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Ayrton Senna gegen Martin Brundle: Sehenswerter Film

Von Mathias Brunner
​Filmemacher Mario Muth ist mit klugen Interviews von Racern wie Derek Warwick, David Coulthard oder Prof. Gary Hartstein aufgefallen. Auch seine neue Doku ist sehenswert.

Immer wieder wird der modernen Formel 1 vorgeworfen, den Fahrern würde kein Raum mehr für Emotionen gelassen. Die meisten Interviews mit modernen Rennfahrern sind tatsächlich von erschreckender Banalität. PR-Schergen grosser Konzerne ersticken heikle Themen im Keim, übrig bleiben Worthülsen. Das entfremdet selbst langjährige Fans.

Wie erfrischend, wenn sich Vettel nach einem China-GP über Kvyat aufregt, wenn Hamilton einfach mal wieder so redet, wie ihm der Schnabel gewachsen ist  – das sind die Momente, in welchen die Formel-1-Freunde ihre Stars wieder spüren.

Wie es sein könnte, wenn die richtigen Fragen gestellt werden und wenn wir Gesprächspartner haben, die sich nicht hinter politischer Korrektheit und Firmenvorgaben verstecken, das beweist Filmemacher Mario Muth. Seine Interviews mit Racern wie David Coulthard, Derek Warwick oder dem früheren F1-Arzt Prof. Gary Harstein sind für jeden Fans absolutes Pflichtprogramm (mehr dazu finden Sie auf YouTube). Wer miterlebt, wie Derek Warwick bei der Erinnerung an seinen tödlich verunfallten Bruder zu weinen beginnt, der muss aus Stein sein, um keinen Kloss im Hals zu bekommen.

Der jüngste Film von Muth dreht sich um eine denkwürdige Saison: die britische Formel-3-Meisterschaft 1983 mit dem epischen Duell zwischen Ayrton Senna und Martin Brundle.

Bei Senna war von Anfang an klar: Hier wächst ein Superstar heran. Der Brasilianer schien nach Belieben zu gewinnen. Aber dann konterte der junge Engländer Martin Brundle, und auf einmal wurde auf Augenhöhe gekämpft, gegeneinander, hin und wieder auch aufeinander (Ergebnis der Kollision in Oulton Park).

Die Ausgangslage: Senna kam aus wohlhabender Familie und hatte bislang alles gewonnen, das es zu gewinnen gab. Brundle kam aus dem Nichts und wusste – wenn die Saison 1983 nichts wird, dann ist wohl Essig mit der grossen Karriere.

Wie Martin Brundle die Saison gedreht hat, warum es letztlich doch nicht zum Titel gereicht hat, wie die vielleicht spannendste Formel-3-Saison zwischen zwei Ausnahmekönnern entstand, das alles erzählen dem Filmemacher Mario Muth fünfzehn Zeitzeugen, darunter Gegner von Senna und Brundle wie Davy Jones, Calvin Fish, Allen Berg und Mario Hytten sowie Teamchef wie Dick Bennetts und Eddie Jordan.

Das Ergebnis ist absolut sehenswert und spiegelt die Intensität des damaligen Titelduells hervorragend wider. Ayrton Senna wurde zum besten Formel-1-Piloten seiner Epoche, Martin Brundle erlebte Rückschläge wie Beinverletzungen und konnte sein Potenzial im GP-Renner nie voll zeigen.

Die Idee zum Film kam Mario Muth nach einem Gespräch mit Asif Kapadia, einem der Köpfe hinter dem atemraubenden Senna-Film. Die beiden unterhielten sich über viele Senna-Szenen, die damals der Arbeit auf dem Schneidetisch zum Opfer fielen. Muth fand: Die Story von 1983 gehört erzählt.

Mario Muth: «Bemerkenswert ist nicht nur, dass viele Zeitzeugen über die Saison sprechen. Es war auch die erste Situation, in welcher ein Fahrer Senna wirklich die Stirn bot. Es geht nicht nur um die Fähigkeiten eines Racers, es geht vorwiegend auch darum, welch wichtige Rolle das Selbstvertrauen für einen Rennfahrer spielt.»

Der in Schweden geborene Schweizer Mario Hytten war damals einer der Piloten in der britischen Formel-3-Meisterschaft: «Viele Fans haben schon eine Menge über Ayrton gelesen und von ihm gesehen. Dies ist die Hintergrundgeschichte einer unvergleichlichen Saison. Mein damaliger Team-Manager Neil Trundle sollte später Chefmechaniker an Sennas McLaren sein, als der Brasilianer 1988 seinen ersten WM-Titel gewann. Ich kann den Film jedem empfehlen, denn näher an die Action kommen wir nicht.»

Trailer und Making Of finden Sie unter Senna gegen Brundle

Für die einmalige Gebühr von sechs Pfund (7.75 Euro) sehen Sie den Film auf Vimeo

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