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Lautere Motoren: Mercedes zündet zweite Stufe

Von Mathias Brunner
Mercedes-Technikchef Paddy Lowe

Mercedes-Technikchef Paddy Lowe

​Bei der Einführung der 1,6-Liter-Turbo-V6 2014 reagierten viele Fans enttäuscht: Sie vermissen seither den kreischenden Sound der früheren V8-Saugmotoren. Mercedes schafft Abhilfe.

Als die Formel 1 in die neue Turbo-Ära schritt, begann das grosse Wehklagen: Die 1,6-Liter-Motoren in ihrer V6-Turbokonfiguration sind gewiss technische Juwele, leider aber auch akustische Luftpumpen. Weltweit hagelte es Proteste, in den sozialen Netzwerken war der Teufel los. Viele sagten gleich: Das ist nicht mehr meine Formel 1, auf Nimmerwiedersehen.

In Zusammenarbeit mit der FIA bemühte sich Mercedes-Benz um eine Lösung: Nico Rosberg rückte schon im Mai 2014 mit einem Trichter am Ende des Auspuffrohrs auf die Bahn aus, doch nach wenigen Runden stand fest – am Geräusch änderte das nicht viel.
Vor gut einem Jahr, beim ersten Wintertest 2015 in Jerez, merkte der GP-Tross dann – die Antriebseinheiten haben nicht nur in Sachen Leistung und Fahrbarkeit zugelegt, sondern auch beim Sound.

Mercedes-Chefdesigner Aldo Costa: «Vor einem Jahr konnte ich ohne Ohrschutz in der Box stehen, das war kein Problem. Nun aber ist der Sound wahrlich betäubend, ich muss meine Ohren wieder bedecken, wenn unser V6 in Gang gesetzt wird. Vielleicht liegt das auch an den inzwischen erlaubten Ansaugstutzen von verstellbarer Länge.»

Aber den meisten Fans war das noch immer zu wenig, also haben die Regelhüter der FIA zur Saison 2016 hin reagiert: Es gibt nicht mehr nur ein Endrohr wie bisher, sondern die Motoren dürfen mit bis zu zwei zusätzlichen Ausgängen versehen werden – wobei diese Rohre direkt im Bereich des Wastegate-Ventils beginnen und von dort nach hinten führen müssen. Das Wastegate (zwischen Lader und Auspuffkrümmern) tritt dann in Funktion, wenn der Lader weniger stark vom Abgassstrom beschleunigt werden soll. Die Abgase werden abgeleitet und fliessen – ohne Umweg durch den Lader – in die neuen Ausgangsrohre. Das erhöht die Lautstärke.

Paddy Lowe, Technikchef von Weltmeister Mercedes-Benz: «Das Wastegate in der früheren Anordnung hat wie ein Schalldämpfer gewirkt auf den eigentlichen Auspuff. Nun, da das Wastegate einen eigenen Auslass hat, werden wir deutlich lautere Antriebseinheiten erleben. Wir haben zahlreiche Messungen gemacht und einen markanten Anstieg an Motorgeräusch festgestellt.»

Aber nach drei Rennen in Australien, Bahrain und China finden die meisten Fans noch immer: Der Sound ist einfach nicht laut genug. Besonders vor den TV-Schirmen kommen die gemessen an 2015 lauteren Turbomotoren überhaupt nicht zur Geltung.

Messungen zeigen: 2015 waren die V6-Turbos noch 124 Dezibel laut, 2016 sind es 128 Dezibel. Die früheren Saubermotoren kamen auf knapp 130 Dezibel, vor allem aber drehten jene V8-Motoren viel höher, was bei den Fans den Eindruck erweckt, sie seien viel krawalliger. Kreischen wird überdurchschnittlich lauter empfunden als Brummen.

Daher lief hinter den Kulissen die Arbeit am richtigen Sound weiter, und Paddy Lowe ist davon überzeugt, dass wir vor einem Durchbruch stehen. Der Engländer sagt bei den Kollegen von ESPN: «Auch ich finde, wir müssen da weiter zulegen, und ich glaube, wir sind auf gutem Weg. Wir arbeiten an einem System, bei dem wir die Lautstärke nach oben schrauben, ohne Leistung einzubüssen, und das schaffen wir. Wir arbeiten an verschiedenen Lösungen für 2017, welche die Motoren wieder richtig laut machen werden.»

Ein anderer Punkt, den die Fans monierten: dieses ständige Spritsparen. Paddy Lowe meint dazu: «Die Triebwerke werden immer effizienter, also wird das nicht mehr ein solch grosser Aufreger sein. Viele Fans haben in diesem Zusammenhang jedoch vergessen, dass ein möglichst geschickter Einsatz des Kraftstoffs immer ein Thema war, schon früher, mit den Saugmotoren. Sprit, das ist für den Techniker zunächst einmal immer auch Gewicht. Also kalkulierst du so knapp wie es geht. Weniger Sprit bedeutet weniger Kilo an Bord, das Auto ist schneller, weniger Gewicht belastet auch die Reifen weniger. Also haben wir immer so wenig als möglich getankt. Die Maximalmenge von 100 Kilo Kraftstoff war weise gewählt, auf den meisten Strecken brauchen wir die gar nicht und tanken weniger. Das wiederum bedeutet auch weiterhin, dass der Fahrer zwischendurch clever mit seinem Tankinhalt umgehen muss.»

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