Formel 1: Max Verstappen – alles für die Katz

Christian Horner: Arbeit in Strategiegruppe verfehlt?

Von Mathias Brunner
Christian Horner macht sich Sorgen um die Formel 1

Christian Horner macht sich Sorgen um die Formel 1

​Red Bull Racing-Teamchef Christian Horner macht sich Sorgen um die Entscheidungsfindung in der Formel 1. «Wir brauchen jemanden mit Führungsqualität.»

Die Arbeit der so genannten Strategiegruppe der Formel 1 wird wenig geschätzt. Vor allem nicht von jenen Rennställen, die diesem Weichenstellergremium gar nicht beisitzen. «Was haben die schon erreicht?» höhnte mir gegenüber ein Teamchef einmal. «Doppelte Punkte beim WM-Finale in Abu Dhabi 2014 und ein Verbot für die Fahrer, ihre Helm-Designs zu ändern. Tolle Entscheidungen, ich muss schon sagen!»

Zur Erinnerung: Die Entscheidungsfindung im Formel-1-Sport ist komplex. Verschiedene Arbeitsgruppen reichen ihre Ideen der Strategiegruppe weiter. Sie besteht aus Vertretern von sechs Rennställen (gegenwärtig sind das Ferrari, Red Bull Racing, Mercedes, McLaren-Honda, Williams und Force India), des Autoverbands FIA (Jean Todt) sowie der «Formula One Group» (vertreten durch Bernie Ecclestone). Jede dieser drei Parteien besitzt sechs Stimmen. Der weitere Ablauf: Die Ideen der Strategiegruppe gehen an die Formel-1-Kommission. Die hat nur die Möglichkeit, einen Vorschlag abzunicken oder abzulehnen. Ist ein Vorschlag durchgewunken, geht er vor den FIA-Weltrat. Unlängst jedoch haben Todt und Ecclestone von der FIA das Mandat erhalten, weitreichende Entscheidungen für eine bessere Formel 1 zu fällen. Das ist ein Umweg um die übliche Entscheidungsfindung herum.

Red Bull Racing-Teamchef Christian Horner sagt gegenüber den Kollegen von Sky Sports F1: «Generell finde ich es schon gut, wenn Rennställe mitzureden haben. Schliesslich liegt ein erheblicher Teil ihrer Investitionen im Sport, also wieso sollten wegweisende Dinge nicht besprochen werden? Aber ich bin der Meinung, die Strategiegruppe ist heute zu oft ins Feuerlöschen aktueller Probleme verwickelt, statt sich um die langfristige Ausrichtung des Sports kümmern zu können. Das ist doch ein Gremium, in dem diskutiert werden sollte, wie die Formel 1 2020 aussehen muss. Statt dessen kümmert sie sich um Tagesgeschäfte.»

«Der demokratische Ansatz funktioniert in der Formel 1 einfach nicht. Wir hocken in endlosen Sitzungen und scheinen wenig zu erreichen. Also brauchen wir jemanden, der gewissermassen den Stier bei den Hörnern packt und Entscheidungen fällt. Und das müssen FIA und FOM sein. Der Weltverband und der Serienpromoter sollten die Richtung vorgehen, wohin sich unser Sport bewegt. Sie sollten sagen können: „Das ist es, was die Fans sich wünschen, das funktioniert, so sollte die Formel 1 sein, hier sind die Regeln, und wenn es euch nicht passt, dann sucht euch doch etwas anderes.“»

Horner macht sich Sorgen: «Wir müssen einiges auf die Reihe bekommen, was die Zukunft angeht. Unterm Strich brauchen wir eine starke Führung, die unterm Strich sagt – so, das machen wir jetzt. Und zwar im Sinne der Formel-1-Fans, denn eines muss klar sein: Ohne die Fans würde es keine Formel 1 geben. Der Sport muss eine Show bieten, wir sind im Unterhaltungsgeschäft, und diese Show sollte den meisten Menschen gefallen.»

«Vorhersehbare Ergebnisse und Seriensieger sind für alle Sporarten problematisch. Uns wurde unterstellt, auch Red Bull Racing hätte laufend Rennen gewonnen. Klar haben wir tolle Erfolge feiern dürfen, aber wir hatten gemessen an Mercedes nie diese anhaltende Dominanz. Zwei unserer Titel konnten wir erst im WM-Finale gewinnen, und keine WM haben wir auf den Rängen 1 und 2 abgeschlossen. Wenn aber fast schon vor dem Grand Prix feststeht, wer gewinnt, dann wenden sie die Menschen vom Sport ab.»

«Wir müssen Mittel und Wege finden, dass die Hauptdarsteller wieder zusammenrücken. Niemand will einen Fernando Alonso sehen, der einfach mitrollt. Wir wollen Vettel gegen die Mercedes-Fahrer sehen und Daniel Ricciardo, der da mitmischt. Wenn wir die Entscheidungsfindung nur den Teams überlassen, dann wird das nie passieren, weil es in der Natur der Sache liegt, dass jeder die eigenen Interessen schützt. Nein, wir brauchen starke Regulatoren, die mit einem brauchbaren Reglement aufkreuzen, um dieses Ziel zu erreichen.»

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