Jules Bianchi: 33. Opfer der Formel-1-WM
Jules Bianchi erlag seinen Verletzungen 40 Wochen und 5 Tage nach seinem schweren Rennunfall im Japan-GP
Die Motorsport-Welt trauert um Jules Bianchi, der neun Monate nach seinem Unfall im Japan-GP 2014 seinen Verletzungen erlag. Der junge Rennfahrer war in den letzten Runden des Rennens im Regen von der Piste gerutscht und in der siebten Kurve mit einem Bergungsfahrzeug kollidiert, das gerade dabei war, Adrian Sutils Sauber-Renner von der Piste zu räumen.
Der Franzose zog sich beim Zusammenprall schwere Kopfverletzungen zu und fiel in ein Koma, aus dem er nicht mehr erwachte. Neun Monate nach dem tragischen Unfall ist Jules Bianchi gestern, Freitag, verstorben. Dies teilte seine Familie in einer Pressemitteilung mit.
Bianchi gehörte zu den grossen Formel-1-Talenten im Feld, auch wenn er im unterlegenen Marussia-Boliden auf verlorenem Posten kämpfte. In seiner 167 Autorennen dauernden Karriere durfte er 25 Siege und insgesamt 56 Podestplätze feiern. Mit 24 Pole-Positions und 34 schnellste Rennrunden stellte der Rennfahrer aus Nizza sein Tempo unter Beweis – und zog damit die Aufmerksamkeit der Ferrari-Nachwuchsförderer auf sich, die ihn gleich in die Ferrari Driver Academy aufnahmen.
Zu seinen grössten Erfolgen gehört der Titel in der Formel-3-Euroserie von 2009 sowie sein Triumph beim prestigeträchtigen Formel-3-Masters in Zandvoort. Auch die zwei eroberten WM-Punkte im Monaco-GP 2014 brachten Bianchi viel Lob und Anerkennung in der Szene ein. Dem von Nicolas Todt – Sohn des FIA-Präsidenten Jean Todt – gemanagten Talent wurde denn auch eine grosse Karriere prophezeit.
Bianchi ist das 33. Opfer der Formel-1-WM, das während eines Rennwochenendes oder einer offiziellen Testfahrt in Folge eines Unfalls verstarb. Es ist der erste Todesfall eines Fomel-1-Stammpiloten seit dem tragischen Unfall von Ayrton Senna in Imola, der sich vor mehr als 20 Jahren am 1. Mai 1994 ereignete.
Nach dem schwarzen San Marino-GP-Wochenende, an dem Tags zuvor auch der Österreichische Rennfahrer Roland Ratzenberger tödlich verunglückt war, wurden die Sicherheitsbestimmungen in der Formel 1 drastisch verschärft, was die Anzahl der tödlichen Unfälle stark verringert hat.
Die meisten Opfer hatte die Königsklasse des Motorsports in den 60er-Jahren zu beklagen: Mit Harry Schell, Chris Bristow, Alan Stacey, Giulio Cabianca, Wolfgang Graf Berghe von Trips, Ricardo Rodriguez, Carel Godin de Beaufort, John Taylor, Lorenzo Bandini, Bob Anderson, und Jo Schlesser liessen gleich elf Formel-1-Stars ihr Leben auf der Rennstrecke.
Auch in den 70er-Jahren lebten die Formel-1-Stars gefährlich. Damals kamen mit Piers Courage, Jochen Rindt, Jo Siffert, Roger Williamson, Francois Cevert, Peter Revson, Helmut Koinigg, Mark Donohue, Tom Pryce und Ronnie Peterson gleich zehn GP-Piloten während eines GP-Wochenendes oder einer offiziellen Testfahrt ums Leben.