wir werden die Zeit bis Malaysia nutzen, um die Motorprobleme auf den Prüfständen in den Griff zu bekommen.» Die Enttäuschung war dem 41-jährigen Briten anzuhören.

Auch für Kimi Räikkönen war das Rennen vorzeitig gelaufen: Der Finne stellte seinen Ferrari in Runde 42 nach seinem zweiten Boxenstopp am Streckenrand ab, weil das linke Hinterrad nicht richtig montiert wurde. An der Spitze drehte Hamilton seine Runden vor Rosberg und Vettel, der sich mit einem Boxenstopp einen Positionsgewinn auf Kosten von Massa gesichert hatte. Der kleine Brasilianer folgte dem vierfachen Champion vor Sauber-Mann Nasr, der bei seinem Debüt beeindruckte.

Ericsson sorgt für Spannung

Etwas weniger souverän zeigte sich Nasrs Teamkollege Ericsson, der sich in Runde 45 durch das Kies der sechsten Kurve pflügte und daraufhin an die Box beordert wurde, um neue weiche Reifen aufziehen zu lassen. Der Schwede sorgte in den letzten Runden für Wiedergutmachung, indem er sich in Kurve 13 Platz 8 von Sainz schnappte. «Gut gemacht, Kumpel, jetzt gibt Gas», funkte das Sauber-Team dem Rookie daraufhin ins Auto.

Abgesehen davon boten die letzten Runden wenig Spannung: Hamilton sicherte sich den ersten GP-Sieg des Jahres vor Rosberg und Vettel, der bei seinem GP-Debüt für Ferrari gleich einen Podestplatz feiern durfte. Massa und Nasr ergänzten die Top-5. Mit grossem Abstand auf Nasr folgte Red Bull Racing-Hoffnungsträger Ricciardo auf Position 6 vor Force India-Pilot Nico Hülkenberg, Ericsson, Sainz und Pérez. Button war der einzige Pilot im Ziel, der keine Punkte holen konnte.

Hamilton und Ros?berg bescherten Mercedes den zwölften GP-Doppelsieg in zwölf Monaten. Saisonübergreifend haben die Silberpfeile sieben der letzten acht Formel-1-Läufe für sich entschieden. Nasr sorgte für das beste Debüt-Ergebnis eines Sauber-Fahrers seit Kimi Räikkönen, der 2001 bei seiner GP-Premiere den sechsten Platz in Melbourne holte.

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