2. Training Mexiko: Rosberg vorn, viele Zwischenfälle
Nico Rosberg in Mexiko
Die Formel-1-Teams wirken in Mexiko-Stadt ein wenig atemlos – und dies nicht nur wegen 2250 Metern Höhe über Meer. Die Techniker haben mehrere Denksportaufgaben zu lösen wegen der dünnen Luft: Kühlung, höhere Turboladerdrehzahlen, unberechenbare Aerodynamik. Dazu eine Strecke, die noch sehr jung ist und, wie bei neuen Pisten normal, Öle ausschwitzt.
Zum zweiten freien Training nahm der Wind zu, die Fans guckten so besorgt in den Himmel wie die Fahrer: Dunkle Wolken türmten sich auf, Regenwahrscheinlichkeit von 30 Prozent, und dabei sollte der Freitag gemäss den Meteorologen der freundlichste Tag des ganzen GP-Wochenendes sein! Weil die Teams so viele Informationen als möglich sammeln müssen, hofften die Fans auf reichlich Action.
Bislang hat die mittelharte Mischung hier nicht richtig funktioniert. Bereits wird bei Pirelli für nächstes Jahr erwogen, umzustellen: Nicht mittelhart und weich, wie 2015, sondern weich und superweich. Die Pistenoberfläche ist wenig abrasiv, die Reifen halten länger als erwartet, die mittelharte Mischung ist einfach zu hart und kaum auf Temperatur zu bringen. Zumal die Strecke mit 33 Grad weniger warm war als im ersten Training.
Crash Verstappen, Schreck Bottas
Im ersten Training hatte Sauber-Fahrer Felipe Nasr ausgangs des Stadions einen Dreher gezeigt, konnte seinen Wagen aber von den Barrieren fernhalten. Max Verstappen war weniger glücklich: Crash, damit rote Flagge und rote Flagge. Die Uhr des 90minütigen Trainings lief jedoch weiter. «Es tut mir leid, ich hatte einen Unfall», schnaufte der Niederländer über Funk.
Das Timing für den Rekordhalter (Max Verstappen am Morgen der jüngste Trainingsbeste der Formel 1) war schlecht: Es ist gut möglich, dass wir des Wetters wegen heute die einzigen Volltankfahrten auf trockener Bahn gesehen haben. Und Max hat davon so gut wie nichts vorzuweisen.
Nächster Aufreger: Bottas in der Pistenbegrenzung und der ersten Kurve, nachdem der Finne den Wagen beim Anbremsen bei hohem Tempo aus der Kontrolle verloren hatte. Ohne Frontflügel schleppte Valtteri den beschädigten Wagen an die Box zurück.
Sky-TV-Experte Bruno Senna: «Bottas konnte von Glück reden, dass er nicht einen massiven Unfall hatte. Entweder war die Bremsbalance nicht richtig eingestellt, oder es gab ein Problem mit der Energierückgewinnung. Jedenfalls schien der Wagen komplett unvermittelt auszubrechen.» Der aufgefrischte Wind half auch nicht.
Wieso die vielen Ausrutscher?
Ein Dreher von Fernando Alonso, ein Verbremser von Carlos Sainz und ein Dreher von Lewis Hamilton später hatte Vettel fast einen Unfall beim Hereinfahren zur Box. Ex-Formel-1-Fahrer Martin Brundle: «Die Fahrer suchen das Limit, die Piste ist noch jung, diese beiden Faktoren führen zu mehr Ausrutschern als sonst.»
Für die Fahrer war das alles schlimm, für die Fans war das hervorragend. Sie bekamen jede Menge Action zu sehen und Piloten, die sich offensichtlich schwer damit taten, ihre Renner unter Kontrolle zu bewahren.
Die besten Autos in Sachen Abtrieb in den langsamen Passagen: Red Bull Racing und Mercedes. Am Morgen hatte Red Bull alle vier Autos von Red Bull Racing und Toro Rosso unter die schnellsten Acht gebracht – wird die Renault-Antriebseinheit von der dünnen Mexiko-Luft weniger bestraft als die anderen Motoren?
Nach 30 Minuten streiften die ersten Fans ihre Regenpellerinen über. Aber es blieb bei einigen Tropfen. Fernando Alonso jammerte über Funk darüber, wie schwierig es ist, die Batterien im McLaren-Honda voll aufzuladen.
Immer noch Kühlprobleme
Daniil Kvyat schimpfte über Funk: «Die Verhältnisse sind fast unfahrbar, kein Grip, die Bremsen zu heiss, das Auto bricht überall aus.»
Sauber-Fahrer Marcus Ericsson: «Ich habe null Vertrauen ins Auto, ich blockiere ständig Räder, vorne wie hinten.» Eine Mischung aus Reifen, die auf der rutschigen Bahn nicht optimal arbeiten, und heiklen Bremsen.
Red Bull Racing-Teamchef Christian Horner: «Alle kämpfen mit den gleichen Kühlproblemen für Motor, Getriebe und Bremsen, wegen der dünnen Luft. Wir schauen in den Sektoren 2 und 3 gut aus, wo die ganzen Kurven sind. Wir müssen im Highspeed-Sektor 1 noch mehr Speed finden, dann könnten wir ganz ordentlich bei der Musik sein.»
Eine erste Duftmarke von Mercedes auf weichen Reifen nach Halbzeit des Trainings: 1:21,961 min von Lewis Hamilton, 1:22,272 min von Nico Rosberg. Die Simulationen sagen: 1:19,5 min sollten möglich sein, wenn die Teams ihre Autos besser auf die Bahn angepasst haben und die Piste mehr Grip aufbaut. Dann legte Nico nach: 1:21,531 min.
Rote Flagge wegen Grosjean
Viele Fahrer ärgerten sich im Dauerlauf über körnende Reifen. Wenn die Bahn so wenig Haftung bietet, dass die Reifen über die Oberfläche schmirgeln und sich dort kann kleine Gummikügelchen bilden.
Romain Grosjean liess seinen Wagen in die Wiese ausrollen: Das Getriebe steckt im vierten Gang fest. Der Genfer über Funk: «Ich weiss nicht, was los ist, mein Auto raucht.» Das Team bat den künftigen Haas-Piloten, das Auto zur Seite zu stellen: Verdacht auf Kupplungsdefekt.
Zum Schluss des Trainings fiel etwas mehr Regen, daher wurden die Zeiten nicht mehr schneller – daher Rosberg vor Kvyat, Ricciardo, Hamilton, Vettel, Räikkönen, Bottas, Alonso, Button und Massa.