Nigel Mansell: «Berger aussenrum überholen – Irrsinn»
Nigel Mansell stellte sich den Fragen seiner Fans
Vor kurzem hat Nigel Mansell in England für einiges Aufsehen gesorgt. Im Rahmen seiner Werbetour für seine Autobiographie «Staying on Track» (das ich auf dem Weg nach Sotschi gelesen habe und jedem empfehlen kann) sagte er in der «Today»-Show von BBC Radio 4, er wäre im aktuellen Silberpfeil von Lewis Hamilton ungefähr gleich schnell wie sein junger Landsmann!
Als der Radiomoderator fragte, was Mansell mit vier Wochen Vorbereitungszeit in einem aktuellen Silberpfeil anrichten könnte, lachte der Weltmeister von 1992: «Ich würde seinen Rundenzeiten sehr nahe kommen, wenn nicht die gleichen fahren. Ich bin jetzt nicht so verwegen und behaupte, dass ich schneller wäre. Aber ich glaube, dass ich sehr bald auf seinem Rundenzeitenniveau wäre. Das Problem ist: das könnte ich für einige Runden, aber wenn du älter wirst, dann kannst do so einen Rhythmus nicht halten. Doch mit ein wenig Training, sagen wir ein halbes Jahr, und wenn es mein Körper erlauben würde, dann würde ich aufs Podest fahren und ein wenig Spass haben.» Der Moderator war (wie die Hörer wohl auch) völlig baff: «Wirklich?» – «Ja, klar», meint Mansell, «warum nicht?»
Zuschauer der britischen Sky durften den 31fachen GP-Sieger nun via Twitter ein wenig in die Zange nehmen. Und prompt drehte sich die erste Frage um seine Aussage. Kann sich Mansell vorstellen, dass ihn Mercedes mal hinters Lenkrad lassen würde und wie schnell wäre der heute 62-Jährige nun wirklich? Wäre es eine Schande, zwei oder drei Sekunden hinter der Bestmarke eines Silberpfeilfahrers zu bleiben?
Mansell schmunzelt: «Diese Wette würde ich annehmen! Um genau zu sein, glaube ich, dass ich innerhalb eines halben Tages innerhalb von zwei Sekunden hinter der Vorgabe wäre.»
Nigel Mansell wurde nicht zufällig von den Tifosi während seiner Ferrari-Zeit als «Il Leone» (der Löwe) bezeichnet. Welches war für Mansell selber sein bestes Überholmanöver? Mansell überlegt kurz und meint dann: «Ich habe Gerhard Berger in Mexiko in der überhöhten Peraltada-180-Grad-Kurve aussen überholt. Das war der nackte Irrsinn, denn wir reden hier von knapp 290 Sachen. Und mir war dabei klar, dass Ayrton Senna sich tags zuvor dort überschlagen hatte! Du wusstest als Fahrer genau – wenn du hier von der Strecke abkommst, dann wird das ein grosser Unfall. Der Angriff gegen Gerhard war, das muss ich selber zugeben, ziemlich verwegen.»
Kann sich der Engländer an eine Runde besonders erinnern? Nigel sagt: «Ja, das war in meinem WM-Jahr 1992 in Silverstone. Williams-Technikchef Patrick Head hat mich ein wenig gefoppt und gesagt: „Du brauchst nicht noch einmal auf die Bahn zu gehen, du bist sowieso auf Pole. Keiner schafft es, in die 1:18er Zeiten zu gelangen, nicht einmal du.“ Also habe ich genau das gemacht. Ich erinnere mich auch gerne an Adelaide 1994 zurück. Alles drehte sich ums WM-Finale zwischen Michael Schumacher und Damon Hill. Und dann bin ich gewissermassen aus der Rente gekommen und habe den Wagen in Australien auf die Pole gepflanzt. Diese Runde war auch nicht ohne.»
Clevere Frage eines Sky-Zuschauers: Was würde Nigel Mansell machen, hätte er in der Formel 1 das Sagen? Nigel grinst: «Oh, wie ich das lieben würde! Ich würde bestimmt versuchen, wieder mehr Autos in der Formel 1 zu haben. Und ich würde Mittel und Wege suchen, damit es die weniger wohlhabenden Teams etwas besser haben. Aber ich bin nicht der Meinung, dass es Zeit ist, Bernie Ecclestone in Rente zu schicken. Wenn ich ihn sehe, dann kann ich nur staunen. Wer würde ihm 84 Jahre geben? Ich finde, er macht einen brillanten Job.»
Andere Frage: Was braucht Nico Rosberg, um die Festung Lewis Hamilton zu stürmen? Nigel Mansell meint: «Grundsätzlich finde ich, dass er sich gegen Hanilton gut schlägt. Hin und wieder würde ich mir von ihm etwas mehr Feuer wünschen. Er lässt sich vielleicht ein wenig runterziehen, wenn er von seinem Auto im Stich gelassen wird. Aber ich halte ihn absolut für in der Lage, einen WM-Titel zu erobern.»