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Ferrari gegen Mercedes: Quantität gegen Qualität?

Von Mathias Brunner
Lewis Hamilton (Mercedes) greift Sebastian Vettel im Ferrari an

Lewis Hamilton (Mercedes) greift Sebastian Vettel im Ferrari an

Entwickelt Formel-1-Weltmeister Mercedes vielleicht sinnvoller als Verfolger Ferrari? Der Abstand zwischen den besten beiden GP-Teams ist in Spanien markant grösser geworden.

Diesen Nadelstich Richtung Maranello konnte sich WM-Leader Lewis Hamilton nicht verkneifen: «Es kommt auf die Qualität an, nicht auf die Quantität», meinte der Engländer, als er am Circuit de Barcelona-Catalunya auf die zahlreichen Verbesserungen am Ferrari angesprochen wurde.

Tatsächlich sprach Teamchef Maurizio Arrivabene von einem komplett überarbeiteten Wagen für Vettel und Räikkönen, selbst wenn er mit der Umschreibung «zu 70 Prozent neu» wohl ein wenig an der wahren Zahl vorbeigeschlittert ist.

Beim Spanien-GP wollte sich Ferrari noch näher an Mercedes heranrobben, und dies mit massiven Veränderungen: die Seitenkästen sind schlanker geworden und auf Höhe des Lufteinlasses niedriger, sie werden von frisch geformten Luftleitelementen ergänzt, samt eines neuen Bügelflügels (des stehenden Elementes vor dem Lufteinlass) sowie einem Luftleiter, der vom Cockpitrand nach aussen wächst. An der Innenseite der Hinterräder ist die Bremsbelüftung mit einem zweistöckigen Zusatzflügel versehen worden. Das Ende des Unterbodens ist mit Luftschlitzen und einer Abrisskante ausgestattet. Dazu gab es einen neuen Heckflügel.

Ex-Formel-1-Fahrer Martin Brundle war von Anfang an skeptisch: «Wenn du so viele Veränderungen alle zusammen ans Auto bringst, dann besteht immer die Gefahr, dass man nicht so richtig erkennt, welche Optimierung wirklich etwas bringt und welche eher weniger.»

Das Freitagtraining war da wenig hilfreich: die wechselnden Windverhältnisse stellten auch jene Teams vor Rätsel, die ihr Auto schon gut kennen.

Kimi Räikkönen fand, er habe über die neuen Teile so wenig Wissen sammeln können, dass er ab Samstag wieder mit der alten Aerodynamik fuhr. Nur auf den neuen Heckflügel wollte er dann doch nicht verzichten.

Mercedes konterte mit anders geformten Lufteinlässen bei der Vorderradbremse, um den Luftfluss im kritischen Bereich um die Vorderräder zu beruhigen und wie gewünscht zu den Seitenkästen zu leiten. Als Ergänzung der stehenden Luftleiter vor den Öffnungen der Seitenkästen sind zwei kleine Finnen angebracht. Dazu gibt es kleine Flügelchen am Heck, gleich neben der Crash-Struktur sowie Verfeinerungen am Frontflügel sowie am Unterboden.

Insgesamt zählten Technikkenner mehr als ein Dutzend Verbesserungen am Ferrari und damit mehr als doppelt so viele wie am Mercedes. Bei den Silberpfeilen werden die Updates Schritt und Schritt ausgelotet, das ist die Marschrichtung von Technikchef Paddy Lowe, und die hat sich 2014 bewährt.

Sieger Nico Rosberg sagt: «Wir stehen in einem Entwicklungsrennen mit Ferrari, und für dieses Wochenende haben wir offenbar diesen Wettlauf gewonnen. Das ist ein wichtiger Indikator für den weiteren Verlauf der Saison, denn das zeigt mir, dass wir mindestens so gut entwickeln wie unsere Gegner.»

Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene rätselt: «Wir sind schneller geworden, daran besteht kein Zweifel. Aber wir sind nicht schnell genug. Möglicherweise ist Barcelona auch keine ideale Rennstrecke für Ferrari.»

Die 45 Sekunden Rückstand von Sebastian Vettel auf Sieger Rosberg haben jedoch Argwohn erzeugt: Die verschärften Kontrollen der FIA-Regelhüter in Sachen Benzindurchfluss sollen vor allem auf Ferrari zielen. Ob Ferrari tatsächlich einen Motorentrick gefunden hatte und nun zurückbuchstabieren musste, werden die kommenden Rennen zeigen. Die FIA schweigt sich derzeit zu diesem Thema aus.

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