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Maurizio Arrivabene: «Ferrari darf nicht aufgeben!»

Von Mathias Brunner
Ein nachdenklicher Maurizio Arrivabene

Ein nachdenklicher Maurizio Arrivabene

​Mercedes-Benz scheint sich weiter von Ferrari zu entfernen, obschon die Italiener ständig nachlegen. Teamchef Maurizio Arrivabene: «Das ist streckenspezifisch. Wir geben nicht auf.»

Als Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene zur Medienrunde kommt, wird er beinahe von einem übereifrigen Kameramann über den Haufen gerannt. Arrivabene sofort: «Ist das Kvyat?» Damit hat der Italiener zwar die Lacher auf seiner Seite, aber zu lachen gibt es an diesem Russland-Wochenende wenig. Ferrari ist weiter weg von Mercedes als je zuvor in dieser Saison, und Sebastian Vettel ist nach dem doppelten Rammstoss von Daniil Kvyat ohne Punkte geblieben.

Maurizio, wir hat Sebastian reagiert?

Er war sehr aufgebracht, und unmittelbar nach so einer Situation habe ich jedes Verständnis dafür. Er ist ein vierfacher Weltmeister, da will man selbst nach so einem ersten Schubser weitermachen und das Beste aus dem Rennen holen. Dann aber kam der zweite Stoss, und da war nichts mehr zu machen. Später haben wir uns nochmals unterhalten, zu diesem Zeitpunkt war Seb schon ruhiger. Aber verwechselt ruhig bitte nicht mit zufrieden.

Wie hast du die Situation gesehen? Kvyat hat gesagt, Sebastian habe auf einmal verlangsamt.

Wenn ich mir die Daten des Ferrari anschaue, dann kann ich diesen Eindruck nicht teilen. Ihr braucht euch ja nur die TV-Bilder anzuschauen, dann ist alles klar. Seb sagte mir, es habe eine erste Berührung gegeben, vor der Kurve, die war nicht so gross. Dass aber der zweite Schlag beträchtlich gewesen sei. Ich habe euch vor der Saison immer versprochen, dass ich ehrlich sein will. Ich habe nach dem China-GP gesagt: Kvyat hat nichts Falsches gemacht. Ich habe mich auch nicht beklagt. Kvyat hat in Shanghai nur seinen Job gemacht. Aber dieses Mal habe ich wirklich keine Erklärung, die für den Russen als Entschuldigung durchgehen würde.

Ferrari hat nun viele Punkte eingebüsst – teils durch technische Gebrechen, teils durch Pech. Wie gross ist die Sorge, dass euch das Ziel WM-Titel langsam durch die Finger rinnt?

Jeder war sich vor der Saison darüber bewusst, dass vor uns eine enorme Aufgabe steht. Bei gewissen Situationen musst du dich in dein Schicksal ergeben und sagen – das gehört zum Rennsport. Aber Vorkommnisse wie der Turbo bei Kimi in Australien und wie die Software im Wagen von Sebastian, welche letztlich zum Ventilschaden geführt hat, das ist für mich nicht Pech. Das sind technische Mängel, hinter welchen menschliche Fehler stecken. Wir sind nicht glücklich darüber, aber ich habe dem Team auch gesagt: Lieber diese Probleme jetzt haben als im letzten Drittel der Saison, wenn es um die Wurst geht.

Was die WM angeht: Ferrari darf nicht aufgeben! Wir haben jetzt noch 17 Rennwochenenden vor uns, und ich bin nicht der Überzeugung, dass der WM-Zug langsam aus dem Bahnhof fährt.

Hat dich der Vorsprung von Mercedes überrascht?

Ja, aber wir haben den Rückstand auch erwartet, aufgrund der Pistencharakteristik von Sotschi. Aber das darf nicht mehr passieren.

Aber was wollt ihr denn anders machen, um die Situation zu wenden?

Zunächst einmal dürfen wir uns keine Fehler mehr leisten. Darüber hinaus bin ich überzeugt, dass wir auf den kommenden Strecken erheblich stärker sein werden als hier in Russland. Weil diese Strecken besser zu unserem Auto passen und weil die jüngsten Entwicklungen am Motor eher auf Pisten wie Barcelona zur Geltung kommen.

Besteht das Risiko, dass der Wagen von Sebastian Vettel in einer Weise beschädigt worden ist, welche Konsequenzen für das nächste Rennen hat?

Der Einschlag war nicht von schlechten Eltern. Aber ich kann keine Antwort auf die Frage geben, so lange wir den Wagen nicht detailliert untersucht haben. Und das ist noch nicht geschehen.

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