Marchionne: «Ferrari-Motor Red Bull? Rede mit allen»
Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene mit Präsident Sergio Marchionne
Monza ist traditionsgemäss jener Ort, wo die komplette Fiat- und Ferrari-Führungsriege aufmarschiert: Enzo Ferraris Sohn Piero ist da, Lapo Elkann, Enkel der Industrie-Legende Gianni Agnelli, und natürlich Fiat-Geschäftsleiter und Ferrari-Präsident Sergio Marchionne.
Der 63jährige Italiener, als Teenager nach Toronto ausgewandert, kam vor dem dritten Training ins Fahrerlager von Monza, spazierte schnurstracks zu seinen Piloten und zu seinen Techniker, bevor er sich kurz den Medienvertretern stellte.
«Natürlich reichen unsere Fortschritte nicht», sagt Marchionne über die Saison 2015 von Ferrari, «aber die Menschen dürfen auch nicht vergissen, woher wir kommen. Und wenn wir daran denken, wo wir vor einem Jahr waren, dann haben wir enorme Schritte nach vorne getan. Mercedes hat bewiesen, wie stark sie sind, aber wir werden nicht damit aufhören, sie unter Druck zu setzen.»
«Wir waren mit dem 2015er Auto ein wenig im Rückstand, was den Aufbau angeht, das wird uns 2016 nicht noch einmal passieren, weil wir die Arbeit erheblich früher aufgenommen haben. Und wir haben noch mehr Ressourcen dafür in die Waagschale gelegt.»
Zum neuen Vertrag von Kimi Räikkönen sagt der Spitzen-Manager: «Gut, wir haben Kimi ein wenig unter Druck gesetzt, aber Fakt ist, dass er sich seinen neuen Vertrag verdient hat.»
Zum angeblichen Plan, Red Bull eine Offerte zu unterbreiten als Motorenlieferant, bleibt Marchionne vage: «Ich rede mit allen.»
In Italien hatten mehrere Medien berichtet, der Spitzenmanager wolle Red Bull an diesem Wochenende in Monza für sich gewinnen und so Mercedes ausbremsen. Der Hintergrund: Marchionne sage sich – wenn Red Bull Racing Mercedes-Motoren erhält, erwächst uns ein weiterer, starker Gegner, der uns in Sachen WM-Kampf vor der Sonne stehen würde. Zudem ist die Lieferung von Motoren an zwei Rennställe ein nicht unerheblicher wirtschaftlicher Faktor für Ferrari. Wieso Mercedes freiwillig das Kunden-Feld überlassen? In Italien wird auch spekuliert – ein Motorenabkommen mit dem Hause Red Bull könnte über kurz oder lang den Weg von Max Verstappen nach Maranello ebnen.