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Ferrari unter Druck: Mehr Verbesserungen für Sotschi

Von Mathias Brunner
​Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen erhalten in Sotschi nicht mehr Power für den Russland-GP, sie probieren auch einen neuen Frontflügel aus. Ferrari-Präsident Sergio Marchionne macht Druck.

Die Zwischenbilanz nach einem Formel-1-Saisonsiebtel hat Ferrari-Präsident Sergio Marchionne nicht erfreut. Nach drei Grands Prix sieht es nämlich so aus:

Mercedes: 3 Siege
Ferrari: 0 Siege
Mercedes: 3 Pole-Positions
Ferrari: 0 Pole-Positions
Mercedes: 5 Podestränge
Ferrari: 3 Podestränge
Mercedes: 114 Punkte
Ferrari: 61 Punkte

Das entspricht nicht Marchionnes Vorgabe, schon ab dem Australien-GP siegfähig zu sein. Der Ferrari-Präsident hat in China seine Vorzeigemannschaft besucht und von von Teamchef Maurizio Arrivabene schnellere Fortschritte gefordert.

Zwei Auswirkungen davon werden wir in Sotschi erleben, wo die Formel 1 sich derzeit unter Regenschauern fürs vierte GP-Wochenende des Jahres einrichtet.

Sergio Marchionne in Shanghai: «Wir bewegen uns in die richtige Richtung, generell bin ich mit den Fortschritten zufrieden. Aber wir haben noch viel Arbeit vor uns. Wir wissen, dass Mercedes nicht zu arbeiten aufhört, also werden wir wichtige Entwicklungen vorziehen.»

Was Marchionne nicht sagte: Es handelt sich um Verbesserungen am Motor sowie um einen neuen Frontflügel, der eigentlich erst in Spanien zum Einsatz kommen sollte.

Ferrari war schon im Winter bienenfleissig. Um weiter den Rückstand auf Mercedes wegzuknabbern, hatten die Techniker aus Maranello 23 der 32 zur Verfügung stehenden so genannten Token genutzt.

Zum Vergleich: Der 2015 unterlegene Honda-Motor wurde mit 18 Token bearbeitet. Flexibel ist Renault. Die Franzosen haben nur sieben ihrer 32 Token eingesetzt, sowohl für ihr Werksteam als auch für Red Bull Racing. Bleiben für den Rest des Jahres also noch 25 Token. Die nächste Ausbaustufe des Renault soll für den Kanada-GP (12. Juni) bereit sein. Weltmeister Mercedes setzte in der Vorbereitung auf die neue Saison 19 Token ein.

In Sotschi erhalten Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen frische Triebwerke: mit verbesserten Brennräumen. Die Motortechniker streben eine Art Vorzündung an. Eine effizientere Krafststoffmischung im Brennraum erhöht die Leistung. Salonfähig hat das Mercedes-Benz gemacht, Renault arbeitet auf dem Prüfstand daran (Renndebüt beim Kanada-GP), Honda wird 2017 mit diesem System nachlegen.

Für die jüngste Entwicklung investiert Ferrari weitere drei Wertmarken.

Wieso Ferrari den verbesserten Motor vorzieht: Die langen Geraden von Russland erfordern mehr Power, und Firmenchef Marchionne hat schnellere Fortschritte gefordert. Dazu gehört auch ein neuer Frontflügel, der am Freitag hier in Sotschi ausprobiert wird. Geplant war er eigentlich erst für Spanien.

Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene spielt die ganzen Verbesserungen herunter. Auf dem brasilianischen Portal UOL Esporte bezeichnet er die Optimierungen als «nicht so wichtig. Wir haben uns vor langer Zeit dazu entschlossen, dass der richtige Weg darin besteht, das Auto graduell zu verbessern.»

Was der Italiener befürchtet: Alle paar Rennen grössere Evo-Pakete zu bringen, ist nicht zielführend. Denn dann besteht immer auch die Gefahr, sich damit zu verlaufen, und die Techniker müssen dann mühselig aussortieren, welche von den Verbesserungen eingeschlagen haben und welche sich nicht bewähren.
Maurizio Arrivabene: «Beim Motor gehen wir genau gleich vor – auch hier verläuft die Entwicklung Schritt und Schritt.»

Mattia Binotto, für den Ferrari-Formel-1-Motor verantwortlich, vertieft: «Sotschi sieht nur auf den ersten Blick einfach auf, in Wahrheit handelt es sich um eine ganz besondere Bahn. Eine sehr lange Gerade, heftige Bremsmanöver, die scheinbar endlose Linkskurve, enge Ecken, da ist alles drin. Das bedeutet auch, dass Energiegewinnung und –einsatz nicht so leicht auszubalancieren sind.»

Die italienischen Medien wetzen bereits die Messer. 2016 ist das Jahr, in dem es keine Ausreden mehr geben kann.

Sergio Marchionne, der Geschäftsleiter des Fiat/Chrysler-Konzerns, hat das in China in süffige Worte gekleidet: «Ich sehe ein Ferrari, das an seinen Aufgaben wächst, das gefällt mir. Es kommt mir vor wie ein Kind, das Fortschritte macht. Das aber auch hin und wieder ein wenig rebellisch ist.»

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