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Raffaelo Marciello: Piste schwieriger als der Sauber

Von Mathias Brunner
Der in Zürich geborene Italiener Raffaele Marciello über den Einsatz im ersten Training zum Malaysia-GP. Sepang und der Sauber-Renner waren für den 20-Jährigen Ferrari-Zögling Neuland.
Raffaele, wie fasst du deinen ersten Einsatz für Sauber zusammen?

Ich bin sehr zufrieden. Wenn ich daran denke, dass ich erstmals hier auf dieser Strecke gefahren bin und auch erstmals den 2015er Sauber-Renner bewegt habe, dann habe ich gute Arbeit abgeliefert. Es war nicht ganz einfach, Vertrauen ins Auto zu fassen. Aber wir haben alle Punkte abgehakt, die wir uns vorgenommen hatten.

Was war denn schwieriger – Auto oder Rennstrecke?

Die Rennstrecke. Ich kannte sie zwar aus dem Ferrari-Simulator, aber wenn du dann in Wirklichkeit fährst, ist das schon anders. Es half auch nicht, dass die Piste noch recht rutschig gewesen ist.

Wie lange hast du Sepang denn geübt?

Das weiss ich gar nicht mehr. Ich bin oft im Simulator von Ferrari in Maranello. Wie lange genau wir da Malaysia durchgespielt haben, daran kann ich mich nicht mehr erinnern. Die Arbeit im Simulator ist mir inzwischen so geläufig wie der Gang in die Kraftkammer. Aber da merkst du dir ja auch nicht ständig, mit welchen Gewichten zu arbeitest.

Was fiel dir im Auto am schwersten?

Eigentlich nichts Besonderes. Ich war gemäss Daten ungefähr auf dem Niveau von Marcus Ericsson. Aber das ist nicht mein Auto, es gehört Felipe Nasr. Also fährst du im Kopf immer gewissermassen mit angezogener Handbremse. Was mich freut: in den schnellen Ecken bin ich so gut wie Marcus, auf der Bremse auch.

Du bist mit 186 Zentimetern recht gross. Wie bequem hast du es im Auto?

Es ist ganz okay. Klar haben es die kleineren Fahrer da leichter, und ich leide ein wenig. Aber das ist im Monoposto-Sport für mich ja nichts Neues.

Wann sitzt du das nächste Mal im Sauber?

Wahrscheinlich im Rahmen des Spanien-GP. Das wird ein anspruchsvolles Wochenende, weil ich ja dort auch GP2 fahre. Aber ich sehe das als Chance. Einerseits lerne ich den GP-Renner besser kennen, andererseits erhalte ich mehr Zeit auf der Piste als meine GP2-Rivalen. Das ist ein Vorteil.

Wie siehst du die Fortschritte von 2014 auf 2015 beim Ferrari-Motor?

Das ist nicht ganz einfach zu beantworten. Als ich im vergangenen November den Ferrari in Abu Dhabi gestestet habe, war die Piste in bestem Zustand. Zudem sprechen wir von zwei komplett verschiedenen Fahrzeugen. Dass Ferrari Fortschritte gemacht hat, ist aber offensichtlich.

Wie fühlst du dich bei Sauber?

Sehr gut, die Atmosphäre ist familiär. Zudem bin ich ja Ferrari-Nachwuchsfahrer, und dank des Ferrari-Motors bei Sauber haben wir jede Menge Landsleute hier. Das erhöht das familiäre Gefühl.

Wie einfach war der Wechsel vom GP2-Renner in den Formel 1?

Nicht so einfach. Das GP2-Auto kenne ich inzwischen sehr gut, den Sauber kannte ich gar nicht. Wenn ich in den GP2 klettere, bin ich gleich am Limit. Im Formel-1-Renner taste ich mich an die Grenzen heran. In Barcelona wird es einfacher sein, weil ich das Auto schon kenne und das Verhalten der Reifen besser einschätzen kann. Ich sage immer: die GP2 ist wie die Economy-Klasse, nicht viele Annehmlichkeiten, nicht so bequem. Die Formel 1 hingegen ist die Business-Klasse: viel Unterstützung, massiv Daten, Lenkhilfe, ein ganz anderes Team dahinter. Die GP2 empfinde ich als physisch anspruchsvoller, obschon sie langsamer als die Formel 1 ist. Dafür musst du im GP-Renner wirklich hellwach sein, weil der Speed hoch und die Arbeit im Cockpit komplex ist.

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