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Ferrari 2017: Wer wird Nachfolger von Kimi Räikkönen?

Von Mathias Brunner
Kimi Räikkönen

Kimi Räikkönen

​Ferrari hat ein Luxusproblem: Wer soll 2017 an der Seite von Sebastian Vettel fahren, wenn Kimi Räikkönen vielleicht seine Formel-1-Karriere beendet? Hoffnungen machen sich viele Piloten.

Ferrari hat ein Problem aufgeschoben, aber nicht gelöst. Das Problem heisst Kimi Räikkönen. Genau genommen, handelt es sich um ein Luxusproblem, denn wenn die Leistungen des Weltmeisters von 2007 stimmen, dann könnte Ferrari den Einjahresvertrag für 2016 nochmals verlängern. Kimi selber hat immer gesagt: «Ich fahre, so lange ich Spass habe. Aber Ferrari wird mein letztes GP-Team sein.»

Schon im vergangenen Sommer wurde in Maranello gerätselt, ob es eine echte Alternative für Räikkönen gibt. Schliesslich wurde der Plan Bottas verworfen. Williams-Pilot Valtteri hatte sich – so die Meinung der Ferrari-Strategen – gegen Felipe Massa zu wenig markant durchgesetzt. Nach langen Jahren bei Ferrari kennt Ferrari die Qualitäten von Massa wie die eigene Westentasche. Man hat von Bottas mehr erwartet. Zudem hätte Bottas aus seinem Vertrag ausgekauft werden müssen.

Wieso Nico Hülkenberg veschmäht wird

Martin Brundle – in der Formel 1 zwischen Brasilien 1984 und Japan 1996 158 Formel-1-Rennen alt geworden – ist einer der besten GP-Experten im Fahrerlager, in Diensten der britischen Sky. Beim Thema Nico Hülkenberg verfällt der 56jährige Brundle in eine Art Stehsatz: «Nico Hülkenberg sollte schon längst für ein Top-Team fahren. Ich verstehe nicht, wieso man den Deutschen ständig verschmäht. Bei McLaren etwa hätte ich zur Saison 2013 hin nicht Sergio Pérez geholt, sondern Hülkenberg.»

Immer wieder ist auch davon die Rede, wie Hülkenberg auch bei Ferrari im Gespräch war, und doch hat Kimi Räikkönen für 2016 den Vorzug erhalten. Oft erhalten wir E-mails von Lesern, die fragen: Was ist zwischen Ferrari und Hülkenberg schief gelaufen? Das könnte ungefähr so abgelaufen sein ...

Im Sommer 2013 platzte Fernando Alonso der Kragen. Die jüngsten Verbesserungen am Ferrari erwiesen sich als Fehlschlag, sein letzter Sieg lag schon Monate zurück (beim Heimrennen in Spanien, es sollte der letzte GP-Erfolg Alonsos für Ferrari sein), der Asturier merkte, dass es auch 2013 nichts würde mit dem so ersehnten WM-Titel.

Alonso machte aus seinem Herzen keine Mördergrube, aber die öffentliche Kritik kam beim damaligen Ferrari-Präsidenten Luca Montezemolo gar nicht gut an. Sein wenig verhüllter Flirt mit Red Bull Racing auch nicht. Der Chef tadelte: «Niemand ist grösser als Ferrari.»

Montezemolo spürte so viel Verärgerung bei Alonso, dass der Präsident damit rechnete, Fernando würde schon 2014 nicht mehr für Ferrari fahren. Also sah er sich nach einer Alternative um. Intern galt es als beschlossene Sache, dass Felipe Massa für 2014 keinen Vertrag mehr erhalten würde. Montezemolo befürchtete auf einmal, ganz ohne Fahrer dazustehen.

Daraufhin wurde mit Nico Hülkenberg ein Abkommen getroffen – ob mündlich oder schriftlich, ob Absichtserklärung oder Vorvertrag, darüber gehen die Meinungen ein wenig auseinander.

Doch im Lauf der Zeit ergab sich für Ferrari die Möglichkeit, Kimi Räikkönen zurück zu holen. Der Finne war nach einer Auszeit im Rallyesport mit Lotus in die Formel 1 zurückgekehrt und zeigte mit Siegen in Abu Dhabi 2012 und Australien 2013, dass er nichts von seinem Talent eingebüsst hatte. Der damalige Teamchef Stefano Domenicali hielt grosse Stücke auf Kimi.

Dann ging alles ziemlich schnell: Räikkönen wurde am 11. September 2013 von Ferrari bestätigt, Montezemolo hatte währenddessen die Wogen mit Fernando Alonso geglättet, der Spanier glaubte wieder an sein Team, nachdem er die Pläne für die kommenden Jahre gesehen hatte. Ferrari würde also ab 2014 mit Räikkönen und Alonso fahren. Nico Hülkenberg blieb schlicht aussen vor.

Es gibt noch eine andere Theorie, wieso der Deutsche verschmäht worden ist. Ferrari hat aufgrund der engen Zusammenarbeit mit Sauber Einblick in die Daten der Piloten. Nico Hülkenbergs Werte waren sehr gut, ohne Zweifel, aber man hatte in Maranello wohl nicht den Eindruck, dass er auf dem Niveau eines Champions wie Alonso oder Räikkönen fahren kann.

Letztlich war das auch der Grund, wieso Ferrari von Sergio Pérez nicht überzeugt war, der 2011 und 2012 für Sauber fuhr. Wenn der Mexikaner, damals Mitglied der Ferrari-Nachwuchsakademie, tatsächlich der grosse Überflieger wäre, dann hätte ihn Ferrari nie für 2013 an McLaren freigegeben.

Und was ist nun mit 2015 und dem Argument, Ferrari haben eben nicht zwei Deutsche im Team haben wollen?
Gegenfrage: Wieso bitteschön nicht? Wie viele Autos verkauft Ferrari in Deutschland und wie viele in Finnland? Wenn es nach Absatzmärkten ginge, müsste im Ferrari ein US-Amerikaner sitzen, ein Mexikaner, ein Chinese oder ein Brite.

Welche Chancen haben die Haas-Fahrer?

Zwischen HaasF1 und Ferrari wird es eine mindestens so enge Bindung geben wie zwischen Ferrari und Sauber. Damit ist auch klar: Für Maranello sind die beiden Haas-Fahrer Romain Grosjean und Esteban Gutiérrez wie aus Glas.

Der Genfer Grosjean hat klargemacht, dass einer der Gründe für das Abenteuer Haas darin besteht, einen Fuss in die Tür zu Ferrari zu bekommen. Nun doppelt Gutiérrez nach und sagt der spanischen Marca: «2015 konnte ich bei Ferrari sehr viel lernen, ich musste aber auch sehr geduldig sein, weil ich keine Rennen fahren konnte. Klar wollte ich lieber Rennen fahren, aber es war eine hervorragende Chance, mehr zu lernen. Sauber zu verlassen und zu Ferrari zu gehen, das war ein gewisses Risiko. Aber ich glaube, es hat sich ausbezahlt. Aber das ist nur der erste Schritt. Der nächste Schritt muss nachher kommen – für ein Top-Team fahren zu können. Das ist mein Ziel.»

Aus Kreisen von Ferrari hören wir, dass die besten Chancen jedoch weder Bottas noch Hülkenberg, weder Grosjean noch Gutiérrez haben, sondern ein Mann, der 2016 ebenfalls mit Ferrari-Power unterwegs ist: Max Verstappen.

Wie schnell Ferrari an den 18jährigen Niederländer herankommt, ist jedoch eine andere Geschichte. Red-Bull-Motorsportchef Dr. Helmut Marko: «Solche Spekulationen sind völlig sinnlos, denn Max ist über einen Mehrjahresvertrag an Red Bull gebunden.»

Daher ist Verstappens Weg vorgegeben: 2016 ein zweites Lehrjahr bei Toro Rosso, dann mit grosser Wahrscheinlichkeit ein Wechsel zu Red Bull Racing.

Max’ Papa Jos Verstappen zu Gerüchten um Ferrari: «Wenn andere Teams an Max interessiert sind, dann verstehen wir das als Lob. Aber es gibt keine Verhandlungen mit Ferrari. Wir fühlen uns wohl bei Red Bull, und mehr ist da nicht.»

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