Jules Bianchi: Vater Philippe redet über den Schmerz
Vor der Box von Manor-Marussia liegen Zeichen des Andenkens für Jules Bianchi – seine japanischen Fans haben den im Juli verstorbenen Ferrari-Zögling nicht vergessen. Aber wie geht es eigentlich seiner Familie?
Jules’ Vater Philippe Bianchi hat mit den Kollegen der BBC Sport gesprochen und meint: «Es ist noch immer zu schwierig, Formel 1 zu gucken. Vielleicht kann ich es in ein paar Monaten, vielleicht in Jahren, ich weiss es nicht.»
«Diese Tage sind für unsere Familie besonders schwer, weil der Unfall von Jules nun gut ein Jahr her ist. Nicht nur wir vermissen Jules ganz fest, seine Freunde, seine Fans auf der ganzen Welt, es ist sehr schwierig.»
Philippe Bianchi weiter: «Letztlich mussten wir uns eingestehen, dass Jules so schlimme Kopfverletzungen erlitten hatte, dass an eine Genesung nicht mehr zu denken war. Es gibt die physische und die neurologische Seite. Jules war physisch überaus stark, und ich glaube, das war überhaupt der Grund, wieso er trotz der gravierenden Kopfverletzungen so lange am Leben geblieben ist.»
«Jules hatte bei der ganzen Familie eine überdurchschnittlich starke Präsenz. Er hat jeden Tag mit mir und seiner Mutter telefoniert, vor einem Jahr riss das abrupt ab. Wir konnten uns nicht mehr umarmen. Er war ein so guter Junge, es ist einfach grauenvoll.»
Was sagt Philippe Bianchi zu Plänen, die Formel-1-Renner möglicherweise zu überdachen? Papa Bianchi sagt: «Das wäre eine gute Sache. Aber was den Unfall von Jules angeht, so glaube ich, es hätte keinen Unterschied gemacht. Denn die Ärzte haben mir gesagt, was die schwere Verletzung verursacht hat, war nicht ein Fremdkörper von aussen, sondern die extreme Verzögerung. Und die hätte Jules auch verkraften müssen, wenn das Cockpit geschlossen wäre.»
Die Untersuchungskommission des Autoverbands FIA kam damals zum Schluss, dass einer der Gründe für den tragischen Unfall überhöhtes Tempo von Jules Bianchi war. Philippe Bianchi dazu: «Vielleicht war das so. Es klingt für mich seltsam, wenn einer sagt, er war zu schnell – wir reden hier immerhin von einem Formel-1-Fahrer. Was wirklich im Detail geschah, kann ich nicht einschätzen, weil ich bis heute das Video des Unfalls nicht anschauen kann. Ich kann auch keine Bilder angucken. Vielleicht schaffe ich das in ein paar Monaten, ich weiss es nicht.»