Bernie Ecclestone: Vorwurf gegen Ferrari und Mercedes
Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene mit Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone
Die Formel-1-Saison 2015 war vom Geschehen auf der Rennstrecke ebenso geprägt wie von Rangeleien neben den Pisten: Der Franzose Jean Todt, Präsident des Automobil-Weltverbands FIA und der Engländer Bernie Ecclestone, Baumeister der modernen Formel 1, wollen die Machtposition der Automobilhersteller brechen. Allein aus diesem Grund sind sie auf die Idee eines Alternativ-Motors gekommen.
Todt ist ein Dorn im Auge, dass die Hersteller darüber entscheiden können, wer Antriebseinheiten zu welchem Preis erhält. Ecclestone stösst sauer auf, dass sich die Formel 1 im Schwitzkasten der Hersteller befindet – Mercedes dominiert das sportliche Geschehen, das ist nicht gut für den Sport, und Ferrari würgte Reglementsänderungen mit ihrem Vetorecht ab, das ist nicht gut für dringend notwendige Änderungen.
Bernie Ecclestone ist klug genug zu wissen, welche Sprengkraft seine Worte haben, wenn er nun gegenüber der BBC sagt: «Im Grunde helfen wir einem Hersteller. Denn es macht nicht viel Unterschied, welchen Motor Ferrari baut. Das alles hilft Mercedes. Wir zerstören also die Formel 1, wenn Sie so wollen, wegen eines Herstellers; eines Herstellers, der den Sport sofort verlassen würde, so wie es die anderen zuvor auch getan haben, wenn es in ihr Konzept passte – BMW, Toyota, sie alle gehen, wie es ihnen beliebt. Wir versuchen hier, den Sport zu retten, und diese Leute versuchen, die eigenen Interessen zu schützen.»
Vor kurzem erhielten Todt und Ecclestone vom so genannten Motorsport-Weltrat den Auftrag, Schritte in die Wege zu leiten, den Sport wieder gesunden zu lassen. Angeblich soll sich Ferrari gegen dieses Mandat ausgeprochen haben. Denn dieses Mandat hebelt das umstrittene Vetorecht von Ferrari aus.
Ecclestone ist nicht beeindruckt: «Wir können einfach ignorieren, was Ferrari gesagt hat und weitermachen. Wir könnten auch sagen: „Ihr habt eine Wahl – ihr könnt gehen oder ihr könnt vor ein Schiedsgericht ziehen. Ich glaube, wir würden vor einem Schiedsgericht leicht Recht erhalten.»
Der 85jährige Ecclestone ist wild entschlossen, etwas gegen die sinkenden Zuschauerzahlen zu unternehmen – auf die Gefahr hin, Entscheidungen zu treffen, welche den Rennställen quer im Halse stecken bleiben: «Es gibt alle möglichen Dinge, welche wir tun können und welche wir tun sollten, um die Formel 1 wieder dorthin zu bringen, wo sie sein sollte. Letztlich sind wir im Show-Geschäft. Wir sind hier, um die Menschen zu unterhalten. Wir sind nicht hier, um Mercedes zu gestatten, ihre Autos in die Auslage zu stellen und mehr Serienfahrzeuge zu verkaufen. Das gilt auch für Ferrari.»
Und jetzt sind Sie dran. Was meinen Sie? Hat Bernie Ecclestone mit seinen Aussagen Recht? Oder ist das ein verzweifelter Versuch, eine Macht zurück zu erlangen, die der Engländer längst verloren hat? Wir sind gespannt auf Ihre Meinung.