Training Malaysia: Rosberg 1., Hamilton-Mercedes out
Während Europa im Tiefschlaf lag, begann in Sepang das Malaysia-GP-Wochenende. Die Aufreger im Fahrerlager vor dem ersten Training – die Aussagen von Fernando Alonso, welche seinen Arbeitgeber McLaren-Honda nicht ins beste Licht rücken. GP-Sieger Johnny Herbert: «Da passt einiges nicht zusammen. Das ist eine Geschichte, die schon längst begraben sein sollte, statt dessen ist das Feuer durch die neuen Aussagen von Fernando Alonso frisch angefacht worden.»
Alonso ging kurz nach Beginn des Trainings auf die Bahn, er hatte im Testwinter nur knapp 500 Testkilometer zurückgelegt, bevor am 22. Februar ein Unfall in Barcelona seine Saisonvorbereitung unterbrach. Im Auto des Spaniers steckt der zweite (von vier pro Saison erlaubten) Honda-Motoren, weil der erste im Wagen von Kevin Magnussen in Australien sein Leben aushauchte.
Ebenfalls sofort auf der Bahn: Will Stevens im Manor-Renner, Funktionstest mit dem umgebauten 2014er Renner des ehemaligen Marussia-Teams, unter den Augen übrigens von Manor-Investor Stephen Fitzpatrick.
Das Auto bar jeglicher Sponsorkleber – abgesehen von Pirelli-Klebern sowie Errea am Heckflügel (italienischer Sportartikelhersteller). Ein Armutszeugnis und Spiegelbild für die Formel 1. Kurz darauf ging auch der Spanier Roberto Merhi auf die erste Installationsrunde mit seinem Wagen. Teamchef John Booth hat Wort gehalten – seine Manor-Renner würden in Sepang fahren.
Allerdings kam Merhi mit stotterndem Ferrari-Motor gleich wieder an die Box. Kein rund laufender Motor ist in Sepang besonders ärgerlich: mehr als 60 Prozent einer Runde hier laufen die Antriebseinheiten auf Volllast.
Ärger für Lewis Hamilton schon kurz nach Beginn des Trainings: vom Wagen wurden keine Daten übertragen, die Ingenieure waren in der Box gewissermassen blind.
Ärger auch bei Max Verstappen im Toro Rosso: er musste mit einem schleichenden Plattfuss zur Box zurückgebeten werden. Die Techniker hatten den Luftverlust anhand ihrer Daten erkannt.
Technik-News: Zusätzliche Lufteinlässe an der Oberkante der Airbox von Ferrari, zusätzliche Luftauslässe entlang des Cockpits der Williams, McLaren fährt mit einem so genannten S-Schacht an der Vorderachse (wenn Luft unter der Fahrzeugnase abgezogen wird, die oben vor dem Fahrer wieder ins Freie austritt, ein Trick den übrigens der legendäre Colin Chapman 1979 am Lotus 80 einführte). Am Wagen von Jenson Button musste der Antrieb des Generators für die kinetische Energierückgewinnung ersetzt werden. McLaren hat auch einen neuen Frontflügel dabei, dessen Kaskaden-Design unverkennbar die Handschrift des früheren Red Bull Racing-Chefaerodynamikers Peter Prodromou zeigt. Auch die Seitenkästen sind optimiert worden.
Nicht im Einsatz hingegen: die geplante kürzere Fahrzeugnase von Red Bull Racing, der erforderliche Crash-Test ist noch nicht absolviert.
Valtteri Bottas, der den Australien-GP wegen eines Risses in einer Bandscheibe hatte auslassen müssen, berichtete über Funk, dass er mit der verbesserten Sitzposition zufrieden ist. An der Williams-Box verfolgte Adrian Sutil zum ersten Mal das Geschehen als Ersatzfahrer.
Ärger für Lewis Hamilton nach knapp einer halben Stunde: sein Silberpfeil rollte aus. Der Brite hatte gestern noch gesagt: «Mich kann hier nur ein Defekt stoppen.»
Hamilton über Funk: «Am Heck hat es einen Schlag getan, das Getriebe funktionierte aber noch. Ich hatte den Eindruck, ich hätte es zurück zur Box schaffen können.»
Im Heck steckte jener Motor, der Hamilton zum Australien-Sieg gefeuert hatte und auch fürs Rennen in Sepang vorgesehen ist, Hamilton-Renningenieur Peter Bonnington wollte kein Risiko eingehen und bat Lewis über Funk, das Auto zu parken. Zumal die Datenübertragung noch immer nicht funktionierte.
Ex-Formel-1-Fahrer Bruno Senna: «Abgesehen davon, dass der Fahrer Zeit auf der Strecke verliert, ist ein Defekt im ersten Training immer auch ein psychologischer Nachteil. Nico Rosberg braucht nach Australien einen Vorteil, vielleicht ist der Defekt von Lewis ein Steilpass dafür. Im übrigen bin ich überrascht, dass man Lewis ohne Telemetrie fahren lässt. Ich würde das nicht riskieren.»
Die Techniker begannen mit dem Zerlegen des Silberpfeils – damit war das Training für Hamilton nach vier Installationsrunden zu Ende. Mercedes bestätigt eine Motorenprüfung (aber noch keinen Motorenwechsel), die Weltmeister hoffen, den Briten im Verlauf des zweiten Trainings zurück auf die Bahn lassen zu können. Das Problem steckte im Einlasssystem, die Mechaniker wechseln Teile, ein Motorwechsel ist nicht nötig.
Das Training bestätigt den Trend von Australien: Mercedes überlegen, Ferrari ist zweite Kraft, Toro Rosso mischt im Mittelfeld tüchtig mit, und wenn der Lotus läuft, ist er für einen Platz in den Top-Ten programmiert. Williams und Sauber haben noch nicht gezeigt, wie schnell ihre Autos wirklich sind. Und der Red Bull Racing-Renault kränkelt weiter – am Auto von Daniel Ricciardo ist der Unterboden abgenommen worden, um einem Problem auf die Schliche zu kommen.
Felipe Massa hatte ganz andere Probleme. Der Brasilianer funkte: «Leute, die Trinkflüssigkeit läuft mir in den Rücken statt in meinen Mund. Wir müssen sicherstellen, dass dies im Rennen nicht vorkommt, sonst weiss ich nicht, wie ich den GP überstehen soll.»
Zu Ehren des malaysischen Mercedes-Hauptsponsor Petronas hat Lewis Hamilton übrigens einen grünen Helm vorbereitet – den er nicht tragen kann. Lewis mault über Twitter: «Das war mein geplanter Helm für den Malaysia-GP. Wegen der neuen FIA-Helmregel kann ich ihn leider nicht einsetzen.»